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Neue Attacken

Streit um Dragqueens: Verbotsfantasien jetzt auch bei früherer CDU-Ministerin

Ex-Bundesministerin Kristina Schröder will offenbar Dragqueens aus der Öffentlichkeit verbannen – und bringt die Künstler*innen pauschal mit sexuellem Kindesmissbrauch in Zusammenhang.


Bereits 1963 zeigte sich Peter Alexander in der österreichischen Filmkomödie "Charleys Tante" in Drag – und der Film erhielt schon damals eine Jugendfreigabe. Konservative wollen das offenbar ändern (Bild: BR)

  • 10. Mai 2023, 14:04h 32 3 Min.

Die frühere Bundesfamilienministerin Kristina Schröder (CDU) hat sich nun auch in den Streit um Dragqueens eingeschaltet – und ihnen pauschal unterstellt, Kinder zu sexualisieren: "Nichts gegen Dragqueens – als Belustigung für Erwachsene", erklärte die 45-Jährige gegenüber der "Bild"-Zeitung. "Aber sie spielen nicht nur mit Geschlechtsidentitäten, sondern auch mit Erotik und Sexualität. Und unsere Sexualität ist nichts, was wir Erwachsene von uns aus an Kinder herantragen dürfen!" Eine Drag-Lesung für Kinder tue dies aber, so Schröder. Man müsse zwar kindliche Fragen beantworten, aber "ganz sicher nicht so".


Kristina Schröder war von 2009 bis 2013 Bundesministerin für Familie, Senioren, Frauen und Jugend und bis 2017 im Bundestag vertreten (Bild: Michael Panse / flickr)

Schröder brachte dabei Dragqueens mit Pädophilie in Zusammenhang: "Ich muss an die 80er-Jahre denken, als es Versuche gab, Pädophilie zu verharmlosen, das Tabu als verklemmt darzustellen. Ein grauenvoller Irrweg! Und wieder tragen wir Erwachsene unsere Sexualität an Kinder heran."

Anlass ist Lesung für Kinder

Anlass für die Empörung ist die Veranstaltung "Wir lesen euch die Welt, wie sie euch gefällt" mit Dragqueen Vicky Voyage, Dragking Eric BigClit und trans Jungautorin Julana Gleisenberg, die am 13. Juni in der Bibliothek München-Bogenhausen stattfindet. Aus den Regierungsparteien CSU und Freie Wähler gab es in den letzten Tagen Verbotsforderungen und Kritik an "Frühsexualisierung" (queer.de berichtete).

Ziel derartiger Lesungen ist, Kindern Vielfalt aufzuzeigen und Spaß am Lesen zu wecken. Es handelt sich bei dem Event in Bogenhausen um keine neue Entwicklung: Unter dem gleichen Titel hatten Vicky Voyage, Gleisenberg und weitere Personen auch schon im letzten Jahr eine Lesung für Kinder während der CSD-Wochen abgehalten. Im Februar waren sie zu einem "Drag Queen Abend" in der Stadtbibliothek Moosach zu Gast. Die Hamburger Drag Queen Olivia Jones liest schon seit Jahren Kindern vor.

In sozialen Netzwerken und rechten Medien gibt es seit vergangener Woche eine regelrechte Kampagne gegen die Drag-Lesung. Oft wird als Argument vorgeschoben, dass der Name des teilnehmenden Dragkings Eric BigClit nicht angemessen für Kinder sei, allerdings wird meist allen Drag-Künstler*innen unterstellt, die Sexualisierung von Kindern zum Ziel zu haben.

"Etwas mehr Unaufgeregtheit würde der Diskussion gut tun"

Dragqueen Vicky Voyage wies den Vorwurf der Frühsexualisierung empört zurück: "Hätten diese Menschen die Informationen zur Veranstaltung sorgfältig gelesen wüssten sie, dass es sich um ein kindergerechtes Programm handelt", sagte die Künstlerin am Dienstag gegenüber der Deutschen Presse-Agentur. Sie wolle Kinder für Bücher begeistern und ihnen verschiedene Lebensweisen und Blickwinkel nahebringen. Auch Olivia Jones appellierte: "Etwas mehr Unaufgeregtheit und weniger Populismus würde der Diskussion sicher gut tun".

In sozialen Netzwerken verteidigen sich Verkleidungskünstler*innen gegen Vorwürfe. Die Münchner Dragqueen Gloria Gossip erklärte etwa, dass sie Sozialpädagogik studiert habe und seit mehr als zehn Jahren sowohl als Dragqueen als auch in der offenen Jugendarbeit aktiv sei. "Die einzige 'Gefahr', die von mir ausgeht, ist, dass ich aus Versehen dein Kind besser erziehe als du es jemals hinkriegen wirst", erklärte sie auf Twitter. (dk)

Twitter / gloria_gossip

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» Nach Treffen mit DeSantis und Forderung nach Drag-Verbot: Bist du für einen Ausschluss der CSU vom CSD München?
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Als die "Tagesschau" uns das Wort "Mutter" verbieten wollte
12.04.13 | Homo-Gegner ersetzt Familienministerin
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26.02.13 | Kommentar zur Homo-Ehen-Debatte in der Union
Gleichstellung geht anders

#1 mesonightAnonym
  • 10.05.2023, 14:46h
  • Drehen jetzt alle ab? Gibt es etwas Harmloseres als DragQueens? Diese Kunstform hat rein gar nichts mit Sexualisierung von irgendwem zu tun. WAS sind denn die KONKRETEN Ängste? Männer in Frauenkleidern, die dann schnell den Rock hochheben? Was für ein gestörtes und zutiefst verletzendes Gedankengut! Ich bin ernsthaft fassungslos!
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#2 LothiAnonym
#3 Julian_ZAnonym
  • 10.05.2023, 15:14h
  • Jetzt haben Rechtsradikale gleich mehrere Gegendemos angekündigt, um die Lesung zu stören.

    Bild, CSU und Co.: Wir wissen, auf welcher Seite ihr steht.

    Die angebliche Brandmauer gegen rechts hat nie existiert.
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