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Interview zum Kinostart
"Meine Karriere ist alles andere als eine Selbstverständlichkeit"
In "Dungeons & Dragons: Ehre unter Dieben" spielt Justice Smith den Zauberer Simon. Wir sprachen mit ihm über Filmangebote für Schwarze Queers, magische Kräfte und den wichtigsten Aspekt des Kult-Rollenspiels.

Justice Smith als Zauberer Simon in "Dungeons & Dragons: Ehre unter Dieben" (Bild: Universal Pictures)
28. März 2023, 05:28h 6 Min. Von
Seine Liebe zur Schauspielerei entdeckte Justice Smith, geboren 1995 in Kalifornien, schon zu Schulzeiten, mit 20 Jahren gelang ihm dann der Durchbruch mit dem Independent-Film "Margos Spuren" an der Seite von Cara Delevigne. Nach tragenden Rollen in Baz Luhrmanns Serie "The Get Down", dem Welterfolg "Jurassic World: Das gefallene Königreich" und der Videospiel-Adaption "Pokémon: Meisterdetektiv Pikachu" outete er sich 2020 mit einem Instagram-Post als queer. Seither spielte er die Hauptrolle in der fantastischen Serie "Generat+ion" (zu sehen bei RTL+) und war kürzlich im Film "Sharper" (AppleTV+) zu sehen.
Nun ist der 27-Jährige, der mit seinem Kollegen Nicholas L. Ashe ("Queen Sugar") liiert ist, einer der Protagonisten des Fantasy-Films "Dungeons & Dragons: Ehre unter Dieben", der ab dem 30. März in den Kinos läuft. Wir konnten aus diesem Anlass mit ihm telefonieren.

Poster zum Film: "Dungeons & Dragons: Ehre unter Dieben" startet am 30. März 2023 im Kino
Justice, dass Sie ein Fan von Videospielen sind, ist kein Geheimnis. Aber haben Sie auch Erfahrungen mit Rollenspielen wie "Dungeons & Dragons", auf dem nun Ihr neuer Film basiert?
Ich wusste natürlich ungefähr, was "Dungeons & Dragons" ist, aber gespielt habe ich es nie. Auch in meinem Freundeskreis war das Spiel kein großes Thema, deswegen hatte ich nie jemanden, der mich in diese Welt eingeführt hätte. Und irgendwie braucht man aber jemanden, der einen da an die Hand nimmt, denn "Dungeons & Dragons" ist von so vielen Legenden umrankt, dass es fast ein wenig einschüchternd ist.
Bevor wir mit den Dreharbeiten begannen, hat unser ganzes Ensemble aber tatsächlich mal zusammen das Spiel gespielt. Und erst dann habe ich den wichtigsten Aspekt eines solchen Rollenspiels wirklich verstanden. Nämlich die Tatsache, dass es im Grunde gar keine festen Regeln gibt, sondern einfach ein paar Leute um einen Tisch sitzen und eine Geschichte improvisieren. Ganz zu schweigen von dem vielen Humor, der dem Spiel innewohnt und den wir nun auch in unserem Film in den Vordergrund rücken.
Sie spielen im Film nun einen Zauberer. Wurden da Kindheitsträume wahr?
Ich war kein Junge mit einem Zauberkasten oder so, aber ich habe mir definitiv magische Kräfte gewünscht. Wahrscheinlich hat doch jedes Kind mal so eine Phase, in der es wild gestikulierend auf andere Kinder deutet und sich vorstellt, es kämen Elektroblitze aus den Fingern oder so. Das jetzt als Erwachsener ausleben zu dürfen und sogar mitansehen zu können, wie nach meinen Bewegungen irgendwelche Stuntleute durch den Raum fliegen, das war schon toll.
Dass Sie als queerer Schwarzer Mann gleichzeitig Hauptrollen in LGBTI-Geschichten wie der Serie "Genera+ion" spielen und hetero Rollen in Großproduktionen wie "Dungeons & Dragons" oder kürzlich "Sharper" übernehmen können, ist etwas ziemlich Besonderes und wäre sicherlich selbst vor zehn Jahren in dieser Form noch nicht möglich gewesen. Denken Sie über so etwas überhaupt nach?
Oh ja, ich bin mir sehr bewusst, dass meine Karriere alles andere als eine Selbstverständlichkeit ist. Ich habe das Glück, genau zur richtigen Zeit geboren worden zu sein und mich zur richtigen Zeit in die Schauspielerei verliebt zu haben. Was für ein Segen, dass ich heute lebe, wo die Leute nicht mehr unbedingt Angst haben vor jemandem, der aussieht und liebt wie ich. Im Gegenteil werden ja sogar endlich gezielt Geschichten über meinesgleichen erzählt – und das teilweise sogar fernab von Stereotypen. Ich staune selbst manchmal, wie abwechslungsreich sich meine Karriere gestaltet. Es hätte ohne weiteres passieren können, dass ich aufgrund meiner Identität in viel zu engen Schubladen feststecke, doch stattdessen darf ich den Facettenreichtum, den ich in mir trage, auch vor der Kamera ausleben.
Apropos Facettenreichtum: Wie entscheiden Sie denn überhaupt, was Sie interessiert?
Na ja, als Schauspieler meiner Größenordnung ist es nicht so, dass ich ständig die Wahl hätte. Oft geht's einfach nur darum, ob es überhaupt Angebote gibt. Da mache ich das, was bei mir auf dem Tisch landet, schließlich muss ich ja meinen Lebensunterhalt verdienen.

Szene aus "Dungeons & Dragons: Ehre unter Dieben" (Bild: Universal Pictures)
Aber Sie können schon auch "nein" sagen?
Klar, wenn mir etwas gegen den Strich geht, fällt mir das nicht schwer. Zumindest nicht mehr. Zu Beginn meiner Karriere tat ich mich damit schwerer, denn damals dachte ich vor allem, dass ich strategisch sein müsse und Dinge wie Geld und Erfolg im Blick haben sollte. Inzwischen habe ich gelernt, dass ich glücklicher damit bin, wenn ich mich daran orientiere, warum ich mich für die Kunst des Filmemachens überhaupt begeistere.
Kurz eine Frage mit Blick auf die wirklich sehr besondere Serie "Genera+ion", die ja leider nach einer Staffel abgesetzt wurde. Was hat sie Ihnen persönlich bedeutet?
Ich habe diese Serie wirklich wahnsinnig geliebt. Uns ist es in meinen Augen wirklich gelungen, die Generation Z angemessen darzustellen, die queerste Generation aller Zeiten. Ich kann mir nur ausmalen, wie es gewesen wäre, eine solche Serie zu meinen Highschool-Zeiten zu sehen. Und vor allem jemanden wie Chester, den ich in "Genera+tion" verkörpert habe. Er hat im Grunde gar nicht viel mit mir gemeinsam, sieht man einmal davon ab, dass er auch queer und Schwarz ist. Aber jemanden wie ihn hatte ich eigentlich noch nie als Serienprotagonisten gesehen.
Was genau meinen Sie?
Figuren wie er kommen in den meisten Geschichten nur am Rande vor, als bester Freund oder so. Hier stand er plötzlich im Mittelpunkt: ein junger Kerl, der laut und stolz ist, aber trotzdem Einsamkeit erlebt. In unserer Gesellschaft tun wir extrovertierte, sprudelnde bunte Vögel wie ihn ja gerne mal als oberflächlich ab, deswegen war es mir ein besonderes Vergnügen zu zeigen, dass auch jemand wie Chester gleichzeitig feinsinnig und tiefgründig sein kann.
Sie haben mal besagt, die Schauspielerei sei für Sie wie die Luft zum Atmen. Hat dieser Sauerstoff denn immer die gleiche Qualität, egal ob Sie es in "Dungeons & Dragons" mit CGI-Drachen zu tun haben oder gemeinsam mit Isabelle Huppert in New York auf der Theaterbühne stehen?
Puh… Ich weiß nicht, ob ich immer noch sagen würde, dass ich ohne die Schauspielerei nicht überleben könnte. Das war zu Highschool-Zeiten definitiv so, aber heute würde ich eher sagen, die Schauspielerei die Magie in meinem Leben darstellt. Und nie bin ich glücklicher, als wenn ich mich voll auf diese Magie einlasse. Für kurze Phasen abzutauchen in traumhafte, fantastische, einfach andere Welten, das ist einfach eine unglaubliche Erfahrung. Ganz egal übrigens, in welcher Art von Projekt. Ich habe nur gemerkt, dass es bei so großen Blockbuster-Produktionen manchmal schwieriger ist, sich dem wirklich hinzugeben, weil manchmal die Business-Seite des Berufs dann plötzlich so sehr im Vordergrund steht. Da geht dann manchmal kurz der Spaß verloren. Aber zum Glück bisher nie für lange.
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Dungeons & Dragons: Ehre unter Dieben. Fantasyfilm. USA, Kanada 2023. Regie: John Francis Daley, Jonathan Goldstein. Cast: Chris Pine, Michelle Rodríguez, Regé-Jean Page, Justice Smith, Sophia Lillis, Hugh Grant, Chloe Coleman, Jason Wong, Daisy Head. Laufzeit: 134 Minuten. Sprache: deutsche Synchronfassung. FSK. Verleih: Paramount Pictures Germany. Kinostart: 30. März 2023

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Das geht leider bei Verfilmungen von Spielen und auch von Videospielen meistens dem gesamten Team samt Regie, Produktion und Drehbuchautor*innen so, und genau deswegen sind Verfilmungen von DnD und co. für die Zuschauer*innen, die darin eine Verbindung zu ihrem Hobby suchen, regelmäßig eine riesige Enttäuschung.