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München

CSU fordert Drag-Verbot

Cancel Culture à la Bavaria: CSU und SPD machen in München Stimmung gegen eine Draglesung in einer Stadtteilbücherei – die Christsozialen fordern sogar ein staatliches Verbot.


Eine Draglesestunde in Aspen im US-Bundesstaat Colorado: Solche Events sollten nach Wunsch der CSU in Deutschland verboten werden (Bild: Jeff / flickr)
  • 5. Mai 2023, 11:48h 29 3 Min.

Ein geplante Drag-Veranstaltung ruft die Münchner CSU auf den Plan: Die christsoziale Fraktion im Bezirksausschuss München-Bogenhausen will laut "Bild" einen Dringlichkeitsantrag einbringen und eine in der Stadtbibliothek geplante "Draglesung für Kinder" untersagen lassen. Der Antrag, dass Oberbürgermeister Dieter Reiter (SPD) das Event verbieten solle, soll spätestens in der Sitzung am 16. Mai behandelt werden.

Die Lesung mit Dragqueen Vicky Voyage, Dragking Eric BigClit und trans Jungautorin Julana Gleisenberg soll am 13. Juni stattfinden (queer.de berichtete). Derartige Lesungen basieren auf der amerikanischen "Drag Queen Story Hour", die erstmals 2015 in einer Bücherei San Francisco durchgeführt wurden. Damit wollen Dragqueens bei drei- bis elfjährigen Kindern dafür werben, Bücher zu lesen – außerdem soll ihnen schon früh gezeigt werden, dass die Gesellschaft vielfältig ist.

In den USA, Österreich und der Schweiz gibt es bereits regelmäßig Proteste von Rechtsradikalen und Konservativen gegen die Veranstaltungen. Dies scheint jetzt auch auf Bayern zu schwappen: Aus CSU, AfD und SPD gibt es inzwischen Widerstand gegen die geplante Lesestunde. So erklärte CSU-Generalsekretär Martin Huber, dabei handle es sich um "woke Frühsexualisierung" – damit benutzt er ein Kampfwort der AfD.

SPD-OB hat "kein Verständnis" für Draglesung

Auch SPD-Stadtoberhaupt Reiter skandalisierte gegenüber "Bild" den Drag-Auftritt in der Bücherei in München: "Ich habe für diese Art Programm kein Verständnis und glaube nicht, dass das für Vierjährige geeignet ist. Ich würde mit meinen Enkeln nicht hingehen." Damit vollzieht Reiter eine 180-Grad-Wende: 2021 war er für sein Engagement für queere Menschen noch mit dem Tolerantia Award ausgezeichnet worden (queer.de berichtete).


Wie gewohnt macht die AfD Stimmung gegen alles Queere – ungewöhnlich ist, dass dieses Mal CSU und SPD mitmachen

Grüne verteidigen Dragqueens

Die Münchner Grünen verteidigen dagegen die Lesestunde: "Die Äußerungen von CSU und AfD zur geplanten Lesung lassen tief blicken. Das Mantra 'Leben und leben lassen' gilt für die CSU scheinbar nur, soweit es in ihr Raster aus Weißbier und Trachtenjanker passt", ätzte Stadt-Parteichef Joel Keilhauer. "Für uns Grüne ist klar: München ist bunt. Und dazu gehören auch Diversität und gelebte Vielfalt, was scheinbar in das verstaubte Gesellschaftsbild nicht passt." Die CSU sollte den CSD dieses Jahr meiden, forderte Keilhauer. "Wer den politischen Stadtkonsens aufgibt, nur weil er im Wahlkampf mit weit rechten und ewiggestrigen Themen punkten will, sollte sich im stillen Kämmerlein schämen und nicht auf der Pride-Parade mitlaufen und sich als weltoffen feiern."

Dragqueen Vicky Voyage versuchte unterdessen, für Verständnis zu werben. Auf Twitter teilte sie das Video eines britischen Senders, in dem Kinder auf Drag reagieren.

Twitter / VickyVoyage | Vicky Voyage reagierte auf den abwertenden Beitrag des stellvertretenden Fraktionschefs des CSU im Münchner Stadtrat
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Die Münchner Stadtbibliothek verteidigte den Auftritt ebenfalls: "Unser breit aufgestelltes Programm richtet sich an eine vielfältige Stadtgesellschaft. Daher haben wir auch Lesungen zum Thema Diversität im Programm", teilte sie mit. In diesem Fall handelt es sich um ein Angebot für Familien mit Kindern ab 4 Jahren. Es werden altersgerechte Bilderbücher vorgelesen. Im Vordergrund stehen Themen wie Rollenwechsel und Verkleidung, die Kinder in diesem Alter sehr beschäftigen. Es liegt im Ermessen der Eltern, diese Veranstaltung mit ihren Kindern zu besuchen." Gleichzeitig bedauerte die Bibliothek, "dass die Künstler*innen-Namen der Beteiligten und die Berichterstattung in der BILD den Anschein erwecken, als würde ein Travestieprogramm für Erwachsene dargeboten. Dies war nie geplant". (dk)

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