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Folge 19 von 53

Schwule Symbole im Film: Sport

Muskelspiele und Seitenwechsel, Ringkämpfe und Hürdenläufe oder das Einlochen beim Billard: Sport ist in schwulen Filmen omnipräsent und wird oft sexualisiert. Einige Disziplinen haben eigene symbolische Bedeutungen.


Wenn das Leben wegen Aids plötzlich auf dem Kopf steht – wie in "Test" (2013)

Sport im Allgemeinen – unterschiedliche "Gay Games"

Sport bietet die Möglichkeit, den eigenen Körper zu trainieren und soziale Kontakte einzugehen. So kann ein Sportverein als ein Mikrokosmos der Gesellschaft fungieren und ein Vereinsausschluss damit dem Ausschluss aus der Gesellschaft gleichkommen. In Filmen werden sportliche mit sexuellen Erlebnissen parallelisiert. Zu den häufig sexualisierten Sportarten gehören Ballspiele und Reiten. Aus dem Bereich des Sports stammen besonders viele Metaphern, wie "Muskelspiele", "sich selbst disqualifizieren" oder etwas "sportlich nehmen".

Vergleiche zwischen Sportarten – Vergleiche zwischen Homos und Heteros

Sport ist in schwulen Filmen omnipräsent, was allerdings nicht nur an der symbolischen Breite, sondern auch daran liegt, dass z.B. beim Schwimmen fast nackte und durchtrainierte Männer präsentiert werden können. Symbolische Bedeutungen werden z.B. fassbar, wenn im Film zwei Sportarten aufgegriffen werden, die unterschiedlich konnotiert sind und so indirekt miteinander verglichen werden. So sind Boxen und Fußball stereotyp männlich-heterosexuell, Ballett und Tanzen hingegen stereotyp weiblich und schwul konnotiert. Filme, die konträr wirkende Sportarten thematisieren, stellen "weibliches" bzw. "männliches" Verhalten und manchmal damit auch Homo- und Heterosexualität gegenüber.

Ein frühes Beispiel steht vielleicht mit "Männlichkeit", aber wohl nicht mit Homosexualität in Verbindung: Der Filmhistoriker Vito Russo nennt den Film "Der kleine Cäsar" (1931), in dem der Protagonist Johnny das Tennisspielen aufgeben möchte, um Steptänzer zu werden, und deshalb von Robinson mit den Worten kritisiert wird: "Unter einem Männerspiel stelle ich mir was anderes als Tanzen vor" (Vito Russo: "Die schwule Traumfabrik", 1990, S. 43).

Im Gegensatz zur Sportart Tennis, die teilweise als "männlich" und teilweise als "weiblich" rezipiert wird, wurde Boxen schon immer nur als "typisch männlich" betrachtet. In "Maurice" (1987) wird Boxen zumeist mit Clive und Heterosexualität, Kricket bzw. Tennis hingegen mit Maurice, Scudder und Homosexualität in Verbindung gebracht. In "Beautiful Thing" (1996) werden Boxen und Fußball dem Schwimmen gegenübergestellt. Warum es in diesem Film auch um Schwimmen geht, wird in der Szene deutlich, in der Ste diese Sportart mit den Worten lobt: "Man ist ganz allein beim Schwimmen." Seine Vorliebe für diesen Sport wird also verständlich, wenn man weiß, dass sich Ste mit seinem Bruder ein Zimmer teilen muss.

In "Billy Elliot" (2000) wird Boxen dem Ballett konträr gegenübergestellt und Billy muss dafür kämpfen, als Junge ein Balletttänzer werden zu dürfen. In ähnlicher Form ist das Boxen (bzw. Krafttraining) in "Brüder Liebe" (aka "Three Dancing Slaves", 2004) von Gaël Morel ein Gegenpol zum Tanzen und in "Alles wegen Benjamin" (2002) ist das Boxen ein Gegenpol zum Schwimmen.


In "Billy Elliot" (2000) wird Boxen dem Ballett konträr gegenübergestellt

"Heilung" von der Homosexualität durch "Hetero-Sport"

In einigen Filmen versuchen Schwule, die mit ihrer Homosexualität nicht zurechtkommen, sich mit einer männlich-heterosexuell konnotierten Sportart zu "heilen". Funktioniert hat das noch nie. Maurice in dem gleichnamigen Film (1987) versucht es und fängt nur aus diesem Grund mit dem Boxen an.
Auch spätere Filme machen keinen Hehl daraus, dass dies nicht funktioniert, setzen das Thema – im Gegensatz zu "Maurice" – aber recht unterhaltsam um. In "Der Sprinter" (1987, hier Trailer online) treibt der schwule Wieland sehr viel Sport, um von seiner Homosexualität wegzukommen: Tanzen, Kugelstoßen und Laufen, wobei ihm sogar eine "blonde, kugelstoßende Dreizentner-Walküre" (Hermann J. Huber: "Gewalt und Leidenschaft", 1989, S. 163) unter die Arme greift.


In "Der Sprinter" (1987) will sich der schwule Wieland von seiner Homosexualität "heilen" lassen. Die Werbung für ein Bestattungshaus im Hintergrund ist dabei Teil des Filmhumors

In "Mein Leben in Rosarot" (1997) geht es dem Jungen Ludovic, der lieber ein Mädchen wäre, so ähnlich und er bekommt von seinem Nachbarn den Tipp: "Ein bisschen Sport und die Sache hat sich erledigt." In François Ozons "Sitcom" (1998) wird dem jungen Nicolas ebenfalls geraten, Sport zu treiben, weil das mit der Homosexualität dann angeblich schnell vorbei gehe.

Sportmetaphern – soziale und sexuelle Umgangsformen

Die Frage des schwulen Devon in "30 Rock" (Folge 1/18) an seinen Arbeitskollegen "Für welches Team spielen Sie?" ist doppeldeutig, da sie sich sowohl auf Sport als auch auf die sexuelle Orientierung bezieht. In vergleichbarer Weise ist in "Priscilla" (1994) die Frage, ob Anthony "für beide Teams spielt", eine Frage nach dessen möglicher Bisexualität. Mit dem Hinweis auf das "andere" Team ist in "Queer as Folk" (USA, Folge 2/13) Heterosexualität gemeint. Je nach Kontext einer Filmszene können sich unterschiedliche Bedeutungen ergeben: Weil sich der Politiker Stockwell, ebenfalls in "Queer as Folk", von Brian verraten fühlt, betont er diesem gegenüber, dass sie (in beruflicher Hinsicht) nicht mehr für dasselbe Team spielen (Folge 3/9). Wenn jedoch Leo in "Kreuz und Queer" (1998) äußert, dass er Brandon anmachen würde, wenn dieser "in derselben Liga spielen" würde, bezieht sich dies auf seine sexuelle Orientierung.

Gleiches gilt für den Fall, dass sich Metaphern auf bestimmte Sportarten beziehen: Ein "Seitenwechsel" bezieht sich üblicherweise darauf, dass zwei Sportler bzw. Mannschaften die Spielfeldhälfte wechseln, in "Happily Divorced" (Folge 2/3) bezieht sich die Formulierung auf das späte Coming-out von Peter Lovett.

Sport als Sex

Es liegt nahe, sportliche Aktivitäten wie sexuelle zu inszenieren. Das ist vor allem bei Liegestützen und Gewichtstemmen erkennbar, Tätigkeiten, die als Substitution für sexuelle Handlungen eine symbolische Bedeutung haben können. So werden Liegestütze oft so inszeniert, dass ihre rhythmischen Bewegungen an die beim Sex erinnern. Häufig findet eine zusätzliche Sexualisierung dadurch statt, dass sie neben einem Bett stattfinden. Als Andeutungen lassen sich die vorsichtigen Inszenierungen in "Stirb wie ein Mann" (1957), "Making Love" (1982), "Bent" (1997), "J. Edgar" (2011) und im Kurzfilm "Plutôt d'accord" (2004, 8:15 Min., hier online) verstehen. Deutlich sexualisierte Liegestütz-Szenen sind in Pedro Almodóvars "Schlechte Erziehung" (2004), "2001 Maniacs" (2005), "Scab" (2005), "Private Romeo" (2011), "Eating Out" (Teil 5, 2011) und "Hej" (2013) zu sehen.


Sexualisierte Liegestütze in Pedro Almodóvars "Schlechte Erziehung" (2004)

Beim Stemmen von Gewichten lassen sich Assoziationen mit Oralverkehr hervorrufen, indem der Stemmende einen Partner hat und seine Blickrichtung von unten unterschiedlich deutlich auf dessen Genital gerichtet ist. Entsprechende Szenen, bei denen mindestens der Stemmende ein sexuelles Interesse an seinem Partner hat, sind in "Ken Park" (2002), "Burning Palms" (2010), "Ab in den Knast" (2006) und "Das 10 Gebote Movie" (2007) zu sehen.


Erotisches Gewichtheben in "Ken Park" (2002)

Sex als Sport

Andersrum lassen sich sexuelle Aktivitäten auch mit Sportmetaphern umschreiben: Sex wird in "Totally F***ed Up" (1993) als "Leistungssport" und in "Queer as Folk" (USA, Folge 5/8) als "Sportficken" bezeichnet.

In "Another Gay Sequel" (2008) wird der Sex-Wettbewerb "Gays Gone Wild!", bei dem es um die Anzahl von Sexualpartnern geht, mit der Äußerung "Damit können die Spiele beginnen" zu einem sportlichen Wettkampf erklärt. Der Spruch ist offenbar abgeleitet von dem römischen Eröffnungsspruch für öffentliche Spiele "ludi incipiant" bzw. "Die Spiele mögen beginnen".


"Damit können die Spiele beginnen" in "Another Gay Sequel" (2008)

Handstand – und das Gleichgewicht im Leben

Durch Szenen am Reck bzw. beim Handstand lässt sich gut der Eindruck vermitteln, als wenn für den Protagonisten die Welt Kopf steht. In der Anfangsszene von "Unser Weg ist der beste" (1976) erklärt ein Junge einem anderen Jungen, wie man trotz Handstand (im Leben) sein Gleichgewicht behalten könne. Ähnliche Szenen am Reck bzw. aus dem Handstand-Blickwinkel, die nur über die Bilder wirken, finden sich in "Freunde" (2001) und "Test" (2013).

Pornos – Sport als Sex und Sex als Sport

Viele Schwulenpornos sexualisieren die Atmosphäre beim Sport und spielen im Titel mit Redewendungen. Der Titel "Grand Slam" verweist als doppeldeutige Formulierung auf viele verschiedene sexuelle Aktivitäten (s. Urbandictionary) und "Pump-up" auch darauf, einen anderen in Stimmung zu bringen. In einigen Schwulenpornos werden mit Bild und Text sexuelle und sportliche Handlungen erkennbar parallelisiert ("Goal Orgy Club", "Randy's Gym", "Latin Workout").


Klassische Formen der Sexualisierung von Sport durch mehrdeutige Titel wie "Grand Slam" und "Pump-up"

Ringen und Boxen – vom "Durchboxen" und dem "Ringen" mit Problemen

Boxen gehört zu den aggressivsten Sportarten und wird als Metapher für Durchsetzungsvermögen in Beziehungskrisen, beruflichen Kraftproben und Machtkämpfen eingesetzt. Redensarten wie das "Durchboxen" und das "Ringen" mit einem Problem sind Ausdruck der symbolischen Bedeutungen beider Sportarten. Während es beim Boxen einen Gegner gibt, der besiegt am Boden liegen soll, ist Ringen weniger aggressiv und wird in harmloser und verspielter Form auch als Substitution für mann-männlichen Sex dargestellt.

Ringen – Substitution für Sex

Die Geschichte des homoerotischen Ringens in Filmen reicht weit zurück. Der Fotograf Bob Mizer gehörte seit den Vierzigerjahren in den USA zu den Pionieren der männlichen Aktfotografie für eine schwule Zielgruppe und vertrieb seit den Fünfzigerjahren auch Filme. Beliebte Motive von ihm waren fast nackte ringende Männer, die sich ohne erkennbaren Grund die Kleider vom Leib reißen. Im Internet werden viele der Clips online gezeigt und von der Bob Mizer Foundation auch zum Kauf angeboten.

Das Ringen junger Männer in Anlehnung an die griechische Antike in "Anders als du und ich" (1957) ist mit seiner körperlichen Nähe als Substitution für schwulen Sex inszeniert. Als der Film erscheinen sollte, erzwang die "Freiwillige Selbstkontrolle der Filmwirtschaft" die Zensur eines Teils dieser Szene, was ein deutliches Zeichen für eine sexuelle Rezeption ist.


Zum Teil zensiert: Ringen nach antikem Vorbild in "Anders als du und ich" (1957)

In einer der laut "Spiegel" (24. Oktober 1993, hier online) "eindrucksvollsten Szenen" des Films "Liebende Frauen" (1969) tragen die beiden Freunde Rupert und Gerald vor einem offenen Kaminfeuer nackt einen Ringkampf aus, um sich auch körperlich nah zu sein. Es fällt recht leicht, in der gleichnamigen Romanvorlage von D. H. Lawrence in diese Szene Andeutungen von Analverkehr hineinzulesen, denn beide Männer "gewöhnten sich […] an den Rhythmus des anderen, entwickelten ein gewisses Körpergefühl füreinander". Sie scheinen ihre Körper "tiefer und tiefer gegeneinander zu treiben, als wollten sie zu einer Einheit verschmelzen". Rupert Birkin scheint "in Geralds massigere, diffusere Gestalt einzudringen, mit seinem Körper den Körper des anderen zu durchtränken". Es ist, als ob "Birkins gesamter physischer Scharfsinn mitten in Geralds Körper eindränge, als ob seine feine, sublimierte Energie in das Fleisch des fülligeren Mannes vorstoße" (D. H. Lawrence: "Liebende Frauen", 2002, S. 454-463).


Nacktes Ringen in "Liebende Frauen" (1969)

In "Die Freunde" (aka "Les Amis", 1971) ringen Paul und Philippe am Strand und werden dabei misstrauisch beobachtet, was darauf hindeutet, dass beide Männer als schwul wahrgenommen werden. Dabei ist diese körperliche Nähe ähnlich unschuldig inszeniert wie das Balgen am Strand von Tadzio mit einem gleichaltrigen Freund in Luchino Viscontis "Tod in Venedig" (1971) aus dem gleichen Jahr.

Auch das Ringen in "Summer" (2006) und "21 Jump Street" (Folge 2/8) ist deutlich homoerotisch inszeniert. Im Gegensatz zu diesen Filmen wird in "Burl's" (2003) das Ringen klischeekonträr zur Homosexualität inszeniert. Weitere Beispiele sind das Ringen in "Tanz der Vampire" (1967), das Nacktringen in "Hot Legs" (1995), die in "Kreuz und Queer" (1998) diskutierte Idee des Nacktringens und die Ringer als Wichsvorlage in "Wild Tigers I Have Known" (2006).

Boxen – "Männlichkeit" und "Weiblichkeit"

In der Arte-Kompilation "Boxen im Film" (hier online) wird gezeigt, wie männlich konnotiert Boxen ist, wobei dafür auch zwei Beispiele des queeren Kinos aufgegriffen werden: Da ist zum einen der schwule Weldon Penderton (D: Marlon Brando), der sich in "Spiegelbild im goldenen Auge" (1967) nicht auf einen Boxkampf konzentrieren kann, weil er vom gutaussehenden Williams (D: Robert Forster) "irritiert" bzw. fasziniert und abgelenkt ist. Boxen scheint nicht Pendertons Ding zu sein (9:45 Min.).

Zum anderen zeigt Arte im direkten Anschluss eine kurze Szene aus "Victor/Victoria" (1982), in der die Schauspielerin Julie Andrews sich bei einem Boxkampf "sichtlich unwohl fühlt". Die Schauspielerin ist im Film als Victor und als Victoria zu sehen und die Boxszene soll wohl – im Rahmen einer stereotypen Zuschreibung – deutlich machen, dass sie trotz ihres Crossdressings eine Frau und ihr Partner Carroll Todd (D: Robert Preston) ein Mann ist, womit das Grundthema des Films, Geschlechterrollen, unterstrichen wird. Zum Thema Boxen und "Männlichkeit" lässt sich auch noch gut "Der Mann mit der grünen Nelke" (1960) ergänzen: Hier wird die kultivierte Welt des Theaters, in der der feminine Dandy Oscar Wilde zu Hause ist, der Welt des Boxens gegenübergestellt. In der Welt des Boxens ist Wilde zwar nicht zu Hause, er kann aber den einfachen, rauen Jungs von der Straße erotisch durchaus etwas abgewinnen.

Boxen – Deckung, decken und kämpfen


Die Parallelen zwischen Sex und Boxen in "Like it is" (1998)

Das Boxen in "Brille mit Goldrand" (1987) ist zunächst ein durch Duschszenen sexualisierter Sport. Die Äußerung "Deckung oben lassen" ist allerdings auch ein indirekter Tipp, wie man sich als Schwuler in der vom italienischen Faschismus geprägten Zeit verhalten sollte.

In Paul Oremlands Film "Like it is" (1998) werden zwischen dem Sexleben und dem Sport-Leben des Boxers Matt deutlich die Parallelen aufgezeigt. Bei seinem ersten Versuch, sexuell passiv zu sein, hat er so starke Schmerzen, dass er den Sex abbricht, aggressiv gegen eine Wand boxt und seinen Sexpartner rauswirft. Danach wird zu einer Boxszene übergeleitet. Mit den Parallelen des sich Abreagierens und des Zu-Boden-Bringens des Gegners bzw. Partners wird Sex wie ein aggressiver Akt und eine sportliche Leistung dargestellt, für die es nur fleißig zu üben gilt. Folgerichtig wird später gezeigt, dass dem ehrgeizigen Boxer der passive Sex keine Probleme mehr bereitet.

Der Regisseur Bill Hayes erfasst in "Cock & Bull Story" (2003) zwar mehrfach die homo­erotische Nähe im Boxring und zeigt einen Kamerablick, der sich mehrfach auf die Hüften statt auf die Fäuste konzentriert, wirkt bei seinem Versuch, das Sportliche und das Sexuelle zu verbinden, insgesamt jedoch genauso verklemmt wie bei der Umsetzung der wenigen homo­erotischen Sekunden in seinem früheren Film "Midnight Express" (1978).

In "My last round" (2011) ist Hugo fasziniert von Octavio, einem lokalen Boxchampion, wobei ihre Beziehung auf eine harte Probe gestellt wird. Der Film "ist streng genommen kein Film über das Boxen", sondern ein Film, "in der die Charaktere darum kämpfen, in Würde zu leben" (Rezension in "Abuse de Ciné", hier online). Auch ein Animationsfilm für Kinder kann hier angeführt werden: Das boxende schwule Känguru in "Ein Känguru wie Du" (2019) ist kein Zufall, sondern klischeekonträr angelegt, weil es sich gegen Angriffe zu verteidigen weiß.

Pornos – Boxen, Wrestling und der Sex

In Schwulenpornos werden Boxen ("Latin Power", "The Couch", "Open Ring", "Kickboxer") und Wrestling ("Best of Wrestlehard V") als Bildmotive mit Sex gleichgesetzt. Der Porno "Reds under the bed" verbindet schwulen Sex mit der Angst vor Kommunisten (Symbolfarbe Rot) mit der weit verbreiteten Angst von Kindern vor einem Monster, das unter dem Bett lauert. Über den Filmtitel wird manchmal eine Assoziation zu sexualisierter Gewalt hergestellt ("Low Blow", "Bum Rush"), was auf die Aggressivität dieser Sportarten verweist, auch wenn sich dies nicht in dem erotischen Bildmotiv des Boxens widerspiegelt.

Weitere Symbolbegriffe im Titel verweisen auf Härte ("Wrestling Steel") und Arbeitersport ("Blue Collar Battle") und sind auch in mehreren Filmreihen ("Cowboy Wrestling 3", "Boy Toy Wrestling 2", "Black Wrestling 7") zu finden.


Anspielung auf Sex mit "Reds under the bed" und sexualisierte Gewalt mit "Low Blow"

Laufen – vom Weglaufen vor Problemen bis zum Laufen zu sich selbst

Läufer*­innen streben einem Ziel entgegen, das sie mit Energie und Zuversicht erreichen wollen. Laufen steht für Aktivität und Leistungsfähigkeit. Wer mit anderen läuft, versucht mit ihnen Schritt zu halten bzw. nicht zurückzubleiben. Wer abgehängt wird, fühlt sich schwach bzw. vernachlässigt. Laufen kann wie, wie in der Formulierung "mein langer Lauf zu mir selbst" auch Identität und Selbstfindung zum Ausdruck bringen, womit die beim Laufen zurückgelegte Strecke symbolisch zu einem Teil des Lebensweges und die Mitlaufenden zu Weggefährt*­innen werden.

Was nie auf die Leinwand kam...

Der Roman "The Frontrunner" (1974), der von einem Läufer der Olympischen Spiele handelt, der eine Liebesbeziehung zu seinem Trainer hat, war mit mehr als 10 Millionen verkauften Exemplaren kommerziell sehr erfolgreich. Ich kann daher nachvollziehen, dass der Filmhistoriker Vito Russo irritiert darüber ist, dass der Roman trotz Bemühungen nie verfilmt wurde. Sein Hinweis auf ein nicht umgesetztes Drehbuch deutet an, wie sich das Sportliche mit dem Privaten mischen sollte: Im Roman wird der Läufer erschossen, bevor er sein Ziel erreicht, während er in dem Drehbuch die Spiele gewinnt, aber nicht den Trainer (Vito Russo: "Die schwule Traumfabrik", 1990, S. 186, 230). Bis heute haben sich weltweit unzählige schwule und lesbische Laufgruppen nach diesem Roman benannt.

Laufstrecke – Selbstfindung und Lebensweg

Wenn in einem Film ein Mann alleine läuft, geht es auch um den schwierigen und langen Weg einer schwulen Selbstfindung, wie es bereits die Titel des Kurzfilms "Run to Me" (2007) und der Dokumentation "Out for the long run" (2011) andeuten. Das Laufen eines jungen Mannes kann, wie in "Spring" (2011), als Akt der sexuellen Selbstbefreiung inszeniert sein, auf die er stolz ist und nach der er erst einmal tief durchatmet.

Der Film "1:54. Bist du bereit für den Lauf deines Lebens?" handelt von Homophobie an Schulen, Tim und seinem schwulen Freund Francis. Hier verdeutlicht schon der Untertitel, dass zwischen Tims Laufstrecke von 800 Metern, die er in 1:54 Minuten laufen möchte, und seinem Lebensweg ein erkennbarer Zusammenhang hergestellt wird. In der Form, wie der schwule Kurzfilm "The Reunion" (2004) den Tod behandelt, wirkt das befreiende Laufen des Protagonisten zu Beginn des Films wie ein Symbol für das Leben.

Hürdenlauf – schwieriger Lebensweg

Viele Cineasten kennen mittlerweile den homo­erotischen Subtext von "Die Katze auf dem heißen Blechdach" (1958) trotz der aufgrund des Hays Codes durchgeführten Zensurmaßnahmen. Die beiden Freunde Brick und Skipper kennen sich vom Hürdenlauf. Es fällt leicht, in der Äußerung Bricks gegenüber seinem Vater "Aber die Hürden waren zu hoch für mich" eine Äußerung zu erblicken, die auch mit den Schwierigkeiten in Bezug auf Homosexualität in Verbindung steht. Weil er sich dabei einen Knöchel brach, sieht man ihn in Krücken.

Der junge Sean in "Running Without Sound" (2004) ist ein schwuler gehörloser "Cross Country"-Läufer (= Querfeldein-Läufer), was ähnlich wie beim Hürdenlauf auf zusätzliche Schwierigkeiten auf dem (Lebens-)Weg verweist.

Die sportliche Leistung und das Leben vergleichen

Wenn Schwule mit anderen Schwulen laufen, kann es – wie in "Freunde" (2001) und "Run to Me" (2007) – auch um das Spüren der positiven Energie gehen, die beim Laufen und in einer Beziehung freigesetzt wird. Damit wird die mit anderen zurückgelegte Laufstrecke zum gemeinsamen Lebensweg.

Wenn Schwule im Wettkampf mit anderen beim Laufen gezeigt werden, wie in "Candy Boy" (2007), geht es nicht nur um Wettkampf, sondern um einen Vergleich und um ein Messen mit anderen, wodurch man sich Selbstbestätigung holen kann. Auf diese Weise werden – wie in "Freier Fall" (2013) – Schwule mit Heteros verglichen, wobei die positiv besetzten schwulen Protagonisten nicht schlechter abschneiden und nicht nur den sportlichen Wettkampf, sondern auch Auseinandersetzungen auf anderen Gebieten gewinnen.

In "Uitgeproken" (2013) ist Laufen eine besondere Klammer des Films, wobei Laufen für eine Homo/Hetero-Freundschaft steht – im Gegensatz zum Fußball, der hier als Ausdruck von Homophobie inszeniert ist. Die beiden Freunde David und Niels laufen gemeinsam. Nach Differenzen läuft David alleine, nach Klärung dieser Differenzen laufen sie wieder gemeinsam. Sie laufen im Gleichschritt miteinander. Mit im Gleichschritt marschierenden oder laufenden Männern werden üblicherweise Fragen der Konformität und Gleichmacherei aufgegriffen, wie in "Ich liebe dich, ich töte dich" (1969), worin ein ganzes Dorf im Gleichschritt läuft bzw. marschiert, um Schwule wie in der NS-Zeit zu jagen. In "Uitgeproken" (2013) ist der Gleichschritt dagegen Ausdruck für ein aufeinander eingespieltes Team.


Gleichschritt in "Uitgeproken" (2013)

Gemeinsam laufen – gemeinsamer Sex

Ein gemeinsamer Lauf wird manchmal mit einer sexuellen Handlung gleichgesetzt: In "Katz und Maus" (1967) nach Günther Grass wird das gemeinsame Onanieren von Jugendlichen, mit dem Ziel, als Erster zu kommen, im Parallelschnitt mit einem gemeinsamen Kurzstreckenlauf visualisiert, bei dem der Zieleinlauf für einen Orgasmus steht. Dies entspricht der literarischen Vorlage, in der der Erzähler das gemeinsame Onanieren um die Wette als eine "Olympiade" bezeichnet (Günther Grass: "Katz und Maus", 1963, S. 28).


Wichsen als Sex-Metapher in "Katz und Maus" (1967) nach Günther Grass

Deutlicher wird 30 Jahre später "Der Mann meines Herzens" (1997), worin vom Stöhnen im Bett mehrfach zum Stöhnen beim Laufen übergeblendet wird und der Herzfrequenzmesser, der für das Laufen angeschafft wurde, auch die Körperreaktionen einer zärtlichen Berührung misst. In "Férfiakt" (2006) macht sich eine Ehefrau über die 30 Jahre Altersunterschied zwischen ihrem Mann und dem von ihm bezahlten Stricher bzw. über die nachlassende sexuelle Energie ihres Mannes lustig: "Alle zurück an den Start! Auch wenn das Rennen vorbei ist."

Weglaufen vor Problemen

Der Titel "Running For Honor" (OT der Folge "Ein Kampf auf Leben und Tod" aus der Serie "Zurück in die Vergangenheit", Folge 4/12) verdeutlicht über das Laufen die sexuelle Doppelmoral der US-Armee: Ein schwuler Kadett soll als guter Läufer der Kompanie Ehre bringen, danach aber ohne Aufsehen die Kadettenschule verlassen. Er ist "gut genug, um zu laufen, aber nicht gut genug, um zu bleiben". Mit einem anderen Schwulen will er sich wehren, der deutlich betont: "Ich habe es satt, davonzulaufen."

Meistens sind es nur unreflektierte Sportmetaphern, wenn erwähnt wird, dass Schwule vor ihren Problemen davonlaufen würden, wie in "Queer as Folk" ((USA, Folge 1/5, 1/8), "Umleitung ins Glück" (2007) und "Der Brief" (2008). Die kluge Tante Helen rät ihrem schwulen Enkel in "Eating Out 3" (2009): "Wer vor seinen Problemen wegläuft, wechselt nur die Umgebung, die Probleme bleiben bestehen." Nur in seltenen Fällen bleibt es nicht nur bei der Metapher, sondern man sieht, wie Schwule tatsächlich vor ihren Problemen davonlaufen, wie in "Queer as Folk" (USA, Folge 1/4), "Adios, Roberto" (1985) und "Cappuccino" (2010). In Gus Van Sants "Don't worry, weglaufen geht nicht" (2018) bezieht sich der Filmtitel auch auf den schwulen Donnie.

Weglaufen in die Freiheit

In der Arte-Kompilation "Rennen im Film" (hier online) heißt es: "Zu guter Letzt und vor allem steht der Lauf für Freiheit." Als Beispiel dafür wird der junge Steve in "Mommy" (2014, 8:55 Min.) genannt. In diesem Film des offen schwulen Xavier Dolan (Regisseur, Drehbuchautor und Filmproduzent) wird der 15-jährige Steve in eine Psychiatrie eingeliefert. Zu sehen ist die letzte Szene, in der sich Steve von einem Pfleger losreißt und auf ein Fenster zurennt. Auch "Billy Elliot. I will dance" (10:25 Min.) wird in dieser Arte-Kompilation in diesem Kontext kurz erwähnt.

Weitere Bedeutungen – wie "die Zeit läuft davon"

Der Filmtitel "Running out of time" (1999) bezieht sich auf eine lebensbedrohliche Krebs-Erkrankung eines Mannes und darauf, wie diesem die Zeit "davonläuft". In der US-Serie "Queer as Folk" geht es darum, dass ein Vergleich der beruflichen Situation nicht zu einem "Wettrennen" ausarten solle (Folge 2/5) und dass man eine Langzeitbeziehung mit einem "Marathon" vergleichen könne (Folge 5/1). Wie mit anderen Sportarten lassen sich auch mit dem Laufen in unterhaltsamer Form stereotype Vorstellungen von "Männlichkeit" und "Weiblichkeit" in Verbindung bringen. Ein Beispiel dafür ist der bereits mehrfach erwähnte Film "Der Sprinter" (1983), in dem sich der schmächtige schwule Wieland u.a. in der Sportart des Sprintens versucht.

Pornos – Marathon als Hochleistungssex


Hochleistungssex in "Sex on the run"

In Schwulenpornos kann man sich einer absichtlichen Lauf-Symbolik sicher sein, wenn das Cover Laufschuhe oder laufende Männer zeigt ("Sex on the run", "Rican on the run", "Running Wild") und Laufen damit deutlich mit Sex verbunden wird. Bei den Pornotiteln "Keep on running" (= etwas in Gang halten), "Running Mates" (= Laufpartner), "Runners High" und "Raw runners" wird die Übertragung aus dem sportlichen in den sexuellen Bereich auch aus der kurzen inhaltlichen Beschreibung deutlich.

Der Begriff "Marathon" wird als eine Umschreibung sexueller Höchstleistung ("Sperma Marathon", "Bareback Marathon Cologne 3") mit der sportlichen Höchstleistung im Laufen assoziiert. Laufmetaphern werden manchmal auch unreflektiert verwendet, wie "Run Down Dirty" (= heruntergekommen) und "Runaways" (= Ausreißer). Der Pornotitel "Midnight Run" bezieht sich möglicherweise auf eine umgangssprachlich bekannte Sex-Praktik (s. eine Erklärung in Urbandictionary: "When a man is receiving a blow job from a person. While he is receiving anal sex. The male who's giving anal is giving oral to the person giving the blow job."

Spiele mit Kugeln – vom Bestreben, ein Loch zu füllen

Die Sex-Symbolik des Billard-Spiels mit dem Queue (= Phallus), den Kugeln (= Hoden) und dem Einlochen (= Penetration) ist weit verbreitet. Die ersten beiden Aspekte sind in der Bezeichnung "Taschen-Billard" enthalten. "Billardspieler" war früher sogar eine Bezeichnung für Homo­sexuelle (Jody Skinner: "Bezeichnungen für das Homo­sexuelle im Deutschen", 1999, 2. Band, S. 56). Jean Boullet verweist darauf, dass das Einlochen beim Billard "etwas von einem rituellen kollektiven Sexualakt" habe ("Erotische Symbole", 1967, S. 357-394), was in ähnlicher Form auch für das Bowling gelte.

"Schwüle Erotik" in drei Billard-Blockbustern

Billard bekam "das Odium des Verruchten, Verbotenen und eines mysteriösen Männer-Zeremoniells" bereits in den Zwanziger- und Dreißigerjahren. In dem Buch "Signale der Sinnlichkeit" von Wolf Donner und Jürgen Menningen (1987) werden für eine "uneingestandene, ritualisierte, schwüle Erotik der Billardspiele im Film" (S. 185) drei Blockbuster als Beispiele genannt: "Haie der Großstadt" (1961, D: Paul Newman), das Remake "Die Farbe des Geldes" (1986, D: Paul Newman, Tom Cruise) und "Borsalino" (1970, D: Jean-Paul Belmondo). In der Wortkombination "schwüle Erotik" sehe ich eine schwule Rezeption. Einen schwulen Subtext kann man in diesen drei Filmen tatsächlich erkennen, auch wenn sie nicht direkt mit den Billard-Szenen in Verbindung stehen: In "Haie der Großstadt" (1961) sind es die ondulierten Haare eines Herrn, eine rosa (OF: "hot pink") Nelke, einige antike Statuen, eine Spiegel-Aufschrift "perverted" und der Vergleich von Billard mit Reiten. In "Die Farbe des Geldes" (1986) wird Vince durch die Bezeichnung "Braut" feminisiert und es wird in einer Szene angedeutet, dass er Opfer eines sexuellen Übergriffs von Männern werden könnte. In "Borsalino" (1970) ist Jean-Paul Belmondo im Bademantel bei der Maniküre und später sterbend in den Armen seines Freundes zu sehen. Die Arte-Kompilation "Billard im Film" (hier online) zeigt zwar eine Szene aus "Haie der Großstadt" (00:03) – allerdings nicht als Filmszene mit schwulem Subtext. Die Kompilation stellt auch keinen schwulen Bezug her, wenn sie Billard als "Männersache" (4:00) und sexuelles Symbol (4:35 Min.) behandelt.


Paul Newman und Tom Cruise in "Die Farbe des Geldes" (1986)

Billard – undeutliches "Einlochen"

Billardspielen ist in schwulen Filmen recht häufig zu sehen, aber auch wenn der Billard-Tisch in einer Schwulenbar steht, wie in "Making Love" (1982) und in "Das Kuckucksei" (1988), wird nicht allein deshalb schon ein Symbol daraus. Selbst bei Nahaufnahmen von Queue und Kugeln – wie in "The Devil's Playground" (1976), "Priscilla – Königin der Wüste" (1994), "Mil nubes de paz" (2003), "Seeing Heaven" (2010) und "SOKO Leipzig" (Folge 8/6) – ist die sexuelle Symbolik undeutlich bzw. liegt in den Augen der Betrachtenden.

Es gibt einige Szenen, die durch die Inszenierung an Deutlichkeit gewinnen. Ein frühes Beispiel dafür ist eine Szene in der "Cheers"-Folge "The Boys in the Bars" (Folge 1/16, 1983) mit Sam, der sich für sein Freundschaftsverhältnis mit dem schwulen Tom rechtfertigen soll. Der Billardtisch, in dem "mehrere große Löcher gefunden" wurden, ist hier wohl ebenso als sexuelle Anspielung zu verstehen wie ein Hinweis auf ein "anderes Ufer". In "Tropical Malady" (2004) steht die Billardszene im Kontext mit einem Gespräch über Sex und die Billardszenen in "North of Vortex" (1991), "Transient" (2005) und "Amphetamin" (2010) stehen sogar mit Sexszenen in Verbindung. In "Gangsters vs. Aliens" (2002) wird – vermutlich nicht zufällig – ein Mann auf einem Billardtisch vergewaltigt.

Billard – deutliches "Einlochen"

Der bedeutendste Mainstream-Film, in dem Billard in einem deutlichen schwulen Kontext steht, ist wohl Pedro Almodóvars Stierkampf-Film "Matador" (1986), worin Angel (D: Antonio Banderas) gegenüber seinem Stierkampflehrer Diego vorgibt, das Billardspiel zu beherrschen, was aber nicht der Fall ist. Die Szene verweist nicht nur auf Angels sexuelle Unerfahrenheit, sondern steht auch in einem symbolischen Zusammenhang mit dem Stoß des Matadors als Ausdruck für Penetration (s. a. Bernhard Chappuzeau: "Transgression und Trauma bei Pedro Almodóvar und Rainer Werner Fassbinder", 2005, S. 137).


Antonio Banderas (l.) und Diego (r.) in Pedro Almodóvars "Matador" (1986)

Noch deutlicher ist die homo­sexuelle Symbolik im weniger bekannten schwulen Kurzfilm "Signage" (2007): Die Nahaufnahme des Einlochens, die Sex-Gespräche und die Verwendung der Billardszene auf dem Filmcover mit dem mehrdeutigen Wortspiel "Shot" (= Schuss).


Der schwule Kurzfilm "Signage" (2007), der ganz auf dem Billardspiel aufbaut

Auch in der US-Serie "Queer as Folk" gibt es einige deutliche Szenen: Justin präsentiert Brian seinen Hintern an einem Billardtisch, was Emmett zu der Äußerung an Brian veranlasst: "Dieses Loch solltest du problemlos stopfen können" (Folge 2/13). In einer anderen Folge leitet der Griff an Brians Queue ein Gespräch über eine Sex-Wette ein (Folge 5/7).

Bowling – Phallus mit zwei Kugeln

Zu den eher selten sexualisierten Sportarten gehört Bowling, bei dem sich jedoch die Kugeln durchaus sexuell besetzen lassen. Das Werbemotiv des Horrorfilms "Gutterballs" (2008) greift die Motive Bowling-Pin (= Phallus) und zwei Bowling-Kugeln (= Hoden) auf, was auf die anale Vergewaltigung eines Mannes mit einem Bowling-Pin in diesem Film verweist. Es gibt umgangssprachlich mehrere Bedeutungen von "Gutterball", die meistens mit Hoden und Analverkehr zu tun haben (s. Urbandictionary).


Der Horrorfilm "Gutterballs" (2008) mit phallisch inszeniertem Pin und Bowling-Kugeln

Auch in dem schwulen Kurzfilm "Spooners" (2013, 00:15 Min., hier online) wurde neben dem Bett (!) ein Bowling-Pin mit zwei Kugeln so arrangiert, dass man um eine phallische Interpretation nicht herumkommt. Ein Bowlingverein lässt sich auch als gesellschaftlicher Mikrokosmos inszenieren: In einer Szene der US-Serie "Queer as Folk" (Folge 1/19) soll Brian beim Bowlen gewinnen, um es den Heterosexuellen mal zu zeigen. Auf diese Weise werden gesellschaftliche und private Konflikte auf einem Spielfeld, bzw. hier auf einer Bowlingbahn, ausgetragen.

Pornos – Sex auf dem Billardtisch

Mehrere Schwulenpornos zeigen auf den Covern, der Symbolik des Einlochens entsprechend, Männer beim Sex auf oder neben dem Billardtisch ("Next Door Buddies" 7, 8 und 10, "Next Door Twink 3", "Perverts 2"). In einzelnen Fällen wird dabei der Queue als Phallus inszeniert ("Ball Rack", "Two Dick Minimum") und auch als solcher verwendet ("Po Billard"). Dezent gibt sich der Porno "Hot Atlanta Night", der eine auf dem Billardspiel fußende Sexgeschichte anhand seines Covers erahnen lässt. In dem Porno "Truck Stop" wurde eine von vielen Sexszenen auf einem Billardtisch gedreht (Hermann J. Huber: "Gewalt und Leidenschaft", 1989, S. 274).

Von indirekter Bedeutung ist hier der Pornotitel "Cue Ball", der auf dem Cover einen glatzköpfigen Mann zeigt. In den USA wird mit "Cue Ball" nicht nur eine Billardkugel bezeichnet, sondern auch eine Glatze, die dieser Kugel ähnelt.

Nächste Woche werden Ballsportarten das Thema abrunden.

#1 StaffelbergblickAnonym
  • 07.05.2023, 15:05h
  • "... "Victor/Victoria" (1982), ... Carroll Todd (D: Robert Preston)" In diesem Film gibt es eine interessante Konstellation "Boxen" und "schwul". Carroll Todd hat ein zeitweiliges Verhältnis mit dem Leibwächter vom Unterwelt/Nachtklubkönig "King Marchand" (James Garner). Als "King Marchand" davon erfährt und seinen Leibwächter nach dessen Schwulsein fragt, antwortet der sinngemäß, dass ihm nichts anders übrig weil er damit als "harter Kerl" angesehen wurde.
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#2 B WegungAnonym
  • 08.05.2023, 00:19h
  • Mir scheint, geradezu vorhersehbar oft wird Sport in schwulen (coming out) Filmen verwendet, weil/damit sich aus dem versehentlichen Körperkontakt plötzlich ein erotischer Kurzschluss ergibt - der oft mindestens einen der beiden unerwartet erwischt. (Und schwul deswegen öfter als hetero, weil Sport, gerade körperbetonter, häufiger gleichgeschlechtlich ausgetragen wird).
    Natürlich bietet Sport im Film auch Gelegenheit für Dusche-/Umkleidesituationen - ob nun positiv für Annäherung (z.B. Drei) oder problematisiert mit angelegter Sorge vor Übergriffigkeit.

    (Fast) ebenso häufiges Muster (ebenfalls klassisch in c.o.-Filmen), m.E. sogar häufiger als der Vergleich verschiedener Sportarten, ist doch dieses: Unsportlicher/eher feingeistiger Schwuler verliebt sich in Sporthelden - der erwidert das sogar, ist aber natürlich die totale Klemmschwester. (Geradezu Paradebeispiel: Get Real).

    Liegestütz: erinnert mich an die Szene aus einem der älteren Stonewall-FIlme: Der eine macht vor überbordender Energie Liegestütz, der andere ruft aus dem Bett: "Let someone under! Thats a waste of energy" (o.ä.).

    Beim Kurzfilm Triple Standard verleugnet der eine nicht nur im Basketball-Team (wo neben Kraft auch durch Wettbewerb 'männliche Härte' erwartet wird) seine Beziehung zu einem anderen Mann - sondern abgestuft auch jenseits.

    Neben dem harten Wettkampf+Corpsgeist, in dem Andersartigkeit keinen Platz hat, kann auch der Teamgeist von Sport hervorgehoben werden - wie z.B. in Sommersturm, wo sich ein Ruderteam aus Allies zusammentut und der Homophobie damit etwas entgegensetzt.

    Erstaunlich, dass Tanz kaum erwähnt wird, wo das doch lange Zeit als der schwule Hort galt, unabh. vom Sportaspekt. Oder Filme mit explizit schwulen Mannschaften wie z.B. "Männer wie wir", "Die glitzernden Garnelen" etc.pp. Oder der m.E. wunderbare Wonderkid über einen schwulen Profi-Fussballer, der sich nicht outen darf...
    Aber vielleicht ist der Sport da nicht mehr "Symbol".
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  • Anm. d. Red.: Hast du den Text zu Ende gelesen? "Nächste Woche werden Ballsportarten das Thema abrunden"
#3 LothiAnonym
  • 08.05.2023, 07:11h
  • Früher sah ich mir immer mit großer Leidenschaft die TV Ausstrahlung: Spiel ohne Grenzen noch in schwarz-weiß an. Diese sportliche Live Sendung war damals ein Straßenfeger. Vereine aus verschiedenen europäischen Staaten traten gegeneinander an.
    Und da mich Sport wenig begeistert hatte, wäre ich aber hierbei gerne dabei gewesen.
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