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Interview

Was machen die beiden schwulen Tenöre in Trier anders?

Eine neue Version der in Berlin gefeierten "Operette für zwei schwule Tenöre" von Johannes Kram und Florian Ludewig feiert am 13. Mai in Trier Premiere. Einer der Hauptdarsteller ist gleichzeitig der Regisseur.


Die beiden schwulen Tenöre von Trier: Tim Stolte (li.) und Daniel Philipp Witte, der zugleich Regie führt (Bild: ensch-media)
  • 9. Mai 2023, 03:54h - 4 Min.

Als erste Operette mit einem schwulen Hauptpaar schreibt die "Operette für zwei schwule Tenöre" seit ihrer Uraufführung im Oktober 2021 in Berlin Geschichte: Ausgezeichnet mit dem Deutschen Musical Theater Preis 2022 für die besten Liedtexte und mit zahlreichen ausverkauften Vorstellungen ist das Stück bereits zu einem Publikumshit im Kreuzberger BKA-Theater geworden. Bei Songs wie "Wann fahr'n wir wieder zu Ikea?", "Champagner von Aldi", "Ich steh' total auf Jens Riewa" oder das "Liebeslied von Mann zu Mann" bleibt niemand ruhig auf dem Platz sitzen.

Direktlink | Der Song "Champagner von Aldi" in der Inszenierung des Berliner BKA-Theaters
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Nun kommt die Operette im Rahmen des Kultursommer Rheinland-Pfalz mit einer eigenen professionellen Neuproduktion des queeren Zentrums SCHMIT-Z, in das Trierer Kulturzentrum TUFA. Die Hauptrollen übernehmen Tim Stolte und Daniel Philipp Witte, der zugleich Regie führt. Geplant sind fünf Vorführungen nur im Mai 2023, die Premiere am 13. Mai ist bereits ausverkauft. Mit Witte haben wir uns über die Neuinszenierung unterhalten.

Wer es nach Trier nicht schafft: Ab 24. Mai 2023 ist die "Operette für zwei schwule Tenöre" auch im Hamburger Schmidtchen zu sehen. Aufführungen stehen dort bis zum 28. Oktober auf dem Programm. (mize/pm)

Was ist anders bei der Neuinszenierung in Trier?

Als ich die Operette zur Uraufführung in Berlin gesehen habe, kamen mir bereits Ideen, was dieses großartige Stück noch alles in sich bergen könnte. Das ist ja das Spannende an (Musik-)Theater, dass bei jeder Neuinszenierung wieder andere Aspekte des Stücks beleuchtet werden können.

Ich habe mich als Regisseur intensiv mit der Operette beschäftigt und überlegt, welche Themen ich damit erzählen möchte. Da ist zum einen natürlich die Liebesgeschichte von Jan und Tobi (die bei uns zum ersten Mal von einem realen schwulen Ehepaar gespielt werden), es geht aber zum Beispiel auch um Homophobie im Alltag oder ganz besonders um die Frage, wie wir als queere Menschen unser Glück finden können, wenn es zu wenig positive Vorbilder gibt. Diese Sehnsucht nach Vorbildern – insbesondere auch einer älteren queeren Generation – findet seinen Ausdruck in dem wunderschönen "Liebeslied von Mann zu Mann". Diese berührende Musik stammt vom Komponisten Florian Ludewig und wurde für das Orchester von Martin Rosengarten arrangiert.

Natürlich wird es neben der Romantik und den ernsteren Themen auch sehr lustig – es ist ja schließlich eine Operette; dafür ist vor allem auch unsere Company zuständig, die – anders als in Berlin – nicht mit drei Männern, sondern etwas diverser mit zwei Frauen und einer Dragqueen besetzt ist. Viel zu lachen gibt es vor allem auch durch die fantastischen Texte von Johannes Kram, für die er letztes Jahr sogar den Deutschen Musical Theater Preis in der Kategorie "Beste Liedtexte" gewonnen hat.

Und warum ausgerechnet Trier?

Mit Trier verbindet mich und meinen Mann, dass wir hier eine Regenbogenfamilie mit zwei Kindern haben. Dadurch haben wir mitbekommen, was für eine starke und wundervolle queere Community Trier hat. Dies ist insbesondere ein großer Verdienst des queeren Zentrums Schmit-Z, das die Operette auch produziert. Das Zentrum feiert in diesem Jahr sein 30-jähriges Bestehen und ist durch seine Arbeit extrem gut in der Stadtgesellschaft verankert. Dies funktioniert nur durch eine Vielzahl an ehrenamtlich tätigen Menschen, die auch mit ganz viel Herzblut unsere Neu-Produktion unterstützen.

Außerdem stammt der Librettist Johannes Kram aus Trier, dadurch steckt vielleicht sowieso bereits ein bisschen von der Stadt in dem Stück…

Natürlich habe ich auch das Trierer Publikum bei meiner Inszenierung im Blick. Viele kennen hier den im Stück erzählten Stadt-Land-Konflikt aus eigener Erfahrung. Aber die Operette eignet sich eben auch, um gemeinsam mit nicht-queeren Menschen diesen Abend zu erleben. Deshalb haben wir zum Beispiel auch extra eine Muttertags-Vorstellung angesetzt. Die Menschen sollen glücklich, beschwingt und mit ein paar neuen Erkenntnissen in der Tasche nach Hause gehen.