Mary Chatanda, Vorsitzende des Frauenflügels der tansanischen Regierungspartei Chama Cha Mapinduzi, bei einer Rede (Bild: CCM Blog)
Die Vorsitzende des Frauenflügels der tansanischen Regierungspartei Chama Cha Mapinduzi, Mary Chatanda, hat die Kastration homosexueller Menschen gefordert. Während Feierlichkeiten zum zweijährigen Regierungsjubiläum von Tansanias Präsidentin Samia Suluhu Hassan am Sonntag sagte die Politikerin: "Wir fordern die Regierung auf, Straftaten im Zusammenhang mit gleichgeschlechtlichen Aktivitäten hart zu bestrafen. Diese Menschen sollten kastriert werden, wenn sie für schuldig befunden werden." Präsidentin Hassan kommentierte die Aussagen zunächst nicht.
Erst im vergangenen Monat war auf Anweisung der tansanischen Regierung die Jugendbuchreihe "Gregs Tagebuch" als angebliche "LGBT-Propaganda" im Schulunterricht verboten worden (queer.de berichtete).
30 Jahre Haft für schwulen Sex
Männliche Homosexualität ist in Tansania, wie in vielen afrikanischen Ländern, verboten. In dem ostafrikanischen Staat drohen bei Verurteilung bis zu 30 Jahre Haft, dies kommt aber selten vor. Lesbischer Sex ist in den meisten Regionen des multi-religiösen Landes erlaubt, nur in Sansibar droht eine Haftstrafe von bis zu fünf Jahren.
Unter dem ehemaligen Präsidenten John Magufuli hatte sich die Lage für queere Menschen zuletzt deutlich verschärft. Um Homosexualität einzudämmen, wurde sogar Gleitgel verboten (queer.de berichtete). 2018 wurden zehn schwule Männer auf der Urlaubsinsel Sansibar festgenommen, weil sie eine gleichgeschlechtliche Hochzeit gefeiert haben sollen (queer.de berichtete).
Im selben Jahr hatte der Gouverneur der Wirtschaftsmetropole Daressalam erklärt, er habe eine Liste von 200 angeblich homosexuellen Menschen erstellen lassen. Sollte sich deren Neigung beweisen lassen, würden sie angeklagt werden, kündigte er an (queer.de berichtete). Nach internationaler Kritik distanzierte sich die Regierung von dem Vorhaben (queer.de berichtete).
Die Europäische Union bedauerte die "Verschlechterung der Menschenrechtssituation" und rief ihren Botschafter zu Konsultationen nach Brüssel zurück. Dänemark fror aufgrund der "inakzeptablen homophoben Äußerungen" die Entwicklungshilfe ein (queer.de berichtete).
Attacken auf queere Menschen auch in anderen Ländern Afrikas
Auch in anderen Ländern der Region verschärfte sich das Klima für queere Menschen: Das ugandische Parlament diskutiert zurzeit ein Gesetz, das die "Förderung" von Homosexualität verbieten soll (queer.de berichtete). Kenias Präsident William Ruto kritisierte Anfang März eine Entscheidung des obersten kenianischen Gerichts, das die Rechte von LGBTI-Gruppen gestärkt hatte. Homosexualität habe keinen Platz in Kenia, so der Präsident (queer.de berichtete). (cw/dpa)