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"Eine unglaubliche Provokation"
ESC-Kommentator Jan Böhmermann bringt Österreichs Rechtspopulisten auf die Palme
Piefke Jan Böhmermann als ESC-Kommentator im ORF-Radio? Das erregt die Gemüter in der Ösi-Version der AfD.

Jan Böhmermann verursacht nicht mehr nur Schnappatmung bei der deutschen Rechten (Bild: ZDF / Jens Koch)
- 11. April 2023, 10:40h 2 Min.
Die Nachricht, dass Jan Böhmermann und Olli Schulz den diesjährigen Eurovision Song Contest im ORF-Jugendkulturradiosender FM4 kommentieren sollen, hat heftige Reaktionen bei der FPÖ ausgelöst. "Wenn auf unsere Beitragskosten dieser Regierungsputschist [Jan Böhmermann] in unserem Staatsfernsehen kommentiert, gehört dem ORF nun endgültig das finanzielle Licht ausgeknipst!", polterte etwa Wiens FPÖ-Chef Dominik Nepp am Osterwochenende auf Twitter. Nepp hatte zuletzt mehrfach gefordert, ihm missliebige Personen zu canceln – so setzte er sich etwa für ein Auftrittsverbot für Dragqueens ein (queer.de berichtete).

Auch Harald Vilimsky, der FPÖ-Chef im Europäischen Parlament, beanstandete die Entscheidung für den deutschen Komiker: "Was für eine unglaubliche Provokation des ORF, diese (Un-)Person zu heuern. Die Menschen für diesen TV-Müll auch noch zwangsweise zahlen zu lassen, ist eine Unverfrorenheit der Sonderklasse!" In einem weiteren Tweet kritisierte der frühere FPÖ-Generalsekretär im Zusammenhang mit Böhmermann die "Zwangsgebühren" des ORF.

Die österreichischen Fernsehgebühren, mit denen sich der ORF finanziert, sind der FPÖ bereits seit längerem ein Dorn in Auge – wie auch der Schwesterpartei AfD in Deutschland. Hintergrund ist, dass insbesondere ORF-Journalist*innen wie Nachrichtenmoderator Armin Wolf gerne rechtsextreme Narrative der FPÖ hinterfragen.
Böhmermann ist zudem ein rotes Tuch für die FPÖ, weil ihm 2019 vorgeworfen wurde, hinter einer Videoveröffentlichung im Rahmen der Ibiza-Affäre zu stecken – diese brachte den damaligen FPÖ-Chef und Vizekanzler Heinz-Christian Strache zu Fall. Böhmermann hatte bereits vor Bekanntwerden des Videos öffentlich auf den Inhalt angespielt. Ein Sprecher Böhmermanns dementierte, dass der Entertainer dahinter stecke, er habe aber bereits vorher von dem Video erfahren. Bereits zuvor hatte Böhmermann wiederholt die Regierungsbeteiligung der FPÖ kritisiert.
/ janboehmLiverpool, wir kommen! Und WIE WIR kommen! @ORF #Eurovision2023 #festundflauschig
Jan Böhmermann (@janboehm) April 9, 2023
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Das ESC-Finale soll dieses Jahr am 13. Mai im Ersten live aus Liverpool übertragen werden. Die beiden Halbfinals sind für den 9. und 11. Mai angesetzt. Für Deutschland tritt die Metal-Band Lord of the Lost mit dem Titel "Blood & Glitter" im Finale an (queer.de berichtete). Österreich wird von Teya & Salena ("Who the hell is Edgar?") vertreten. Das Frauen-Duo muss sich erst noch im zweiten Halbfinale am Donnerstag für das Finale qualifizieren. Das deutsche Publikum ist aber nur im ersten Halbfinale stimmberechtigt. (dk)














