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"Das ist absolut inakzeptabel"
Rechtsextreme greifen queeres Zentrum in Wien an
In Österreich heizt sich die Stimmung auf: Rechte Aktivisten haben nun an der Türkis Rosa Lila Villa Hassbotschaften verbreitet. Die Polizei ermittelt.

Die Türkis Rosa Lila Villa kämpft seit Jahrzehnten für Akzeptanz (Bild: Mario Lindner)
- 30. März 2023, 12:47h 2 Min.
Queerfeindliche Aktivisten haben am Mittwochmorgen gegen 5 Uhr an der Fassade des LGBTI-Zentrums Türkis Rosa Lila Villa ein Plakat mit rechtsextremen Forderungen aufgehängt und hunderte Flugblätter verteilt, deren Inhalt darauf abziele, "eine bestimmte Gruppe in der öffentlichen Meinung verächtlich zu machen oder herabzusetzen". Die Täter sind dabei an einem Gerüst an der Fassade des mehrstöckigen Gebäudes hochgeklettert. Mit Botschaften unter dem vermeintlichen Titel "Kinderschutz" wurde dabei die Schließung der Villa propagiert und gegen die dort stattfindenden Kinderbuchlesungen von Dragqueens gehetzt. Wie die Polizei bestätigte, seien drei Tatverdächtige im Alter von 19 bis 21 Jahren ermittelt worden. Gegen sie liefen Ermittlungen wegen Volksverhetzung.
Die Türkis Rosa Lila Villa existiert seit mehr als 40 Jahren, als das Haus von queeren Aktivist*innen besetzt wurde. Heute sind queere Initiativen wie "QueerBase" oder ein Wohnverein untergebracht, ebenso wie das Café "Villa Vida".
Twitter / Queer_BaseWe are Family!40 Jahre gegen Rechts
Queer Base (@Queer_Base) March 29, 2023
In der Nacht vom 28. auf den 29. März haben Identitäre wie erwartet ihre übliche Show abgezogen. Nach ein paar Minuten war ihre Aktion vorbei.
Die Türkis Rosa Lila Villa steht gemeinsam mit allen die von rechtsextremen Gruppierungen pic.twitter.com/4urVVPLxed
Wenige Stunden nach der Attacke besuchten mehrere Politiker*innen das Zentrum, darunter der SPÖ-Gleichbehandlungssprecher Mario Lindner: "Einmal mehr greifen Rechtsextreme einen Ort der LGBTIQ-Community an – dieser feige Angriff traf heute ein Haus, in dem nicht nur Veranstaltungen stattfinden, sondern in dem auch Menschen leben", beklagte der Abgeordnete des Nationalrats, des 183 Mitglieder zählenden österreichischen Bundesparlaments. "Das ist absolut inakzeptabel und darf in einer demokratischen Gesellschaft null Toleranz erleben! Unsere volle Solidarität gilt den Aktivist*innen der Villa!"
SPÖ: Rechtsaußenpartei FPÖ für Attacke verantwortlich
Die SPÖ macht für die Attacke die rechtspopulistische FPÖ verantwortlich, die derzeit nach Umfragen beliebteste Partei Österreichs. Die Wiener FPÖ hatte kürzlich ein Dragqueen-Verbot gefordert, was zu heftigen Reaktionen in der queeren Community geführt hatte (queer.de berichtete). "Die rechte Hetze und der Kulturkampf in Trump-Manier haben handfeste Konsequenzen", betonte Lindner. "Rechtsextreme greifen ein Community-Zentrum an, während Menschen dort schlafen, und Familien müssen am Weg zu Kinderbuchlesungen durch einen Polizeikorridor: Die Einzigen, die Kinder gefährden, sind die Hetzer*innen von der FPÖ!" Die SPÖ fordert angesichts der Ereignisse bundesweit ein entschiedenes Vorgehen gegen Hasskriminalität und die bessere polizeiliche Überwachung rechtsextremer Aktivitäten. (cw)
