
https://queer.de/?45533
Neue Zahlen
Maneo erfasst meht queerfeindliche Delikte in Berlin
Im neuen Maneo-Bericht gab es wieder einen Anstieg der Hassdelikte gegen queere Menschen in der Bundeshauptstadt.

In Berlin werden immer mehr queerfeindlich motivierte Übergriffe gemeldet
- 10. Mai 2023, 13:19h 2 Min.
760 Fälle und Hinweise auf Übergriffe gegen schwule, lesbische und trans Menschen sind im vergangenen Jahr von der Opferberatungsstelle Maneo in Berlin registriert worden. Wie der queere Verein am Mittwoch mitteilte, enthielten 557 der Fälle eindeutige queerfeindliche Bezüge. Das bedeute einen Anstieg in Höhe von sechs Prozent im Vergleich zum Vorjahr.
Von den eingegangenen 760 Fällen habe man aufgrund fehlender Informationen bezüglich der Taten nur 351 statistisch auswerten können. Meistens ging es um Beleidigungen (42 Prozent), Körperverletzungen (29 Prozent) sowie Nötigung und Bedrohung (24 Prozent). Der Großteil der Übergriffe passierte auf der Straße und in öffentlichen Verkehrsmitteln (46 Prozent) sowie im Internet und in den Sozialen Medien (18 Prozent).
Laut Maneo seien im Jahr 2022 besonders Übergriffe gegen entsprechende Bars, Cafés, Initiativen, Projekte sowie auch religiöse Einrichtungen, die die Regenbogenfahne zeigten, gezählt worden. Insgesamt waren das demnach 44 Taten.
Zudem sei aufgefallen, dass zahlreiche Taten nicht bei der Polizei angezeigt wurden. 2022 wurden 48 Prozent der von Maneo erfassten Fälle nicht der Polizei gemeldet, im Vorjahr waren es noch 34 Prozent. Auch insgesamt sei der Anteil der nicht offiziell angezeigten Delikte weiterhin sehr hoch einzuschätzen, so Maneo. "Das Dunkelfeld liegt unserer Einschätzung nach bei 80 bis 90 Prozent."
Im Report werden einige der registrierten Fälle vorgestellt:
- Eine Frau wurde im Februar 2022 nach einem lesbischen Kuss mit einer anderen Frau an einem U-Bahnhof im Wedding geschlagen und zu Boden gestoßen.
- Im März 2022 wurde ein schwuler Mann von drei jungen Männern in Neukölln schwulenfeindlich beleidigt und körperlich angegriffen. Der Betroffene erlitt unter anderem Schläge gegen den Kopf.
- Nach dem Hissen einer Regenbogenflagge vor einer Moschee in Berlin-Tiergarten wurde im Juli 2022 eine Sprachnachricht mit den Worten "Viele Grüße, euch sollte man enthaupten und verbrennen. Tschau, tschau" an die Instagramseite der Moschee geschickt.
Alle Fälle weisen laut Maneo auf eine erschreckende Alltagsrealität für viele schwule, lesbische und trans Menschen hin, die in der Angst leben müssen, wegen ihrer Identität "beleidigt, bedroht und angegriffen" werden zu können.
Der Maneo-Report wird jährlich kurz vor dem Internationalen Tag gegen Homo-, Bi-, Inter- und Transphobie am 17. Mai veröffentlicht.
Posted by MANEO on Tuesday, May 9, 2023
|
Erst am Dienstag stellten Bundesinnenministerin Nancy Faeser (SPD) und BKA-Chef Holger Münch die Statistik zur politisch motivierten Kriminalität vor, die einen Anstieg der registrierten queerfeindlichen Übergriffe zeigte (queer.de berichtete). (dpa/cw)
