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Berliner Verkehrsbetriebe
Ausufernde Queerfeindlichkeit bei der BVG?
Eigentlich gibt sich die BVG betont queerfreundlich – doch hinter den Kulissen rumort es laut einem Medienbericht.

Die BVG gibt sich weltoffen – innerhalb der Firma rumort es aber (Bild: IMAGO / snapshot)
- 29. März 2023, 13:10h 3 Min.
Bei den Berliner Verkehrsbetrieben (BVG) müssen queere Mitarbeitende laut der "Süddeutschen Zeitung" (Bezahlartikel) viel ertragen: So berichtet der Konzern mit 1,3 Milliarden Euro Umsatz pro Jahr laut internen Unterlagen von einer "in Teilen homophoben Unternehmenskultur".
In Mitarbeiterforen seien "locker 50 Prozent komplett intolerante, homophobe und herabwürdigende Kommentare" zu verzeichnen, berichtete etwa ein BVG-Angestellter gegenüber der Münchner Tageszeitung. Ein homophober Mitarbeiter habe etwa mit seinem vollen Namen in einem Kommentar geschrieben: "Homosexuelle, Lesben, Diverse und das fast jeden Tag. Könnt ihr mit diesem Mist jetzt endlich mal aufhören??" Auch von einer "Regenbogenwelle" sei gewarnt worden. Dazu habe es die Aufforderung gegeben, dass queere Mitarbeitende ihre sexuelle Orientierung oder Geschlechtsidentität geheim halten sollten. Viele seien deshalb aus dem Konzern gemobbt worden – und das in einer Zeit, in der die Verkehrsbetriebe händeringend nach Bus- und Bahn-Fahrer*innen suchen.
Sogar der Ombudsmann der BVG habe einer lesbischen Mitarbeiterin geraten, ihre Homosexualität zu verheimlichen, um sich gegen Queerfeindlichkeit zu wehren. Die betroffene Frau wandte sich daraufhin an die Antidiskriminierungsstelle des Berliner Senats – auch dort half man ihr nicht. Schließlich sei man ein "kleines Team und uns erreichen täglich viele Beschwerden".
Dabei wird die BVG seit 2020 von der offen lesbischen Managerin Eva Kreienkamp geführt, vor ihrem Amtsantritt zur bedeutendsten queeren Führungskraft ernannt wurde. "Auch ich war bei meinem Start überrascht, dass ein Unternehmen im vielfältigen Berlin beim Thema Diversity noch einen langen Weg vor sich hat", sagte sie der SZ. Man nehme das Problem ernst. Der Verkehrsverband sei aber eben ein Abbild der Gesellschaft.
Kreienkamps Vertrag wegen ihrer Homosexualität nicht verlängert?
Das Problem reiche laut Kreienkamp bis in die Führungsetage: "Wenn ich Zeitungsartikel und Meinungen über mich lese und höre, bekomme ich ein gutes Gefühl dafür, wie sich betroffene Mitarbeitende gefühlt haben müssen. Es wurde darin aus Aufsichtsratskreisen immer wieder der falsche Vorwurf kolportiert, dass ich mich zu sehr um die Queer-Community gekümmert habe, und zu wenig um das Unternehmen", so Kreienkamp. "Man könnte daraus schließen, dass Queerfeindlichkeit bis in die höchsten Unternehmensgremien zumindest billigend in Kauf genommen wird." Ihr Vertrag läuft im Oktober aus – er wurde nicht verlängert.

an Schwule und Lesben appelliert, die eigene sexuelle Orientierung nicht zu verstecken – ihre Firma sieht das aber offenbar anders (Bild: BVG / Oliver Lang) Eva Kreienkamp hatte in der Vergangenheit selbst
Aufsichtsratschef Stephan Schwarz wies in der SZ die Kritik zurück. Man verurteile "jegliche Form von Homo-, Bi-, Inter- und Transphobie", behauptete der Manager. Dem Aufsichtsrat lägen zu Diskriminierungen bislang keine Erkenntnisse vor.
Das von der SZ beschriebene Ausmaß an Queerfeindlichkeit bei der BVG ist überraschend, da sich die Verkehrsbetriebe nach außen hin stets tolerant geben. So gibt es immer wieder Bahnen in Regenbogenfarben oder seit Jahren Regenbogenfahnen an der Haltestelle Nollendorfplatz. Auch in sozialen Medien wirbt die BVG regelmäßig in der LGBTI-Community.
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Mit der designierten Berliner Regierung aus CDU und SPD könnte der Druck auf queere Menschen noch steigen: Die bei der Abgeordnetenhauswahl vom 12. Februar gestärkte CDU hatte im Wahlkampf gefordert, das Landesantidiskriminierungsgesetz abzuschaffen – damit würde auch die Antidiskriminierungsstelle des Senats wegfallen, an die sich Opfer von Diskriminierung derzeit noch wenden können. (dk)

Trotzdem sind die Einwände von Frau Kreienkamp schon wirklich dreist. Sie ist besetzt worden, weil man an der Spitze des Staatsunternehmens "doppelte Diversity" haben: also Frau und Queer. Dass ihr Vertrag nicht verlängert wurde, hat in der Branche niemanden verwundert. Sie ist nie in Berlin und bei der BVG und den dortigen Beschäftigten angekommen. Als CEO muss man Präsenz zeigen und sich um die Weiterentwicklung des Unternehmens kümmern. Das hat sie nur sehr unzureichend getan. Deshalb ist es gut, wenn es an der Unternehmensspitze einen Neuanfang gibt. Queer zu sein ist im Berufsleben eben keine Qualität an sich.