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München

SPD blendet queer­feindliche Äußerung von Dieter Reiter aus

Aus LGBTI-Organisationen und der SPD gibt es scharfe Kritik an der queerfeindlichen Kampagne der CSU gegen Dragqueens. Über die Queerfeindlichkeit des SPD-Oberbürgermeisters Dieter Reiter schweigen die Sozialdemokrat*innen aber.


2019 zeigte sich Dieter Reiter noch an der Seite der Schwestern der Perpetuellen Indulgenz – jetzt macht der sozialdemokratische Kommunalpolitiker Stimmung gegen Dragqueens (Bild: Stadt München)

  • 8. Mai 2023, 12:24h 30 5 Min.
  • Zu Update springen: Reiter hat sich laut SPDqueer "in einem besonderen Maße um die queere Community in München verdient gemacht" (13:06h)

Die Kampagne gegen eine geplante Draglesung in einer Münchner Stadtteilbibliothek wird von queeren Aktivist*­innen scharf kritisiert. "Die Kosten dieser populistischen Aussagen von CSU und OB Dieter Reiter (SPD) zahlen queere Menschen, Kinder und Familien in Bayern", erklärte etwa der Lesben- und Schwulenverband Bayern. "Wer Aufklärungsarbeit als schädlich diffamiert, hat nichts verstanden und handelt fahrlässig. Wir verurteilen dies scharf."

Twitter / LSVD_Bayern
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Die Veranstaltung "Wir lesen euch die Welt, wie sie euch gefällt" mit Dragqueen Vicky Voyage, Dragking Eric BigClit und trans Jungautorin Julana Gleisenberg soll am 13. Juni in der Bibliothek Bogenhausen stattfinden. Aus der CSU gab es in den letzten Tagen Verbotsforderungen und Kritik an "Frühsexualisierung" (queer.de berichtete). Auch SPD-Oberbürgermeister Dieter Reiter, der dieses Jahr Schirmherr beim CSD München werden soll, machte in der "Bild" Stimmung gegen das Event: "Ich habe für diese Art Programm kein Verständnis und glaube nicht, dass das für Vierjährige geeignet ist. Ich würde mit meinen Enkeln nicht hingehen", sagte das Stadtoberhaupt. Vize-Ministerpräsident Huber Aiwanger (Freie Wähler) brachte die Lesestunde sogar mit Pädophilie in Verbindung (queer.de berichtete).

Dabei handelt es sich bei der geplanten Lesestunde um keine neue Entwicklung: Unter dem gleichen Titel hatten Vicky Voyage, Gleisenberg und weitere Personen auch schon im letzten Jahr eine Lesung für Kinder während der CSD-Wochen abgehalten. Im Februar waren sie zu einem "Drag Queen Abend" in der Stadtbibliothek Moosach zu Gast. Die Hamburger Drag Queen Olivia Jones liest schon lange Kindern vor, was bislang nur zu Kritik von Rechtsaußen geführt hatte (queer.de berichtete).

Jusos über CSU empört

Aus der SPD gibt es erhebliche Kritik an der Kampagne gegen die Drag-Veranstaltung: "Die Zahl von Angriffen auf queere Menschen ist in der Vergangenheit angestiegen. Wer wie die CSU gegen Diversität hetzt, nimmt das in Kauf", erklärte Jusos-Stadtchef Benedikt Lang. "Wem die Angebote der Stadtbibliothek nicht zusagen, steht es frei, nicht hinzugehen. Wer politisch verbieten will, dass die Diversität unserer Gesellschaft sichtbar gemacht wird, handelt populistisch und fahrlässig. Wir sind über die CSU wenig überrascht aber erneut empört." Auf Twitter zeigte sich daraufhin ein Nutzer überrascht, dass die Jusos nicht die queerfeindlichen Aussagen des eigenen Parteifreundes thematisieren. Daraufhin erklärte Lang: "Ich würde mir wünschen, er hätte sich weniger kritisch geäußert. Dass ihm jetzt Queerfeindlichkeit unterstellt wird, ist aber dennoch übers Ziel hinaus geschossen, ihn mit der CSU in einen Topf zu werfen ist absurd."

Twitter / alibihh
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Der SPD-Bundestagsabgeordnete Sebastian Roloff kritisierte in der AZ nur die CSU und nicht seinen Parteifreund: "Es handelt sich um eine Kunstform. Dass rechtskonservative Kräfte wie die CSU und Herr Aiwanger hier Polemik gegen Minderheiten betreiben, ist unangemessen."

Twitter / TaraCottaCGN | Dragqueens wie Tara Cotta sind sauer auf den OB
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Die SPDqueer blendet Homophobie in den eigenen Reihen in einer Pressemitteilung ebenfalls aus: "Inzwischen ist auch die Münchner CSU auf den Zug aufgesprungen und fordert sogar ein Verbot derartiger Draglesungen in Bayern", empörte sich der Sebastian Kropp, Pressesprecher der SPDqueer in Bayern. "Als SPDqueer Bayern weisen wir die von Teilen der Medien und der CSU behauptete Gefahr der Frühsexualisierung durch diese Lesung entschieden zurück. Die Veranstaltung ist in keiner Weise sexualisiert, wie von der CSU behauptet wird, die sich hier wieder einmal absolut uninformiert, dafür aber sehr populistisch zur Thematik äußert." Auf eine queer.de-Anfrage will Kropp am Nachmittag reagieren.

In den letzten Tagen ist vor allem von Anti-Trans* und Anti-Queer-Aktivist*innen eine öffentliche Kampagne gegen eine...

Posted by SPDqueer München & Oberbayern on Friday, May 5, 2023
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Auf change.org gibt es inzwischen auch eine Petition an OB Reiter und den Bezirksausschuss Burghausen zur Unterstützung der Dragvorlesung. Diese wurde binnen knapp 24 Stunden fast 1.600 Mal unterzeichnet. (dk)

Update 13:05 Uhr: Reiter hat sich laut SPDqueer "in einem besonderen Maße um die queere Community in München verdient gemacht"

SPDqueer-Pressesprecher Sebastian Kropp hat sich auf Anfrage von queer.de überrascht über die Äußerungen von Reiter geäußert: "Um die Gründe dafür in Erfahrung zu bringen, haben wir ihm in einem Schreiben das persönliche Gespräch angeboten und ihn selbstverständlich auch über die Vorzüge einer solchen Drag-Lesung aufgeklärt – etwa, dass Drag als Kunst etwas ganz normales ist und zu einer toleranterem Erziehung beiträgt", so Kropp. "Wir haben von ihm die Rückmeldung erhalten, dass er sich keinesfalls gegen Drag ausspricht und – das ist in diesem Kontext wichtig zu erwähnen – er auf die explizit von der BILD gestellte Frage geantwortet hat, ob er mit seinen Enkelkindern die Veranstaltung besuchen wird."

Kropp betonte, dass sich Reiter "in einem besonderen Maße um die queere Community in München verdient gemacht" habe. So habe er beispielsweise der Community zu mehr Sichtbarkeit verholfen – etwa durch queere Ampelmännchen oder die Beflaggung des Münchner Rathauses mit Regenbogen-Fahnen zum CSD. "Die queere Community erfährt durch die Stadt München sehr viel mehr finanzielle Unterstützung als sie durch die CSU-Staatsregierung erhält. Die bundesweit einmalige Münchner Koordinierungsstelle für LGBTIQ* ist seit einigen Jahren eine persönliche Stabsstelle von Dieter Reiter", so Kropp.

Der Vorwurf der Queerfeindlichkeit, der aus der "politischen Konkurrenz" käme, sei "absolut falsch". "Wir sind uns sicher, dass Dieter Reiter seine Offenheit gegenüber der Community beibehält und seine dies bezügliche Politik fortführen wird", zeigte sich der queere Sozialdemokrat überzeugt.

#1 _Patrick_Profil
  • 08.05.2023, 13:01hRLP
  • Eine interessengeleitete Erinnerungskultur und Allianz, die nur dann zum Tragen kommt, wenn dem Parteifreund oder der Partei nicht die Wahrheit ins Gesicht gesagt werden muss, also die Hass und Hetze im Zweifel gewähren lässt und Selbstlüge und Doppelmoral fördert und den Schutz der Partei vor den Schutz böswillig in die Nähe des Missbrauchs gerückte Menschen stellt, ist vollkommen wertlos!

    Ich streite den öffentlich auftretenden und federführenden Menschen der SPDqueer nicht ihr Queersein ab, aber ich spreche ihnen jegliche Glaubwürdigkeit und Kompetenz ab, verlässliche, integere Alliierte im Kampf gegen gruppenbezogene Menschenfeindlickeit zu sein!
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#2 Rhubarb
  • 08.05.2023, 14:01h
  • Nicht das erste Mal, dass sich Dieter Reiter vor den Karren der Blöd-Zeitung spannen lässt und bereitwillig auch die eigenen Mitarbeiter*innen vor den Bus schubst, um populistische Dumpfbacken-Punkte zu sammeln. Aber seine Partei findet das alles ganz toll, wird ihn auch das nächste Mal wieder jubelnd aufs Schild heben.
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#3 Ith_Anonym
  • 08.05.2023, 14:07h
  • Kann er ja dann als öffentliches Statement abgeben und im Idealfall die Bild wegen Falschdarstellung verklagen, wenn er sich das traut. Wer mit dem Hetzblatt redet und ü30 ist, weiß, worauf er sich einlässt. Hinter vorgehaltener Hand verschickte Briefchen mit nicht überprüfbaren Statements und Erklärungen sind nicht geeignet, irgendeinen falschen Eindruck geradezurücken.
    Falls der Eindruck denn falsch gewesen sein sollte.
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