
https://queer.de/?45041
Urteil
Augsburger Klimademonstrant*innen aus Queerhass attackiert
Ein 18-jähriger attackierte mehrfach ein Protestcamp von Klimaaktivist*innen im bayrischen Augsburg. Seine eigene Unbekümmertheit und DNA-Spuren überführten ihn schließlich. Sein Motiv: Hass, angefacht von einer Regenbogenfahne.

Stefan Müller (climate stuff, 2 Mio views) / flickr) In Klima-Protestcamps werden immer wieder auch Regenbogenfahnen angebracht – so wie hier im ebenfalls bayrischen Erlangen (Bild:
- 22. März 2023, 14:23h 3 Min.
Mehrfach bedrohte und beleidigte ein 18-jähriger Auszubildender Demonstrant*innen des Augsburger Klimacamps. Die campieren seit Juli 2020 dauerhaft vor dem Augsburger Rathaus und fordern von der Stadtverwaltung Maßnahmen zum Kampf gegen die Klimakatastrophe.
Das Amtsgericht Augsburg verurteilte den jungen Mann deshalb nun zu einer Woche Arrest, einer Geldstrafe von 700 Euro und sozialpädagogischen Gesprächen, wie die "Augsburger Allgemeine" berichtet.
Doch es war nicht vorrangig Hass auf Klima-Aktivist*innen, Autobahnblockaden oder Greta Thunberg, was den jungen Mann motivierte. Vielmehr schien er es besonders auf die Aktivist*innen abgesehen zu haben, weil die zur Solidarität mit LGBTI eine Regenbogenfahne an ihrem Lager aufgehangen hatten.
Mehrere nächtliche Attacken...
Im April vergangenen Jahres machten die Aktivist*innen erstmals die unangenehme Bekanntschaft mit dem Angeklagten. Zusammen mit weiteren jungen Männern war der nachts auf das Gelände des Protestcamps gekommen, allerdings alles andere als klandestin. Von ihren Stimmen wurden die Aktivist*innen wach. Dann rissen die Männer eine Regenbogenfahne herunter.
Nachdem die Gruppe wieder verschwunden war, kehrte sie kurz darauf zum Tatort zurück. Dieses mal weckte sie die Campbewohner*innen aktiv und überschüttete sie mit Beleidigungen. Die Demonstrant*innen wurden als "Schwuchteln", als "Schwule" sowie behindertenfeindlich als "Missgeburten" beschimpft. Der Angeklagte soll zudem gedroht haben, mit einer Metallstange zuzuschlagen, die er vor Ort dem Material des Camps entnommen hatte. Außerdem wurde gedroht, das Zeltlager niederzubrennen.
Einige Wochen später wurden die Klimacamper wieder unsanft aus dem Schlaf gerissen. Der Grund waren zunächst Pöbeleien. Dann versprühte der Angeklagte den Inhalt eines entwendeten Feuerlöschers im Camp und flüchtete. Ein Bewohner verfolgte den Täter, um der inzwischen gerufenen Polizei den Standort mitteilen zu können. Daraufhin drehte sich der Angeklagte um und versuchte unter anderem, dem Aktivisten das Handy aus der Hand zu schlagen. Der Angeklagte konnte trotz des Eingreifens eines Wachmanns entkommen.
... und ein Besuch bei Tageslicht
Einen weiteren Monat später tauchte der junge Mann dann wieder am Camp auf, dieses mal allerdings bei Tageslicht. Weil die Demonstrant*innen ihn wiedererkannten, veranlassten sie bei einer zufällig anwesenden Polizeistreife die Überprüfung von Personalien.
Später ordnete die Polizei sogar die Entnahme von DNA-Material an, um es mit am Feuerlöscher sichergestellten Spuren abzugleichen. Und tatsächlich: Die Proben stimmten überein. Auch die vor Gericht gehörten Zeug*innen machten den jungen Mann als Verantwortlichen der nächtlichen Attacken auf das Camp aus.
Das nun gefällte Urteil nach Jugendstrafrecht lautet auf Bedrohung, Beleidigung, Sachbeschädigung und versuchte Körperverletzung. Der Angeklagte machte von seinem Aussageverweigerungsrecht Gebrauch. Die Richterin befand dennoch, dass er eine unverständliche Neigung zu Hasskriminalität an den Tag lege. Wie passend, dass Ministerpräsident Markus Söder am Wochenende andeutete, endlich auch für Bayern einen Aktionsplan für queere Menschen zusammenstellen zu wollen (queer.de berichtete). (jk)

Daher beschränke ich mich auf das hier:
Danke, queer.de-Redaktion, dass ihr hier den passenden Ausdruck verwendet und direkt in die Headline gepackt habt: Queerhass.
Die oft bemühte Homophobie ist da imho zu euphemistisch, schließlich ist es tatsächlich *Hass*, der die Triebfeder ist - kein Angst.