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Moskau

Bolschoi-Theater streicht Serebrennikows "Nurejew" aus Spielplan

Die Verschärfung des russischen Gesetzes gegen "LGBT-Propaganda" führt zu immer mehr Zensur und Selbst-Zensur.


Das Bolschoi-Theater dürfte durch die Zensur weiter an Ansehen verlieren (Bild: Amreinka / pixabay)

  • 19. April 2023, 20:58h 5 3 Min.

Das weltberühmte Moskauer Bolschoi Theater hat unter politischem Druck Kirill Serebrennikows Ballett "Nurejew" über den an Aids gestorbenen schwulen russischen Tänzer Rudolf Nurejew aus dem Spielplan gestrichen. Das Ballett sei wegen des Verbots der Bewerbung "nicht traditioneller Werte" aus dem Repertoire genommen worden, sagte Theaterintendant Wladimir Urin am Mittwoch bei der Vorstellung des Spielplans.

Das vielfach ausgezeichnete Ballett von Serebrennikow, der den Lebensweg des zu Sowjetzeiten geflohenen Weltstars Nurejew nachzeichnet, gehörte zu den beliebtesten Aufführungen der weltgrößten Balletttruppe. Zu sehen waren auf der Bühne auch homosexuelle Szenen und Männer in Frauenkleidern und auf Stöckelschuhen. Einige Aufführungen des Stücks des schwulen Regisseurs wurden bereits im Mai vergangenen Jahres durch das Bolschoi-Theater abgesagt.

Die Verschärfung des russischen "LGBT-Propaganda"-Gesetzes war im letzten Jahr vom russischen Parlament verabschiedet und von Kremlchef Wladimir Putin unterzeichnete worden (queer.de berichtete). Die "Bewerbung" von Homosexualität durch Darstellungen oder Aktionen kann nun auch gegenüber Erwachsenen mit Geldstrafen geahndet werden, auch gibt es nähere Einschränkungen etwa für Medien, Werbung und Kulturbetriebe.

Zensur wird schärfer

Russlands Kommunikationsaufsichtsbehörde Roskomnadzor veröffentlichte derweil auch erstmals Leitlinien zum Verbot von Propaganda "nicht traditioneller Lebensweisen". So hatten sich etwa Verlage unsicher gezeigt, ob auch Bücher verboten sind, die gleichgeschlechtliche Liebe als gleichwertig darstellen zu Beziehungen zwischen Mann und Frau. Das ist dem neuen Kodex, der das als "verzerrte Idee" darstellt, zufolge nicht erlaubt und dürfte zu weiterer Zensur auch von Klassikern führen.

Zuvor hatten Verlage etwa bereits die Auslieferung der russischen Ausgaben von "Heartstopper" und "Call Me By Your Name" gestoppt. Die neuen Richtlinien verbieten gar Informationen zu Homosexualität, die dazu dienen, "negative Einstellungen" über entsprechende Beziehungen in positive zu ändern. Auch Informationen über "die Leugnung des biologischen Geschlechts" oder dessen Anpassung sind verboten.

Seit dem Beginn des Angriffskriegs gegen die Ukraine hatten russische Behörden ihr Vorgehen gegen LGBTI-Aktivist*innen und ihre Organisationen, von denen viele als "ausländische Agenten" eingestuft und teilweise geschlossen wurden (queer.de berichtete), verschärft, so wie der Staat auch gegen andere Menschenrechtsorganisationen tätig wurde. Vor wenigen Wochen wurde ein junges schwules Youtuber-Paar nach dem Gummi-Gesetz gegen "Propaganda" festgenommen. Während einem der beiden eine Geldstrafe droht, könnte der andere, aus China stammende Mann des Landes verwiesen werden.

Regisseur hatte Russland verlassen

Serebrennikow, der Russlands Krieg gegen die Ukraine scharf kritisiert hatte, verließ angesichts der politischen Verfolgung seine Heimat und arbeitet in Frankreich und Deutschland, wo er erfolgreich Opern inszeniert. Der 53-Jährige, der auch ein erfolgreicher Filmemacher ist, stellt inzwischen viele seine Arbeiten online. Zu sehen sind im Internet Theaterinszenierungen des von ihm lange geführten Gogol-Zentrums in Moskau.

Serebrennikow hatte mit seinem stets ausverkauften Ballett "Nurejew" gleich vier Auszeichnungen beim renommierten Tanzpreis Benois de la Danse erhalten. Ihm selbst sprach die internationale Jury in Moskau den Preis für die beste Ballettregie zu. Im Zuge der wachsenden Repressionen gegen Kunstschaffende in Russland war auch Serebrennikow bei den kremltreuen Kulturfunktionären, die etwa Werte der russisch-orthodoxen Kirche hochhalten, in Ungnade gefallen. In einem als politischer Schauprozess geltenden Verfahren war er der Veruntreuung von Fördermitteln schuldig gesprochen worden, zuvor hatte er bereits unter Hausarrest gestanden (queer.de berichtete). (dpa/afp/cw)

#1 PrideProfil
  • 19.04.2023, 21:42h...
  • Kultur gibt's im Barbarentum nicht.
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#2 LothiAnonym
  • 20.04.2023, 07:48h
  • Antwort auf #1 von Pride
  • Dem ist nichts hinzuzufügen außer dass ich es leider so habe kommen sehen. China und sein Staatstheater lassen schön Grüßen.
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#3 suave25Anonym
  • 20.04.2023, 08:27h
  • Da hat Putin sein Traum von Sowjetunion (im Mini-Format) tatsächlich verwirklicht. Einfach nur schrecklich.
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