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Interview

Was macht das Pink-Lake-Festival so einzigartig?

Vor 15 Jahren hatten Michael Drescher und Jeffrey Wahl die Idee, ein queeres Festival am Wörthersee zu veranstalten – das Tourismusbüro machte mit. Im Interview ziehen sie Bilanz, geben einen Ausblick und reden offen über die Sponsorensuche.


Spaß zum Ausklang des Sommers: Vier Pink-Lake-Besucher bei einem Bootsauflug auf dem Wörthersee. In diesem Jahr findet das Festival vom 24. bis 27. August in Pörtschach statt (Bild: Hofbauer / KidizinSane)

Ihr seid die Erfinder des Pink-Lake-Festivals, das vor 15 Jahren zum ersten Mal am Wörthersee stattfand und heute aus dem queeren Kalender nicht mehr wegzudenken ist. Was ist eure Bilanz?

Michael Drescher: 200 Prozent positiv. Das Festival war von Anfang an ein Riesenerfolg – und damit meinen wir nicht nur die reine Gästezahl, sondern auch die große Begeisterung der Besucher und der "Gastgeber" für das damals recht ungewöhnliche Event. Viele Besucher wurden schnell zu Stammgästen und quasi zu "Freunden des Hauses".

Jeffrey Wahl: Das Pink-Lake-Festival hatte schon immer etwas von einer Großfamilie, die sich auf das nächste Treffen am See freut, um in dieser einzigartigen Location eine tolle Zeit miteinander zu verbringen. Und die Familie hat sich prächtig entwickelt. Auf die gleichbleibend guten Bewertungen in den jährlichen Gästebefragungen sind wir schon mächtig stolz.

War es damals schwer, das Tourismusbüro von einem queeren Festival zu überzeugen?

M.D.: Überhaupt nicht. Die Zeit war einfach reif. Es bestand schon eine Zeit lang der Wunsch, die LGBTQ+-Community als Gäste für den Wörthersee zu begeistern, aber da es im Vergleich zu typischen Szene-Hotspots keine vergleichbares Gastro- und Unterkunftsangebot gibt, haben wir vorgeschlagen, ein jährliches Festival zu veranstalten – damit auch die Community die Gelegenheit bekommt, die Region mit Gleichgesinnten kennenzulernen.


Michael Drescher (l.) und Jeffrey Wahl sind Inhaber der deutschen Marketingagentur Drescher & Wahl. Bei Pink Lake sieht man sie auch in Lederhosen (Bild: privat)

Anfangs gab es auch einige Vorbehalte in der LGBTI-Community. Wie seid ihr damit umgegangen?

J.W.: Stimmt. Damals gab es schon Skepsis und Unsicherheiten, wie es um die Toleranz und Akzeptanz in der Region bestellt war. Damals waren ja eher konservative Parteikräfte unterwegs, über die auch viel berichtet wurde. Und die Tatsache, dass das Festival nicht in einer Metropole, sondern quasi "auf dem Land" stattfinden sollte, sorgte auch für den ein oder anderen irritierten Blick. Da wir beide aber für die Vorbereitung des ersten Festival selbst viel Zeit vor Ort verbracht hatten, konnten wir live erleben, mit wieviel Freunde, Begeisterung und Offenherzigkeit an die Planung des Festival herangegangen wurde.

Was macht das Pink-Lake-Festival einzigartig?

M.D.: Der Wörthersee war schon immer etwas ganz Besonderes. Bereits seit weit über 100 Jahren chillt hier die Wiener Society, wurden hier prächtige Jugendstil-Villen erbaut, Symphonien komponiert und das Dolce Vita am türkisblauen See mit imposantem Bergpanorama zelebriert. Die Region belebt und entschleunigt gleichzeitig. Party machen und feiern, in tollen Restaurants und Bars lecker essen und trinken gehen, Wassersport und Wellness in allen Varianten, Yoga, Radeln und Wandern im Naturparadies am See – das alles kommt auch bei vielen Gästen aus der LGBTQ+-Community sehr gut an. Das Festival ist zwar immer noch die Hauptattraktion, aber so einige Gäste kommen inzwischen auch zu anderen Veranstaltungen, zu privaten Anlässen, als Paar einfach mal so zum Entspannen und Genießen oder zum Treffen mit Freunden an den See.

Wenn man alle zusammengerechnet, wie viele Besucher*­innen zählte Pink Lake seit 2008?

J.W.: Genau lässt sich das nicht sagen, da nicht alle Besucher Kombi-Tickets, sondern auch Einzeltickets für die Abendveranstaltungen kaufen oder in der Zeit Urlaub am See machen und tagsüber in den Beach Club kommen, aber an die 30.000 waren es geschätzt bisher wohl schon.

Hat sich die Region mit dem Festival verändert?

J.W.: Ich denke, im Laufe der Jahre sind durch das Festival bei fast allen Einwohnern auch die letzten "Berührungsängste" verschwunden. Gerade bei der Eröffnungsfeier, der Almdudler-Trachtenparty, treffen sich Gäste und Einheimische, um gemeinsam ordentlich zu feiern.

M.D.: Es kommen auch immer häufiger junge Menschen aus der Region, die sich wegen dem Festival zu ihrem Coming-out getraut haben und bringen dann gleich ihre Freunde und Kollegen mit, um das zu feiern. Das sind dann immer die Momente, bei den das eine oder andere Freudentränchen aufkommt.


Das Pink-Lake-Festival beginnt traditionell mit der Almdudler Almrausch Party (Bild: Hofbauer / KidizinSane)

Was genau unternimmt die Region, damit sich queere Gäste das ganze Jahr über willkommen fühlen?

J.W.: Da gibt es so vieles. Die Ansprache der LGBTQ+-Community ist seit über 15 Jahren fester Bestandteil des Kommunikations- und Marketingplans der Wörthersee-Rosental Tourismus GmbH, und die Mitarbeiter sind alle mit sehr, sehr viel Herzblut dabei. Auch die Hotel- und Gaststättenbetriebe vor Ort unterstützen jegliche Planungen und Initiativen und verpflichten sich sogar zu genauen "Pink Lake Partner LGBTQ+ Richtlinien für Hotel, Gastronomie & Freizeitanbieter". Des weiteren arbeiten wir als Agentur mit allen Beteiligten vor Ort ständig an Verbesserungsmöglichkeiten und weiteren Initiativen während des Festivals und für alle weiteren Jahreszeiten. See.Ess.Spiele, Namaste am See, Wandertage, Wellness-Specials oder das Krimifest – so vielseitig wie die Szene selbst ist ja auch das Kultur- und Freizeitangebot am See. Und die Community ist immer und überall herzlich willkommen!

Das Festival startete in Pörtschach, zog nach Velten und kehrte nach Pörtschach zurück. Wie findet man die richtige Bilanz aus Bewährtem und Veränderung?

J.W.: Beide Orte haben Vorteile und ihre Fangruppen bei den Festivalgästen. Als wir nach dem dritten Festival von Pörtschach nach Velden umgesiedelt sind, dachten wir, es wäre eine gute Idee mal etwas Abwechslung reinzubringen. Velden hat als etwas größerer Ort mehr Übernachtungsmöglichkeiten, und auch das Gastro-Angebot ist etwas breiter. Pörtschach punktet dafür aber kräftig mit seinem gemütlichen Charme, der zentralen Lage fast genau in der Mitte des Wörthersees, einer wunderschönen Bucht zum Flanieren und der einzigartigen Blumeninsel als spektakuläre Location für den Beach-Club. Nach einigen Jahren in Velden sind wir auch deswegen wieder an den "Heimathafen" zurückgekehrt. Die Region ist ja überschaubar groß und die Orte sind mit S-Bahn und der kostenlosen Wörthersee Plus Card ja auch super miteinander verbunden. Daher gibt es ja auch einige Gäste, die weiterhin in Velden übernachten und in Pörtschach feiern.

Was erwartet die Gäste in diesem Jahr bei Pink Lake?

M.D.: Die Gäste erwartet die berühmt-berüchtigte "Party-Trilogie", bestehend aus Almdudler Almrausch Party zur Eröffnung, der Pink Lake Club Night in der Fabrik und der Boat Cruise Party. Hinzu kommt der tägliche Beach Club als Grundpfeiler des Festivals. Da viele Gäste auch schon einige Tage früher an den See kommen, planen wir auch wieder zusätzliche Angebote davor und danach. Genaue Details und Infos dazu folgen bald schon regelmäßig auf pinklake.at.


Die Boat Cruise Party ist für viele Gäste das absolute Highlight von Pink Lake (Bild: Patrick Gutmann / Region Wörthersee-Rosenthal Tourismus GmbH)

Muss das Festival eigentlich noch beworben werden, oder ist es ein Selbstläufer?

J.W.: Für viele "Stammgäste" ist es sicher immer ein fester Termin im Jahreskalender, aber ein großer Teil der Community entdeckt das Festival erst jetzt oder möchte wieder daran erinnert werden, was im Spätsommer hier alles los ist. Und ganz klar gibt es auch viele andere attraktive, wenn auch deutlich weiter entfernte LGBTQ+-Reiseziele, die um die Gunst der Gäste buhlen.

Stehen die Sponsoren nicht Schlange?

J.W.: Das Festival bietet sowohl für große Marken als auch für Newcomer und Start-Ups eine sehr attraktive Gelegenheit, hier sehr intensiv und ohne Streuverlust in der Community auf sich aufmerksam zu machen. Einige sehr treue Sponsoren, wir zum Beispiel Almdudler oder KLM Royal Dutch Airlines profitieren schon seit vielen Jahren von ihrer tollen Präsenz beim Festival und sind damit sehr, sehr zufrieden. Die meisten Sponsoren müssen unter vielen Anfragen auswählen, da nicht alles und jeder gefördert werden kann. Viele sind dann ein oder zwei Jahre dabei und wollen dann wieder andere Projekte unterstützen, was ja auch vollkommen fair ist. Die Suche nach weiteren Sponsoren für das Pink-Lake-Festival ist also jedes Jahr eine große Aufgabe, zumal die Veranstaltungs-Nebenkosten extrem in die Höhe geschossen sind. Daher freuen wir uns besonders über Infos und Sponsorenkontakte direkt aus der Community. Sei es von Mitarbeitern, die anregen, dass ihre Firmen das Festival unterstützen, oder jungen LGBTQ+-Unternehmern, die mit ihren eigenen Produkte gerne mal dabei sein wollen. Über E-Mail info@dwt.online kann man uns kontaktieren.

Ist das Konzept von Pink Lake auf andere Ferienorte übertragbar?

M.D.: Es gibt zwar eine Vielzahl an LGBTQ+-Events, die meisten in Großstädten oder in den bekannten Gay-Hots-Spots im Süden Europas, aber so etwas wie Pink Lake am Wörthersee lässt sich nicht kopieren. Der wärmste Alpensee Österreichs, in zentraler Location nahe Slowenien und Italien, optimal mit Auto, schnell mit dem Flieger und umweltfreundlich mit der Bahn zu erreichen, die langjährige und herzliche Gastfreundschaft gegenüber der LGBTQ+-Community und der spannende Mix an Stammgästen und neuen Besuchern von nah und fern ohne jegliche Sprachbarrieren sind einfach etwas ganz Besonderes. Deswegen entdecken viele Festivalgäste den Wörthersee wohl auch mehr und mehr als Ganzjahresreiseziel.

Wird Pink Lake Festival auch in 15 Jahre noch stattfinden?

M.D.: Das wollen wir doch hoffen! Solange es der Community am See gefällt und die Sponsoren mitmachen, sind wir gerne dabei! Und wir freuen uns, wenn sich der Wörthersee auch zu anderen Gelegenheiten weiter so schön zum Reiseziel für die Gäste aus der Community entwickelt.

J.W.: In diesem Sinne: See you am See!

#1 Klaus BinderAnonym
  • 29.04.2023, 08:33h
  • Es ist mehr als nur ein Festival. Es ist Familie. Ich bin seit über zehn Jahren Stammgast. Keinen einzigen Aufenthalt hätte ich verpassen wollen. Ich habe sehr viele neue Freunde über die Landesgrenzen hinweg kennen gelernt. Sogar eine Hochzeit entsprang dem PinkLake.
    Eine wirkliche besondere und einzigartige Veranstaltung
    Wer überlegt hinzufahren, soll sich auch die Videos auf Instagram oder TiKTok unter _queer_cafe ansehen.
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#2 StaffelbergblickAnonym