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"Niemand darf ausgeschlossen bleiben"

Deutsche Aidshilfe: Zugang zur PrEP muss einfacher werden

Zum Start einer Fachkonferenz in Bonn hat die Deutsche Aidshilfe eine Botschaft an die Politik: Das Potenzial der PrEP ist nicht ausgeschöpft. Das HIV-Vorsorgemedikament könnte noch viel mehr Menschen schützen.


Expert*innen sind sich sicher, dass die PrEP in den letzten Jahren viele HIV-Neuinfektionen verhindert hat (Bild: Tony Webster / wikipedia)

  • 23. März 2023, 12:58h 1 2 Min.

Die Deutsche Aidshilfe fordert anlässlich des am Donnerstag beginnenden Deutsch-Österreichischen Aids-Kongresses (DÖAK) in Bonn, die Nutzung des HIV-Prophylaxemedikaments PrEP auszubauen. Dazu hat die Organisation ein neues Positionspapier veröffentlicht.

Die sogenannte Prä-Expositions-Prophylaxe (Vor-Kontakt-Vorsorge) schützt HIV-Negative laut Studien sehr zuverlässig vor der Ansteckung mit dem Virus. HIV kann sich dann nicht mehr im Körper einnisten, eine Übertragung beim Sex ist damit nicht mehr möglich. Das vorbeugende Medikament wird derzeit von mindestens 30.000 Menschen in Deutschland genutzt, erklärte Daniel Schmidt vom Robert Koch-Institut auf dem DÖAK. Seit September 2019 ist die PrEP für Menschen mit "substanziellem" HIV-Risiko eine Leistung der Gesetzlichen Krankenkassen (queer.de berichtete).

Twitter / UteHiller | Bei der DÖAK wird auch gezielt die Gesundheitsvorsorge queerer Menschen diskutiert
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"Dass die Zahl der Nutzer*­innen steigt, ist eine gute Nachricht. Diesen Trend gilt es zu verstärken, indem wir alle noch offener denken und breiter über die PrEP aufklären", sagt Ulf Kristal, Vorstandsmitglied der Deutschen Aidshilfe. "Die PrEP ist prinzipiell für alle Menschen mit einem HIV-Risiko geeignet. Wer sich mit der HIV-Prophylaxe schützen möchte, muss sie auch schnell und unkompliziert bekommen."

"Meist unbegründete Angst vor starken Nebenwirkungen"

Laut DAH müsste die PrEP mit mehreren Schritten gefördert werden: Der Zugang müsse etwa niedrigschwelliger, also einfacher, gemacht werden, etwa über "communitynahe Einrichtungen für die am stärksten von HIV betroffenen Gruppen (z.B. Checkpoints, Beratungsstellen)". Zudem gelte es Hemmnisse auszuräumen, "etwa die meist unbegründete Angst vor starken Nebenwirkungen". Auch der Stigmatisierung von PrEP-Nutzenden müsse entgegengewirkt werden. Die DAH forderte auch, dass auch private Krankenversicherungen die PrEP bezahlen müssten. "Viele übernehmen die Kosten bisher nicht, einige benachteiligen bisher PrEP-Nutzer*innen sogar beim Tarif", beklagte der Verband.

"Niemand darf von diesem wirkungsvollen Schutz vor HIV ausgeschlossen bleiben", so Kristal. "Es muss einfache und ermutigende Zugänge zur PrEP geben! Das gilt ganz besonders für marginalisierte Gruppen – zum Beispiel nicht krankenversicherte Menschen, die aufgrund einer prekären Lebenssituation der Sexarbeit nachgehen."

Zuletzt geriet dagegen die PrEP-Versorgung in Gefahr: Erst kurz vor dem Jahreswechsel verlängerte der Bewertungsausschuss Ärzte die Finanzierung durch die gesetzlichen Krankenkassen, allerdings nur bis Ende 2023 (queer.de berichtete). Dabei sieht das Robert-Koch-Institut die PrEP-Nutzung als einen Grund für die sinkenden HIV-Neuinfektionen unter schwulen und bisexuellen Männern in Deutschland (queer.de berichtete). (dk)

#1 KarlAnonym
  • 24.03.2023, 10:42h
  • Ich hoffe es wird weiterhin Kassenleistung bleiben. Es verschafft einem in vielerlei Hinsicht ein sichereres Lebensgefühl. Denn auch wenn der Hausarzt gerne mal sagt >ein Kondom ist nicht so groß und schwer, dass man es nicht immer dabei haben könnte<, wenn man ganz ehrlich ist, dann weiß jeder, dass Unfälle immer mal passieren.

    Und wer sich mit dem Thema genauer auseinandersetzt, der wird seine Vorurteile auch recht schnell verlieren (Stichwort Slutshaming). Den das PrEP Programm dämmt nicht nur das Risiko der schwerwiegenden Folgen einer HIV Infektion ein und entlastet seelisch von der Furcht vor dieser.

    Sondern sorgt auch dafür, dass durch die drei-monatigen STD Checks weitere Infektionen erkannt und behandelt werden. Was man medial gerne unterschlägt ist, dass die meisten STD's Schmierinfektionen sind und Kondome daher nur einen sehr eingeschränkt Schutz vor ihnen bieten. Gerade beim Blasen dürften die wenigsten ein Kondom nutzen und die meisten Infektionen im Mund-/Rachenraum sowie am Hintern verlaufen symptomfrei und werden dadruch zu einem unbemerkten Hotspot für Spreading Ereignisse.
    Durch die regelmäßigen Checks wird hier Eindämmung betrieben.

    Die Checks im PrEP Programm werden im Gegensatz zu sogenannten >Wunschbehandlungen< von der Kasse übernommen. Eine Wunschbehandlung ist es beispielsweise, wenn man sich auf STD's testen lassen möchte ohne dass Symptome vorliegen. Ein Großteil der Infektionen verläuft oft symptomfrei (Chlamydien: eine der häufigsten Infektionen, bei ca. 50% der Männer und bei über 3/4 der Frauen symptomfrei, sogar über Jahre hinweg) oder mit unspezifischen Symptomen (z.B. anschwellender Lymphknoten am Hals, Hausarzt testet nicht auf alle STD's und tappt im Dunkeln).
    Es darf auch nicht übersehen werden, dass auch unbemerkte Infektionen schwerwiegende Folgen haben können, beispielsweise wenn die Erreger aufsteigen und in die Blase, Eil- und Samenleiter eindringen.
    Es werden auch gerne die Kosten nach einem Risikokontakt übernommen, allerdings wird der Arzt und die Kasse stutzig, wenn sich dies routinemäßig wiederholt (und hier eine verdeckte Wunschbehandlung vorliegt).

    Ein weiterer Vorteil des Programms ist es, dass die Ärzte auch die bereits erhaltenen Impfungen prüfen und weitere anbieten.

    Nach dem Aufklärungsgespräch im Vorfeld des PrEP Programms haben sich meine >Vorurteile< umgekehrt, ich fühle mich beim Sex mit jemanden von dem ich weiß, dass er sich regelmäßig durchchecken lässt, wesendlich sicherer als mit jemanden der sich an seinen letzten STD Test nicht mehr erinnern kann.

    Nebenwirkungen hatte bisher niemand von denen die ich kenne.

    Hier im Frankfurter Ballungsgebiet nimmt inzwischen gefühlt jeder zweite PrEP, das Angebot wird gut angenommen. So gut, dass das Gesundheitsamt mit dem zur Verfügung stehenden Budget voll ausgelastet ist. Ärzte die das PrEP Programm in ihr Behandlungsangebot mit aufnehmen werden händeringend gesucht.
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