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Machaela Cavanaugh filibustert

Sie redet, redet und redet: Demokratin kämpft für trans Kinder

Mit besonderem Engagement wehrt sich eine Demokratin in Nebraska gegen ein transfeindliches Gesetz – indem sie einfach nicht mehr zu reden aufhört.


Machaela Cavanaugh wurde durch ihre resolute Entschlossenheit, für die Rechte von trans Kindern zu kämpfen, zu einer Heldin vieler queerer Menschen (Bild: Facebook / Senator Machaela Cavanaugh)

  • 20. März 2023, 14:53h 6 3 Min.

Sie spricht stundenlang im Parlament über Kekse von Pfadfinderinnen, die besten Donuts der Stadt Omaha und über die Handlung des Zeichentrickfilms "Madagascar". Machaela Cavanaugh, eine von 49 Abgeordneten im Einkammernparlament des US-Bundesstaates Nebraska in Lincoln, meint es aber ernster, als ihre Themenauswahl vermuten lässt: Die 44-jährige Demokratin will mit Dauerreden verhindern, dass die Kammer transfeindliche Gesetze beschließt.

Derartige Ermündungsreden – auch "Filibuster" genannt – sind ein beliebtes Mittel im amerikanischen Parlamentarismus. Damit haben Mitglieder beider großer Parteien in der Vergangenheit Gesetzentwürfe verzögert – in der Hoffnung, dass unter anderem die mediale Aufmerksamkeit den Druck erhöht, den Entwurf doch noch einmal zu überdenken.

Another week in the books. Take care of yourselves!

Posted by Senator Machaela Cavanaugh on Friday, March 3, 2023
Facebook / Senator Machaela Cavanaugh | Gemütliche Schuhe sind unerlässlich für einen Filibuster
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Ungewöhnlich bei Cavanaugh ist, dass sie nicht nur die entsprechenden Gesetzentwürfe blockiert, sondern alle Entwürfe – auch jene, die sie eigentlich befürwortet. "Wenn dieses Parlament kollektiv beschließt, dass die Verabschiedung von Gesetzen, die Hass gegen Kinder propagieren, unsere Priorität ist, dann werde ich es schmerzhaft machen – schmerzhaft für jeden", so begründete sie ihr Vorgehen. Sollte Cavanaugh weiter filibustern, so ein Parlamentsschreiber, könnten nur 30 von geplant 820 Gesetzen in dieser Legislaturperiode debattiert werden.

Twitter / NoLieWithBTC

"Die Kinder von Nebraska verdienen es, dass sich jemand für sie einsetzt"

Drei Wochen lang sprach Cavanaugh die erlaubte Höchtsprechzeit von acht Stunden und reichte Änderungsanträge ein – mehrere Tage davon litt sie an einer Halsentzündung. Der Grund ist LB 574: Dieser Gesetzentwurf soll verbieten, dass trans Kinder und Jugendliche zur Anpassung des Geschlechts behandelt werden können, selbst wenn dies nach Ansicht der Ärzteverbände sinnvoll ist. Für Cavanaugh ist dies ein Gesetz "der Gemeinheit": "Die Kinder von Nebraska verdienen es, dass sich jemand für sie einsetzt", gab sie sich überzeugt. Auch ein weiteres geplantes Gesetz will Cavanaugh blockieren: Dieses besagt, dass trans Personen keine Toiletten oder Umkleideräume mehr benutzen dürfen, die ihrem Geschlecht nach der Anpassung entsprechen.

Twitter / OutNebraska | Die LGBTI-Organisation "Out Nebraska" kämpft für ein Nein

Diese Woche hat Cavanaugh ihre Taktik geändert. Nach Verhandlungen mit dem republikanischen Parlamentspräsidenten John Arch will sie eine Debatte über das Gesetz am Dienstag zulassen, dann aber weiter die Verabschiedung des geplanten Gesetzes blockieren. In Nebraska wird eine Zweidrittel­mehrheit – also 33 Abgeordnete – benötigt, um einen Filibuster zu beenden. Die Republikaner verfügen aber nur über 32 Sitze, die Demokraten über 17. Cavanaugh erklärte, sie glaube nicht, dass die Anhänger*­innen des Gesetzes genug Stimmen haben. Letztes Jahr haben die Demokraten mit diesem Mittel bereits verhindert, dass Nebraska ein Abtreibungsverbot einführt und das verdeckte Tragen von Waffen ohne Genehmigung erlaubt.

Queerfeindliche Gesetzentwürfe sind derzeit in mehreren konservativen Bundesstaaten anhängig – viele wurden bereits verabschiedet (queer.de berichtete). Republikaner versuchen damit oft, ihre christlich-fundamentalistische Basis an die Wahlurnen zu locken, die eine weit höhere Wahlbeteiligung aufweist als der Bevölkerungsschnitt. Diese Taktik war in der Vergangenheit wiederholt erfolgreich: George W. Bush konnte so 2004 seine Wiederwahl als US-Präsident sichern – damals ging es nicht um Trans-Gesetzgebung, sondern um ein Verbot der gleichgeschlechtlichen Eheschließung. (dk)

#1 Elena
#2 FraesdorffAnonym
  • 21.03.2023, 05:03h
  • Immer wieder wundere ich mich über da, was die Amerikaner Demokratie nennen. Es geht beim Filibustern offenbar nicht um das bessere Argument, sondern um eine Möglichkeit, Gesetzentwürfe zu blockieren. Da dieser Kniff von Republikanern ebenfalls angewandt werden kann, sehe ich darin keinen demokratischen Nutzen. Im Gegenteil. Parlamentarische Mehrheiten werden ausgehebelt.
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#3 VictoriaAnonym
  • 21.03.2023, 07:55h
  • Antwort auf #2 von Fraesdorff
  • Solange die Spielregeln so sind wie sie sind, wären beide Seiten blöd, wenn sie das nicht ausnutzen würden. Außerdem brechen die Republikaner die Regeln der Demokratie sowieso die ganze Zeit ohne dafür Konsequenzen zu erfahren, also warum so zimperlich?
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