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Justin Fashanu

Vor 25 Jahren starb der erste offen schwule Profi-Fußballer

Er wurde von den britischen Boulevardmedien zum Coming-out gezwungen, wurde dann von Fans beschimpft und versuchte, seine Homosexualität zu unterdrücken. Vor 25 Jahren nahm sich Justin Fashanu das Leben.


Beim englischen Erstligaspiel Norwich City gegen Brighton & Hove Albion wurde 2020 an Justin Fashanu erinnert (Bild: IMAGO / PA Images)

Bis heute verstecken schwule Fußballer aus Angst vor Repressionen ihre sexuelle Orientierung. Nur vereinzelt outen sich Profis, darunter etwa der Tscheche Jakub Jankto oder der Brite Jake Daniels. Im letzten Jahrhundert war die Situation noch viel dramatischer: Dies zeigt das Beispiel von Justin Fashanu, der sich am 2. Mai 1998 das Leben nahm.

Der am 19. Februar 1961 geborene Sohn eines nigerianischen Anwalts und einer guyanesischen Krankenschwester galt Anfang der Achtzigerjahre als eine der größten Fußballhoffnungen in England. Fashanu war 1981 der erste schwarze Fußballer, für den eine Ablösesumme von mehr als einer Million Pfund gezahlt wurde. Damals wechselte er von Norwich City zu Nottingham Forrest, zu diesem Zeitpunkt eines der besten Teams der ersten englischen Liga.

Eigener Trainer beschimpfte Fashanu als "verdammte Schwuchtel"

Fashanu lebte heimlich schwul: In Nottingham besuchte er nach dem Training Schwulenbars, bis die Gerüchteküche prodelte. Als sein Trainer Brian Clough (1935-2004), ein Homo-Hasser alten Schlages, von den Aktivitäten seines Jungstars Wind bekam, beschimpfte er seinen Jungstar zunächst als "bloody poof" (verdammte Schwuchtel) und nahm ihn dann aus dem Kader. Als Fashanu trotzdem zum Training kam, soll Clough ihn sogar geschlagen und die Polizei gerufen haben. Erst 2004 sollte Clough in seiner kurz vor seinem Tod erschienenen Autobiografie zugeben, dass er eine Mitschuld am Suizid Fashanus trug.


(Bild: Justin Fashanu Foundation)

Nach den Vorfällen mit Clough war Fashanu nicht mehr der alte – hinzu kamen mehrere Verletzungen. Er versuchte unter anderem, seine Homosexualität zu unterdrücken. So wurde er zum wiedergeborenen Christen, der in Gebeten darum bettelte, endlich heterosexuell zu werden. 1987 schrieb er dem konservativen Unterhaus-Abgeordneten David Atkinson (1940-2012), mit dem er damals eine heimliche Affäre hatte: "Christus sagt, dass homosexuelle Aktivitäten zum Tode führen, da gibt es keinen Zweifel, aber er hat auch gesagt, dass er Menschen von dieser Art Sünde reinwaschen kann." Das ganze Jahrzehnt spielte er in mehreren wenig erfolgreichen Teams in England, den USA und Kanada.

1990 zum Outing gedrängt

Im Oktober 1990 outete sich Fashanu schließlich als schwul – aber erst, nachdem die niederträchtige britische Boulevardpresse von seiner sexuellen Orientierung Wind bekam und mit einem Outing drohte. Daraufhin gab er der "Sun" ein Exklusivinterview. "Ich dachte, wenn ich mich in der schlimmsten Zei­tung oute und dann stark bleibe, gäbe es nichts mehr, was noch zu sagen wäre", erklärte er später.

Danach, so berichtete er später, musste er sich ständig "Witze" seiner Mitspieler und homophobe Sprechchöre der Fans anhören. Teile seiner Familie – etwa sein Bruder John – wandten sich öffentlich von ihm ab. Noch viele Jahre nach dem Tod von Justin behauptete John etwa, dass sein Bruder in Wirklichkeit nicht schwul gewesen sei, sondern nur Aufmerksamkeit gewollt habe.

Fashanus Freitod Ende der Neunzigerjahre ging ein viel publizierter Skandal voraus: Als er im US-Bundesstaat Maryland arbeitete, beschuldigte ihn ein 17-Jähriger eines sexuellen Übergriffs. Der Junge soll demnach nach einer Partynacht aufgewacht sein, als Fashanu ihn gerade befriedigte. In dem Bundesstaat galt damals nicht nur ein Schutzalter von 18 Jahren, homosexueller Verkehr war durch ein sogenanntes "Sodomy Law" ebenfalls verboten.

Dem Fußballer drohten laut einer Anklage 20 Jahre Haft. Fashanu floh nach England – und nahm sich dort im Alter von gerade einmal 37 Jahren das Leben in einer Londoner Garage. Im Abschiedsbrief schrieb er: "Schwul und eine Person des öffentlichen Lebens zu sein, ist hart. Bevor ich meiner Familie weiteres Leid zufüge, möchte ich lieber sterben." Außerdem erklärte er, er könne als schwuler Mann in den USA kein faires Verfahren erwarten. Fashanu glaubte bei seinem Tod, dass er per internationalem Haftbefehl gesucht werde und ihm die Auslieferung drohe. Erst Monate später wurde bekannt, dass die amerikanische Polizei die Ermittlungen wegen Mangels an Beweisen schon lange eingestellt und es nie einen internationalen Haftbefehl gegeben hatte.

Hilfsangebote bei Suizidgedanken

Kreisen deine Gedanken darum, dir das Leben zu nehmen? Spreche mit anderen Menschen darüber. Die Telefonseelsorge ist etwa anonym, kostenlos und rund um die Uhr unter (0800) 1110111 und 1110222 erreichbar. Weitere Angebote listet Spiegel Online.

In mehreren deutschen Großstädten gibt es spezielle Beratungs- und Gesprächsangebote für LGBTI. Speziell für queere Jugendliche, aber oft auch Ältere, gibt es in Deutschland zudem viele Anlaufstellen und Jugendgruppen, bei denen du Gesprächsangebote und Hilfe, aber auch Freizeitaktivitäten und Freund*innen finden kannst. Eine kurze Anfrage in Suchmaschinen lohnt sich.

#1 _Patrick_Ehemaliges Profil
  • 02.05.2023, 11:41h
  • Für mich persönlich spricht die Bezeichnung Suizid, wie im hiesigen Fall, Hohn. Justin ist Opfer seiner Umgebung und Gesellschaft geworden, wurde bestenfalls fahrlässig, wohl eher hämisch grinsend in den Tod getrieben. Vll. wäre >forcierte Selbsttötung< der passendere Begriff oder >klandestin-aktive Sterbehilfe<. Derselbe Zorn erfasst mich, wenn ich von >erweitertem Suizid< lese. Wir sollten uns vll. bei gezielter Menschenfeindlichkeit, die zum Tod führte, etwas mehr Mühe geben, Ursache und Wirkung nachzuvollziehen und das Ergebnis genauer beschreiben, als wir es bisher tun.

    Ich wünschte mir durch schwulenfeindliches Mobbing während der Schulzeit selbst meinen Tod herbei, der nur durch meine Feigheit vor dem Mittel nicht eintrat. Hätte es einen einfachen Schalter gegeben, ich hätte ihn gedrückt. Was ich sagen will: Worte, wie hier, werden dem Menschen dahinter und der Tat manchmal nicht gerecht. Das wiederum finde ich ungerecht, ebenso, dass die Journalist:innen, Spieler:innen, Fans und sonstigen Mobber fein raus sind, und das bis heute. Das System >forcierter Suizid< hat noch immer Bestand und erfreut sich an schutzlosen Opfern ohne Beistand.
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#2 SeraphinaAnonym
  • 02.05.2023, 12:11h
  • Antwort auf #1 von _Patrick_
  • Danke, hätte meine Gedanken dazu und der Verwendung von "Suizid" nicht besser beschreiben können. Justin Fashanu könnte heute noch leben, wenn er nicht von einem menschenverachtenden Lynchmob, das ihn am liebsten selbst umgebracht hätte zu Tode gemobbt worden wäre. Alles bloß, weil er es "gewagt hatte" schwul zu sein und ganz natürlich Männer zu lieben sowie sexuell anziehend zu finden und dabei professionell Fußball zu spielen.
  • Direktlink »
#3 Nico TillmannAnonym
  • 02.05.2023, 22:09h
  • Die Nichte Von Justin Fashanu, Amal Fashanu hat für die BBC VOR 12 Jahren eine immer noch sehenswerte Doku Britians Gay footballers gedreht.

    Sie geht der Geschickte Ihres Onkles, dem im Stich-lassen des Bruder von Justin und der heutigen (Stand 2012) Homophobie im englischen Fußball nach.

    youtu.be/QhX9idfN3Hg
    (Teil 1/4)
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