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Debatte
Guy Pearce entschuldigt sich für Tweet über trans Schauspieler*innen
Der "Priscilla"-Star aus Australien erntete viele Kritik für eine Frage über Trans-Rollen. Daraufhin veröffentlichte Guy Pearce eine ausführlich Entschuldigung.

Guy Pearce in "Priscilla – Königin der Wüste" aus dem Jahr 1994 (Bild: Splendor Films)
- 30. März 2023, 15:23h 3 Min.
Der 55-jährige Schauspieler Guy Pearce hatte am Montag auf Twitter gefragt, warum cisgeschlechtliche Schauspieler*innen nicht Trans-Rollen übernehmen sollen. Nach einer regen Debatte löschte er einen Tag später diese Frage und entschuldigte sich dafür, dass er den Anschein erweckt habe, auf einer ohnehin schon diskriminierten Minderheit weiter herumhacken zu wollen.
Der gelöschte Originaltweet vom Montag lautete: "Eine Frage: Wenn nur trans Menschen erlaubt wird, trans Rollen zu spielen, heißt das dann auch, dass trans Menschen ausschließlich trans Figuren spielen können? Das wird eure Karriere als Schauspieler behindern. Ist es nicht Teil der Schauspielkunst, jeden auch außerhalb unserer eigenen Welt zu spielen?"
Viele Nutzer*innen antworteten darauf, dass es derzeit nur wenige Trans-Rollen gebe. Daher sollten auch trans Schauspieler*innen die Rollen von trans Menschen übernehmen können. Schließlich würden sie nur selten in cisgeschlechtlichen Rollen gecastet. Es gab auch Kritik an Pearce, weil es insbesondere in den USA gerade viele politische Attacken auf trans Menschen.
Als Reaktion auf die Diskussion veröffentlichte Pearce einen Entschuldigungstweet: Die Frage der Geschlechtsidentität während des Filmcastings auf Twitter zu behandeln, sei "keine gute Idee" gewesen. Dadurch habe er Menschen aufgewühlt und die Fronten eher verhärtet. "Das muss von Angesicht zu Angesicht debattiert werden" und man müsse sich Zeit dafür nehmen, so Pearce. "Ich entschuldige mich dafür, dass ich mich auf eine schon viel attackierte Minderheit in meinem Originaltweet konzentriert habe", erklärte der Australier weiter.
Twitter / TheGuyPearceI posted a tweet yesterday that I shouldnt have, which to prevent upsetting anyone else I have now deleted. A fuller apology and explanation of the point I was raising is attached xx Guy pic.twitter.com/bu1vLQcPFm
Guy Pearce (@TheGuyPearce) March 28, 2023
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Pearce war 1994 durch seine Rolle im australischen Roadmovie "Priscilla – Königin der Wüste" weltweit bekannt geworden. In dem Film spielte der heterosexuelle Schauspieler den schwulen Adam, der als Dragqueen Felicia Jollygoodfellow auftrat. Danach wurde Pearce von Hollywood entdeckt und spielte in Filmen wie "L.A. Confidential", "Memento" und "The Hurt Locker" mit.
Ob heterosexuelle oder cisgeschlechtliche Schauspieler*innen queere Rollen übernehmen sollten, wird bereits seit Jahren teils sehr emotional debattiert. In früheren Zeiten hatten insbesondere heterosexuelle Schauspieler gerne schwule Rollen übernommen, wurden dann für ihren "Mut" gelobt und teils mit Preisen überhäuft. Inzwischen wird dies mehr hinterfragt – noch mehr bei trans Rollen. Superstar Scarlett Johansson verzichtete etwa 2018 nach Kritik darauf, im Filmprojekt "Rub & Tug" einen trans Mann zu spielen (queer.de berichtete). Das hatte zur Folge, dass der Film schlicht nicht gedreht wurde.
Einen ganz anderen Weg ging der britische Erfolgsautor Russell T. Davies mit seiner Miniserie "It's a Sin" (2021). Er besetzte darin alle schwulen Rollen mit schwulen Darstellern – die Produktion wurde dabei für ihre Authentizität gelobt. (dk)

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Sorry, aber ich kann an diesem Tweet nichts transphobes finden.
Denn erstens heißt Schauspiel ja, dass man auch in andere Rollen schlüpfen kann. Sonst gäbe es auch keine Filme über mittelalterliche Ritter, über Aliens, über Serienverbrecher, über Fabelwelten, etc.
Und zweitens ist das ja genau der Umkehrschluss, den man ziehen müsste:
wenn nur noch Schwule schwule Rollen spielen dürfen, nur noch Transmenschen Trans-Rollen spielen dürfen, etc., dann dürfen eben auch nur Heteros Hetero-Rollen spielen. Das ist ja genau diese Logik.
Guy Pearce hat sich also eigentlich solidarisch gezeigt, dass man so nicht denken dürfe, weil man dann letztlich das Rollenangebot für LGBTI-Schauspieler massiv einschränkt.
Dass er aufgrund der Proteste, die bei sowas von bestimmten Leuten immer auftreten, diesen Tweet zurückgezogen und sich entschuldigt hat, halte ich für grundfalsch.
Aber nunja:
dann werden in Zukunft Trans-Menschen eben nur noch Trans-Rollen spielen können und die meiste Zeit arbeitslos sein. Wenn das gewünscht ist...