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"Solidarität und politischer Druck wirken"
Iran lässt LGBTI-Aktivistinnen vorläufig frei
Zwei inhaftierte LGBTI-Aktivistinnen im Iran sind in Freiheit, teilte Sven Lehmann mit – ihnen droht aber weiterhin die Todesstrafe.

Sareh war im Iran wegen des Engagements für queere Rechte zum Tode verurteilt werden (Bild: 6rang)
- 29. März 2023, 09:34h - 2 Min.
"Eine der schönsten Nachrichten dieser Tage: Die beiden iranischen #LGBTIQ*-Aktivistinnen Elham & Zahra wurden aus der Haft entlassen!" Diese Nachricht verbreitete am Mittwochmorgen Sven Lehmann, der Queerbeauftragte der Bundesregierung. Der Grünenpolitiker hatte im Dezember die politische Patenschaft für die beiden Aktivistinnen übernommen (queer.de berichtete). "Solidarität und politischer Druck wirken. Wir dürfen nicht nachlassen, für die vielen Protestierenden im #Iran laut zu sein!", so Lehmann weiter.
Twitter / svenlehmannEine der schönsten Nachrichten dieser Tage:
Sven Lehmann (@svenlehmann) March 29, 2023
Die beiden iranischen #LGBTIQ*-Aktivistinnen Elham & Zahra wurden aus der Haft entlassen!
Solidarität und politischer Druck wirken. Wir dürfen nicht nachlassen, für die vielen Protestierenden im #Iran laut zu sein!
Jin, Jiyan, Azadî! pic.twitter.com/ICGV0iN4XD
Berichte über das Schicksal der Aktivistinnen hatten im September 2022 die Runde gemacht (queer.de berichtete). Demnach waren das iranische Regime der 24-jährigen Elham Chubdar sowie der 31-jährigen Zahra Sedighi-Hamedani wegen "Verdorbenheit auf Erden" vom Revolutionsgericht von Urmia im Nordwesten des Irans zum Tode verurteilt worden. Anlass war offenbar ein Interview, das Sedighi-Hamedani der britischen BBC gegeben hatte – darin wurde über Diskriminierung queerer Menschen in der Region gesprochen. Sedighi-Hamedani wird auch Sareh genannt und teilweise als nichtbinäre und trans beschriebene Person beschrieben. Zuletzt nutzte die iranische LGBTI-Organisation 6Rang aber das weibliche Personalpronomen.
Weitere Verhandlung Mitte April
Beide mussten offenbar hohe Kautionen bezahlen – Sareh laut 6Rang etwa 2 Milliarden Real (42.000 Euro). Sie könne nun das iranische Neujahrsfest "mit ihrer Familie und ihren Kindern" feiern, erklärte die Organisation. Eine neue Gerichtsverhandlung wird wohl Mitte April stattfinden – insbesondere Sareh droht weiterhin die Todesstrafe.
"LSBTIQ*-Rechte sind Menschenrechte!", erklärte dazu Sven Lehmann. "Sich dafür einzusetzen darf nicht strafbar sein. Deswegen fordere ich weiterhin die bedingungslose Freilassung von Zahra und Elham!"
Im Iran sollen seit der Islamischen Revolution 1979 tausende Menschen wegen ihrer sexuellen Orientierung hingerichtet worden sein. Eine genaue Einschätzung über entsprechende Hinrichtungen ist aber schwierig, weil die iranischen Gerichte in ihren Urteilen Formen von unehelichem oder gleichgeschlechtlichem Sex mit sexueller Gewalt vermischen. Zudem ist eine unabhängige Berichterstattung oft nicht möglich und viele Urteile insbesondere in ländlicheren Regionen werden nie publik. (cw)
