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In eigener Sache
Wir bitten um Entschuldigung
Mit unserem Aprilscherz über das Trans*Zufluchtshaus haben wir unbeabsichtigt Menschen verletzt, für die wir da sind, da sein müssen und da sein wollen. Das hätte nicht passieren dürfen.

Trans Kinder und Jugendliche müssen geschützt werden – auch vor misslungenen Aprilscherzen (Bild: Quinn Dombrowski / flickr)
- 3. April 2023, 10:42h 4 Min.
Die Empörung über queer.de am Wochenende war groß. Zu Recht. Wir haben einen absolut unsensiblen Aprilscherz über ein Trans*Zufluchtshaus veröffentlicht, der viele Menschen verletzt hat. Menschen, für die wir da sind, da sein müssen und da sein wollen. Es war eine schlechte Idee, ausgerechnet anhand der oft dramatischen bis ausweglosen Situation von trans, inter und nichtbinären Jugendlichen die Leser*innen "hereinlegen" zu wollen. Das hätte nicht passieren dürfen. Wir bitten um Entschuldigung.
Natürlich steht queer.de auf der Seite von trans Jugendlichen, die in ihrer Herkunftsfamilie in extreme Notlagen geraten. Wir haben uns in der Vergangenheit für sie eingesetzt und werden uns auch weiter für sie einsetzen. Es war u.a. unsere Intention, Aufmerksamkeit zu schaffen, die fehlende Selbstbestimmung und mangelnde Unterstützung durch den Staat zu kritisieren, über die Instrumentalisierung von Kindern nachzudenken, ja auch Trans-Gegner*innen zu entlarven. Das Format des Aprilscherzes ist dafür jedoch völlig ungeeignet, es hat dem Anliegen sogar geschadet. Mit unserer falschen Erwartung, dass er sofort als solcher erkannt und durchschaut wird, haben wir falsche Hoffnungen auf die tatsächliche Errichtung eines Zufluchtshauses geweckt.
Wir treten für eine inklusive Community ein
Der Erklärungsversuch unseres Redaktionsmitglieds Jeja Klein, das sich im Auftrag des Teams den Scherz ausdachte, hat leider für weitere Empörung gesorgt – obgleich Jeja vom Leid in der eigenen Herkunftsfamilie berichtet. Der Beitrag hätte jedoch auf die Verletzungen, die queer.de ausgelöst hat, eingehen müssen, das wirft sich Jeja selbst vor. Über die geäußerte Kritik am Kampf um Transrechte lohnt es sich auf jeden Fall zu diskutieren – der Tag des missglückten Aprilscherzes war dafür jedoch definitiv der falsche Zeitpunkt.
Wir bitten bei aller berechtigter Kritik und allen nachvollziehbaren Verletzungen das Engagement und die journalistischen Leistungen von Jeja Klein nicht zu übersehen: Hinter dem Aprilscherz und seiner Erklärung stehen nicht Ignoranz gegenüber trans, inter und nichtbinären Menschen, ihrer Lage und Anliegen (etwas, wovon es in der Vergangenheit der bereits längeren Geschichte von queer.de zuviel gab). Es geht erst recht nicht um das Ablehnen eines gemeinsamen Kampfes, eine Distanzierung. Wir treten – anders als manches andere Szenemedium – ausdrücklich für eine inklusive Community ein und kämpfen für die Anliegen aller, erst recht für die der Schwächsten, der Bekämpftesten. Dazu gehören auch die völlige Unterstützung eines umfassenden Selbstbestimmungsgesetzes und das Zurückweisen transfeindlicher Bewegungen innerhalb und außerhalb der Community. Auch dafür haben wir Jeja Klein als nichtbinäre Person gezielt ins Team geholt, dafür stehen etwa Jejas Kommentar zum Selbstbestimmungsgesetz, die Auseinandersetzung mit "Gender Criticals" oder die Serie zu Ella Nik Bayan.
Eine späte Entschuldigung
Wir wissen: Unsere Bitte um Entschuldigung kommt spät. Das liegt auch daran, dass hinter queer.de ein – für ein Portal dieser Größe und Reichweite – noch immer sehr kleines Team steht, dessen Mitglieder selbstbestimmt aus dem Home Office in verschiedenen Städten und sogar Kontinenten arbeiten. Der Austausch findet größtenteils einmal werktäglich in einer Online-Konferenz statt.
Unsere fragile Struktur steht der notwendigen Kontrolle, ob Texte dem Anliegen von Autor*innen und Redaktion sowie der Community wirklich gerecht werden, manchmal entgegen. Wir lernen auch weiterhin, dass Texte durch Veröffentlichung in sozialen Netzwerken einen weiteren und anderen Kontext erhalten und zusätzlicher Verantwortung benötigen, und dass ein Onlineportal, das mal als Print-Zeitung für die Community nach innen entstanden ist, längst ein Medium der Community auch nach außen ist. Und wir wissen auch, dass diese Verantwortung unter anderem auch mehr Moderation und zusätzliches Handeln in sozialen Netzwerken benötigt, ohne wirklich Kapazitäten dafür zu haben.
Wir versprechen, dass wir weiter lernen werden.
Die Redaktion














