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Rhode Island
Hetero-Abgeordneter fragt lesbische Kollegin: "Sind Sie eine Pädophile?"
US-Republikaner bringen zuletzt LGBTI-Rechte gerne mit sexuellem Missbrauch von Kindern in Verbindung, so auch Robert Quattrocchi aus Rhode Island. Nach einer beleidigenden Äußerung lehnt er eine öffentliche Entschuldigung ab.

Die Frage des republikanischen Abgeordneten Robert Quattrocchi, ob eine lesbische Kollegin pädophil sei, wurde scharf kritisiert (Bild: Screenshot / Capitol TV)
- 24. März 2023, 12:56h 3 Min.
Ein republikanischer Abgeordneter des Regionalparlaments von Rhode Island in Providence hat eine lesbische Kollegin während einer Anhörung zu einem Gleichbehandlungsgesetz gefragt, ob sie pädophil sei. Die Szene führte zu einiger Aufregung in dem kleinen US-Bundesstaat. Später behauptete der Republikaner, ein Missverständnis habe zur Frage geführt – eine öffentliche Entschuldigung lehnte er bislang ab.
Wie das "Providence Journal" berichtet, ereignete sich der Vorfall am letzten Freitag, als ein Ausschuss über den Gesetzentwurf HB 5763 beriet, der von der offen lesbischen Politikerin Rebecca Kislak von der demokratischen Mehrheitsfraktion mit eingebracht wurde. Der Entwurf würde verlangen, dass zukünftige Gesetze nach ihren Auswirkungen auf Minderheiten – etwa aufgrund von ethnischer Herkunft, Religion, sexueller Orientierung oder Geschlechtsidentität – überprüft werden müssten.
Twitter / JBoylan4RI | Rebecca Kislak macht aus ihrer sexuellen Orientierung kein Geheimnis – für Republikaner ist sie damit offenbar eine Kinder-Vergewaltigerin...Class act @RebeccaKislak addresses @RIHouseofReps. Applause, applause . pic.twitter.com/9wrTurPHe7
Jennifer Boylan HD66 (@JBoylan4RI) March 23, 2023
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Der mit einer Frau verheiratete Republikaner Robert Quattrocchi erklärte, das Gesetz sei zu weit gefasst, und fragte die Mitautorin: "Muss ich zum Beispiel bei Religion beachten, wie etwas Satanisten in Rhode Island beeinflusst? Oder beim Merkmal sexuelle Orientierung, wie etwas Pädophile in Rhode Island beeinflusst?" Kislak antwortete ruhig: "Erstmal möchte ich klarstellen, dass 'pädophil' keine sexuelle Orientierung ist." Quattrocchi entschuldigte sich, woraufhin Kislak erklärte, dass diese Äußerung beleidigend sei. Quattrocchi erklärte daraufhin: "Das wollte ich nicht. Sind Sie eine Pädophile?"
Diese Frage führte zu hörbaren Irritationen im Saal. Der Ausschussvorsitzende griff daraufhin sofort ein: "Wir weichen vom Thema ab. Wir sollten nur Fragen zum Gesetz stellen." Kislak erklärte danach, diese Frage zeige, warum man über das Thema mehr reden müsse.
Inzwischen wurde Quattrocchi wegen der beleidigenden Frage aus dem Ausschuss entfernt, wie der Lokalsender WJAR am Donnerstagabend berichtete. Das war von Parlamentspräsident Joe Shekarchi, einem offen schwulen Demokraten, angeordnet worden.
Quattrocchi erklärte, er habe sich privat "vier Mal" bei Kislak für seine Äußerungen entschuldigt, lehnte aber bislang eine öffentliche Entschuldigung ab. Bei seiner Frage habe es sich um ein "Missverständnis" gehandelt, so Quattrocchi weiter, ohne nähere Details zu nennen. Kislak erklärte, sie habe bislang keine Entschuldigung gehört.
Mehrere queere Organisationen und die Demokratische Partei von Rhode Island haben die Äußerung scharf kritisiert. "Rhode Island hat eine stolze Tradition der Toleranz und die Demokratische Partei ist stolz, sich für die Rechte und den Schutz der LGBTI-Community einzusetzen", teilte die Landespartei mit. Die Republikanische Landespartei wollte sich hingegen nicht äußert. Der republikanische Fraktionschef Michael Chippendale erklärte lediglich über Quattrocchi: "Dieser Mann hasst niemanden. Er glaubt nicht, dass Homosexualität und Pädophilie das gleiche sind." Er habe aber einen "anderen Stil".
In Rhode Island hat Kislaks Partei eine überwältigende Mehrheit – 33 der 38 Abgeordneten im Repräsentantenhaus gehören der demokratischen Partei an, nur fünf der republikanischen. In anderen Bundesstaaten, in denen Republikaner an der Macht sind, gibt es derzeit eine Welle von queerfeindlichen Gesetzen (queer.de berichtete). Bei der republikanischen CPAC-Konferenz wurde außerdem Anfang des Monats von einem Redner gefordert, Transgenderismus "auszurotten" (queer.de berichtete). (dk)

"Nein. Sind Sie denn ein Pädophiler? Denn statistisch gesehen gibt es (auch prozentual) weit mehr heterosexuelle Männer, die pädophil sind als lesbische Frauen."