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Hessen
CSD Frankfurt steht weiterhin auf der Kippe
Zur Durchführung des Christopher Street Days in Frankfurt am Main vom 13. bis 16. Juli 2023 fehlen den ehrenamtlichen Veranstalter*innen rund 69.000 Euro. Eine Spendenkampagne erzielte bislang weniger als 6.000 Euro.

Szene vom CSD Frankfurt 2022 (Bild: IMAGO / Hannelore Förster)
- 29. April 2023, 04:43h 2 Min.
Dem Frankfurter CSD, der vom 13. bis 16 Juli 2023 stattfinden soll, droht aus finanziellen Gründen weiterhin die Absage. In der vergangenen Woche machten die Veranstalter*innen öffentlich, dass aufgrund von "massiven Kostensteigerungen" ein Defizit von rund 69.000 Euro vorliege (queer.de berichtete). Dieses konnte bislang nicht ausgeglichen werden.
Über die Spendenplattform betterplace.org will der ehrenamtliche Verein, der den CSD organisiert, zumindest knapp 30.000 Euro einsammeln. Bis Samstagmorgen waren dort aber weniger als 5.815 Euro von 131 Spender*innen eingegangen.
Höhere Kosten bei Strom, Wasser und Straßenreinigung
"Jede Hilfe ist willkommen und notwendig", erklärte der Verein, der parallel auch Gespräche mit der Stadt führt. Auf der Spendenseite heißt es: "Insgesamt werden 69.000 Euro benötigt, um das Defizit der Kostensteigerungen unserer Dienstleister – seien es Strom- und Wasserversorgung, sowie die Straßenreinigung – auszugleichen. Deine Spende kann helfen, den CSD stattfinden zu lassen." Auch die Veranstalter*innen anderer Straßenfeste beklagen sich über deutlich höhere Kosten als in den Vorjahren.

Plakatmotiv zum CSD Frankfurt 2023
Der Frankfurter CSD mit seiner Demoparade durch die Innenstadt ist die größte Veranstaltung der LGBTI-Community in Hessen und eine der größten bundesweit. In diesem Jahr steht er unter dem Motto "Here & Queer".
Verbale Unterstützung aus der Politik
Die SPD Frankfurt forderte ihre Fraktion und den designierten Oberbürgermeister Mike Josef (SPD) auf, Gespräche mit der zuständigen Dezernentin für Diversität, Nargess Eskandari-Grünberg (Grüne), Stadtkämmerer Bastian Bergerhoff und dem Vorstand des CSD Frankfurt zu führen, "um herauszufinden, welche Probleme entstanden sind" und wo die Stadt unterstützen kann. "Die regelmäßigen gewalttätigen Übergriffe auf queere Menschen zeigen, wie wichtig es ist, dass der CSD stattfindet", sagte SPD-Vorstandsmitglied Rachid Khenissi. "Gerade in einer so diversen Stadt wie Frankfurt wäre es ein fatales Zeichen, wenn der CSD ausfallen würde."
Auch Michael Müller, Fraktionsvorsitzender der Linken im Römer, forderte den Magistrat zur Unterstützung auf: "Die Tatsache, dass der CSD in diesem Jahr auf der Kippe steht, weil durch die anhaltend hohe Inflation Kosten explodieren, ist ein Problem – nicht nur für den CSD, sondern auch für viele andere Vereine, die Straßenfeste und Ähnliches organisieren." Zumindest ein Inflationsausgleich sei erforderlich.
Die Appelle sind bei der Stadt angekommen: "Der Magistrat wird zeitnah prüfen, in welcher Form und in welchem Umfang die Stadt helfen kann", sagte Martin Müller, Sprecher des Dezernats für Diversität, gegenüber der "Frankfurter Rundschau". (cw/dpa)

Links zum Thema:
» Die Spendenkampagne auf betterplace.org
» Homepage des CSD Frankfurt
Mehr zum Thema:
» Kein Geld: CSD Frankfurt könnte dieses Jahr ausfallen (23.04.2023)
Ja, und? Es gab einen Aufruf an Unternehmen, u.a. über die FAZ, und neben der Betterplace-Kampagne wurden auf der Seite mit dem Spendenaufruf die Optionen zu Überweisung und Paypal angeboten, also 2 direktere, aber intransparente Spendenwege.
Wäre überzeugender, wenn zum Spendeneingang über diese Optionen hier auch etwas stehen würde.
Obendrein ist die Betterplace-Kampagne maximal schlecht gemacht - einfach 3X denselben Text in die Milestones kopiert, komplett ignorierend, wofür es das Milestone-System gibt, und es steht nichtmal ein Datum dran, bis wann das Geld gebraucht wird.
Mal ganz ehrlich, dafür, dass der Betterplace-Link eher nach einem überflüssigen Zusatzklick aussieht als nach der Hauptoption fürs Spenden, sind 6.000 nach einer Woche von Privatleuten, die gerade mit Inflation und co. klarkommen müssen und statistisch eher am unteren Rande der Gesellschaft leben dürften, jetzt gar nicht so wenig.
Außerdem wäre es hinsichtlich "steht auf der Kippe" angebracht, auch über den Stand bzgl. Werbedeals / Sponsoring zu berichten. Unternehmen spenden nicht über betterplace oder überhaupt anonym. Mit denen wird verhandelt, wie viel Werbung sie für wie viel Unterstützung bekommen.
Also, wenn schon ein Update geben, dann bitte vernünftig. Vor allem, wenn sowas alarmierendes wie "auf der Kippe" drübersteht. Ist dann schon arg dünn, wenn die einzigen Zahlen aus der einen Spendenquelle stammen, die öffentlich einsehbar ist.
Die Transparenz ist einfach weiterhin Null. Wenn es so dringend wäre, könnte man das ja vielleicht mal ändern.