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Florida
Nach Strafe für Kritik an "Don't say gay"-Gesetz: Disney trickst DeSantis aus
Die Rache des queerfeindlichen Gouverneurs ist offenbar gescheitert: Durch einen Rechtskniff sichert sich der Disney-Konzern die Verwaltungsrechte für das Areal mit dem Vergnügungspark Disney World.

Szene aus dem Vergnügungspark Disney World in Orlando: Mickey Mouse hat gute Laune (Bild: IMAGO / UPI Photo)
- 31. März 2023, 05:49h 2 Min.
Im Streit zwischen dem Disney-Konzern und Floridas Gouverneur Ron DeSantis hat es eine unerwartete Wendung gegeben. Der Konzern sicherte sich Berichten zufolge durch einen Rechtskniff die Verwaltungsrechte für das Areal, das unter anderem den Vergnügungspark Disney World beheimatet. Zuvor hatte DeSantis versucht, durch ein Gesetz den etwa zehn Quadratkilometer großen Bezirk in der Nähe der Stadt Orlando einem von ihm ernannten Gremium zu unterstellen (queer.de berichtete).
Eine in letzter Minute vor Inkrafttreten des Gesetzes von dem alten, überwiegend von Disney besetzten Verwaltungsgremium verabschiedete Klausel habe weitgehende Befugnisse von dem Gremium an den Unterhaltungsriesen übertragen, wie Medien berichteten. "Das macht Disney im Grunde zur Regierung", sagte das Gremiumsmitglied Ron Peri laut einem Bericht der Zeitung "Orlando Sentinel".
Retourkutsche des queerfeindlichen Gouverneurs
Das Gesetz von DeSantis, das Disney einen alten Sonderstatus aus den 1960er Jahren mit weitgehender Selbstverwaltung des Areals entziehen sollte, wurde als Retourkutsche des ultra-konservativen Gouverneurs gegen Disney gesehen. Der Unterhaltungskonzern hatte vor etwa einem Jahr – wenn auch recht spät – das sogenannte "Don't say gay"-Gesetz des Republikaners scharf kritisiert, das Unterricht über sexuelle Orientierung oder Geschlechtsidentität vom Kindergarten bis zur dritten Klasse verbietet und in höheren Klassen einschränkt (queer.de berichtete).
Disney hatte mit dem alten Sonderstatus etwa die Kontrolle über den Bau der riesigen Vergnügungsparks und auch das Recht, kommunale Anleihen auszugeben. Rechtlich gesehen hätte der Vertrag dem Unterhaltungskonzern auch ermöglicht, einen Flughafen oder ein Kraftwerk dort zu errichten.
Neues Gremium kann nur über Verkehrswege und Kanalisation mitentscheiden
Auf dem Gebiet befinden sich außer Disney World auch noch etliche weitere Vergnügungs- und Wasserparks, Hotels und die dazugehörige Infrastruktur. Das neue Gesetz hätte dem von DeSantis ernannten Gremium weitreichendes Mitspracherecht über die künftige Entwicklung des Gebiets gegeben. US-Medien berichten, das neue Verwaltungsgremium könne im Grunde nur Entscheidungen über die Verkehrswege und die Kanalisation mitentscheiden.
Das Gremium prüfe nun juristische Schritte gegen Disney, hieß es. In US-Medien heißt es allerdings auch, dass alle Formalia eingehalten worden seien – einschließlich einer Veröffentlichung der Übertragung im Orlando Sentinel. (cw/dpa)
