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Eiskalte Killermaschine mit lesbischer Tochter
Im südkoreanischen Thriller "Kill Boksoon" fremdelt eine Auftragsmörderin zunächst mit der Queerness ihrer Tochter. Doch damit, dass man den eigenen Weg gehen und sich nicht dafür schämen muss, wer man ist, kennt auch sie sich ganz gut aus.

Szene aus "Kill Boksoon": Auftragskillerin Gil Bok-soon (Jeon Do-yeon) ist in ihrer Organisation auch eine gute Ausbilderin (Bild: Netflix)
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16. April 2023, 08:02h - 3 Min.
Offiziell arbeitet Gil Bok-soon (Jeon Do-yeon) als Event-Planerin. Davon jedenfalls geht ihre Tochter Jae-yeong (Kim Si-a) aus, wenn ihre Mutter morgens die ebenso schicke wie geräumige Wohnung mit dem Wintergarten verlässt. Und auch die Freundinnen beim Nachmittags-Tee, die eigentlich nur die Mütter von Jae-yeongs Mitschülerinnen, nicht echte Vertraute sind, bekommen bei der Frage nach dem Job eben diese Antwort. Die Wahrheit wäre für alle auch eher schwer verdaulich.

Poster zum Film: "Kill Boksoon" kann seit 31. März 2023 bei Netflix gestreamt werden
Denn Gil Bok-soon, deren Spitzname "Kill Boksoon" dem neuen Film des koreanischen Regisseurs Byun Sung-hyun den Namen gibt, ist eine der gefürchtetsten Auftragskillerinnen des Landes. Schon seit ihrer Jugend übernimmt sie für die Organisation von Cha Min-kyu (Sol Kyung-gu) und seiner skrupellosen Schwester (Esom) die ganz besonders schwierigen Morde, ob das nun heißt, dass sie den Tod eines jungen Mannes wie Selbstmord aussehen lassen muss, oder es mit einer Axt aus dem Baumarkt mit einem halbnackten japanischen Killer und seinem Samurai-Schwert aufnehmen muss. Keine Aufgabe ist für sie zu schwierig. Doch als ihr Vertrag ausläuft und eigentlich eine Verlängerung ansteht, zieht sie in Erwägung, dem blutigen Business den Rücken zu kehren und mehr Zeit für ihre Tochter und deren pubertäre Sorgen zu haben.
Wer auf knallharte Action mit eindrucksvoll choreografierten Kampfszenen, starker Kameraarbeit und einigen echten Schock-Momenten steht, kommt in "Kill Boksoon", der im Februar auf der Berlinale seine Weltpremiere feierte und inzwischen bei Netflix zu sehen ist, voll auf seine Kosten. Als eiskalte Killer-Maschine kann es die Protagonistin zwar vielleicht nicht mit dem Budget, aber doch mit der Coolness von "John Wick" aufnehmen.
Coming-out und Liebeskummer

Jae-yeong (Kim Si-A) outet sich vor ihrer Mutter (Bild: Netflix)
Was sie von Keanu Reeves und den meisten anderen Auftragskillern in Film und Fernsehen unterscheidet, ist die Tatsache, dass es in ihrem Leben neben dem Job auch noch den Nachwuchs gibt. Nicht, dass die beiden sich wahnsinnig nahe stünden. Doch Bok-soon spürt, dass ihre Tochter im Selbstfindungsprozess eine Stütze gebrauchen kann. Und tatsächlich hat die lesbische Jae-yeong in der Schule keine leichte Zeit: Erst versucht ein Mitschüler sie mit kompromittierenden Fotos unter Druck zu setzen, dann bricht ihr die geliebte Freundin das Herz. Mit dem Thema Queerness fremdelt Bok-soon kurz, als sich Mutter und Tochter dann doch einmal aussprechen. Doch damit, dass man seinen eigenen Weg gehen und sich nicht dafür schämen muss, wer man ist, kennt auch sie sich ganz gut aus.
Die Familienszenen und die emotionale Seite der Geschichte sind tatsächlich das, was "Kill Boksoon" besonders interessant macht. Das liegt nicht zuletzt auch daran, dass Hauptdarstellerin Jeon Do-yeon, die bereits 2007 für "Secret Sunshine" in Cannes prämiert wurde, hier ihre schauspielerische Stärke besonders gewinnbringend einsetzen kann. Schade also, in diesem mit 137 Minuten deutlich zu langen Film die Balance nicht immer richtig gelingt und all die Intrigen und Machenschaften innerhalb der Profikiller*innen-Organisation dann doch stets die Oberhand behalten.
Kill Boksoon. Thriller. Südkorea 2023. Regie: Byun Sung-hyun. Cast: Jeon Do-Yeon, Sol Kyung-G, Kim Si-A, Esom, Koo Gyo-Hwan. Laufzeit: 137 Minuten. Sprache: koreanische Originalfassung, deutsche Synchronfassung. Untertitel: Deutsch (optional). FSK 16. Seit 31. März 2023 bei Netflix
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