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Frankfurt
Gericht: Unternehmen von Julian Reichelt darf trans Frau nicht misgendern
Die Pressekammer des Frankfurter Landgerichts entscheidet, dass transphobe Medien sich nicht alles erlauben dürfen.
- 22. März 2023, 13:26h 2 Min.
Das von Ex-"Bild"-Chefredakteur geleitete Unternehmen Rome Medien GmbH darf nach einem Beschluss des Landgerichts Frankfurt nicht mehr die trans Journalistin Janka Kluge als "Mann" bezeichnen. Das teilte Kluges Anwalt Jasper Prigge mit.
Demnach habe die Pressekammer des Gerichts die Entscheidung am vergangenen Freitag gefällt (2-03 O 149/23). Laut Prigge verbiete damit ein Landgericht erstmals im Wege einer einstweiligen Verfügung das Misgendern einer trans Frau. In dem Fall ging es um einen Artikel der Autorin Judith Sevinç Basad, die letztes Jahr die "Bild"-Zeitung wegen angeblich zu transfreundlicher Berichterstattung verlassen hatte (queer.de berichtete).
Konkret ging es um einen Beitrag im Blog Pleiteticker.de, in dem Janke kritisiert worden war. In dem Beitrag wurde die Journalistin zunächst als "Transfrau", im weiteren Verlauf "biologischer Mann" und zum Ende hin nur noch als "Mann" bezeichnet.
"Entscheidung hat Signalwirkung"
"Niemand muss hinnehmen, bewusst dem falschen Geschlecht zugeordnet zu werden", erklärt Rechtsanwalt Prigge. "Das Landgericht hat hier im Einzelfall entschieden, dennoch hat die Entscheidung eine Signalwirkung. Verschiedene Studien belegen die negativen Auswirkungen von Misgendern auf Betroffene. Hierauf haben wir im Verfahren hingewiesen. Misgendern ist ein schwerwiegender Eingriff in das allgemeine Persönlichkeitsrecht und kann rechtliche Konsequenzen haben."
Der Beschluss ist noch nicht rechtskräftig. Das Reichelt-Unternehmen kann noch Widerspruch einlegen.
Julian Reichelt war von 2017 bis 2022 "Bild"-Chefredakteur und betreibt heute unter anderem den rechtspopulistischen Youtube-Kanal "Achtung, Reichelt!". Dort macht er auch immer wieder gegen queere Menschen Stimmung. Vergangenes Jahr schimpfte etwa Gloria von Thurn und Taxis unwidersprochen darüber, dass es jetzt so viele offen lebende Schwule und Lesben gibt (queer.de berichtete).

Auf Youtube hat "Achtung, Reichelt!" mehr als 320.000 Abonnent*innen (Bild: Screenshot Youtube / Achtung, Reichelt!)
Queerfeindliche Kräfte versuchten in den letzten Jahren immer wieder, durch Misgendern trans Menschen lächerlich zu machen. Notorisch sind etwa die Attacken aus der Bundestagsfraktion der AfD gegen die trans Abgeordnete Tessa Ganserer (queer.de berichtete). Auch der Tübinger Oberbürgermeister Boris Palmer misgenderte eine trans Frau, die sich gegen seine Politik wehrt – außerdem verwendete der Kommunalpolitiker ihren abgelegten Deadname. Erst Anfang des Monats erklärte er: "Ich halte daran fest, dass eine Trans Person keine Frau ist" (queer.de berichtete). (cw)
