https://queer.de/?45221
Hof
Schuldunfähig: Vergewaltiger von trans Frau freigesprochen
Ein 35-jähriger cis Mann vergewaltigte im Sommer 2022 eine 32-jährige trans Frau. Das Landgericht Hof sprach ihn strafrechtlich frei, schickt ihn jedoch auf unbestimmte Zeit in die forensische Psychiatrie.

Über das Urteil des Landgerichts Hofs berichtete am 7. April 2023 der "Nordbayerische Kurier" (Bild: Tim Reckmann / flickr)
- 10. April 2023, 06:40h 3 Min.
In Hof wurde der Vergewaltiger einer trans Frau auf Anordnung des Landgerichts Hof auf unbestimmte Zeit in die forensische Psychiatrie eingewiesen. Nach einem Bericht des "Nordbayerischen Kuriers" (Bezahlartikel) stellte das Gericht in der Woche vor Ostern nach acht Verhandlungstagen die Schuldunfähigkeit des Angeklagten fest, weswegen er von der Tat strafrechtlich freigesprochen wurde.
Der 35-jährige cis Mann hatte die trans Frau, die als Sexarbeiterin tätig ist, im Juli 2022 in ihrer Arbeitswohnung überfallen. Das aus Thailand stammende Opfer hatte zuvor ein Treffen mit dem Angeklagten wegen dessen grober Sprache abgelehnt. Als die 32-Jährige während der Vergewaltigung einen Notfallknopf drücken wollte, versetzte der Täter ihr einen brutalen Schlag in den Bauch. Aus Todesangst ließ die Frau danach alles mit sich geschehen.
Täter paranoide Schizophrenie attestiert
Bei der Anordnung der Unterbringung in die forensische Psychiatrie stützte sich das Gericht auf zwei übereinstimmende psychiatrische Gutachten, die dem Angeklagten eine paranoide Schizophrenie attestierten. Weitere schwere Straftaten seien demnach jederzeit möglich. Der Vorsitzende Richter sprach in der Urteilsbegründung zudem von einer festen frauenfeindlichen Einstellung des 35-Jährigen, der bereits 2019 für Schlagzeilen gesorgt hatte. So stalkte er vor vier Jahren wochenlang die CSU-Bundestagsabgeordnete Silke Launert und stand trotz richterlicher Annäherungsverbote nachts vor ihrer Wohnungstür.
Der Angeklagte selbst behauptete vor Gericht, die brutale Vergewaltigung sei ein sadomasochistisches Rollenspiel gewesen, es habe sich um einvernehmlichen Sex gehandelt. Dass er an diese Darstellung selbst glaube, nahm der Staatsanwalt dem 35-Jährigen nicht ab und forderte neben einer Einweisung in die Psychiatrie eine Freiheitsstrafe von sechs Jahren. Für das Gericht stand die Schuldunfähigkeit jedoch fest. Eine Chance, wieder freizukommen, werde der Mann nur haben, wenn er Krankheitseinsicht zeige und sich medikamentös behandeln lasse, so der Vorsitzende Richter.
In seinem letzten Wort vor Gericht erklärte der Angeklagte laut "Nordbayerischem Kurier", dass er Frauen nur für "schönen Sex und Kinderbekommen" für befähigt halte. Bereits beim Kochen höre es auf. Er verstehe nicht, warum ihm dies als Frauenfeindlichkeit ausgelegt werde.
SPDqueer Oberfranken begrüßt Urteil
Trotz des strafrechtlichen Freispruchs begrüßte die SPDqueer Oberfranken das Urteil. "Ich bin froh, dass der Beschuldigte nun auf Anordnung des Gerichts auf unbestimmte Zeit aus dem Verkehr gezogen wurde", erklärte der Vorsitzende Sebastian Kropp. "Ich bin froh, dass das Gericht erkannt hat, dass der Beschuldigte ohne jede Einsicht frauenfeindliches Verhalten an den Tag gelegt hat."
Es sei hervorzuheben, dass das Landgericht Hof und der Vorsitzende Richter keinen Unterschied zwischen trans Frauen und cis Frauen machen, so Kropp. "Für das Gericht sind offensichtlich auch trans Frauen Frauen. Das ist gut so! Denn wie wir wissen, haben andere Gerichte in Deutschland hier leider einen Unterschied gemacht." (cw)













Jetzt heißt es eben Klinik statt Knast