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Heimkino
Nackter Tanz für Geld
Ein 18-Jähriger schläft mit einem Fotografen für Geld, sein Vater wirft ihn raus, und der beste Freund ist vielleicht doch mehr: Der israelische Film "Like Me" reiht ein Plot-Klischee ans nächste. Jetzt ist er auf DVD erschienen.

Tom (Yoav Keren) schlägt aus seinem Körper Kapital (Bild: GMfilms)
13. Mai 2023, 04:14h - 3 Min. Von
Zwei nackte junge Männer im Bett, offenbar hatten sie gerade Sex, offenbar kennen sie sich nur flüchtig. Dann ein leichter Kameraschwenk, und hinter dem einen taucht noch ein dritter Mann auf. Ein Dreier, und einer muss schnell los. Flott erzählt, lustig umgesetzt. Es ist wahrlich kein gutes Zeichen, wenn die beste Szene des Films eine der ersten ist.
Bei "Like Me" (Amazon-Affiliate-Link ) ist das aber leider der Fall. Der israelische Film geht sofort in die Vollen, lässt dem aber kaum etwas folgen. Es ist Tom, der es nach dem Dreier so eilig hat. Eigentlich sollte er nämlich Pizzen ausliefern – womit schon eine seiner wichtigsten und stets wiederholten Charakterzüge platziert wäre: Der 18-Jährige ist unpünktlich, unmotiviert und lässt sich allerlei Ausreden einfallen, wenn es um seinen Job geht.
Tom tanzt nackt für den Fotografen

"Like Me" ist im April 2023 auf DVD erschienen
Irgendwoher kennt er einen Fotografen, der ihm den zehnfachen Stundenlohn bietet. Dafür muss er nur vor einer roten Wand posieren und tanzen. Und sich ausziehen. Und Sex mit ihm haben. Für Tom kein Problem, der Teenager macht da recht schnell mit. Die Kamera genießt es offenbar, seinen Nackt-Tanz zu dokumentieren. Das hätte eine starke, queere, erotische, vielleicht auch empowernde Szene sein können, doch nichts davon wird versucht. Dabei hätte Darsteller Yoav Keren das Charisma, mehr daraus zu machen.
Irgendwoher erfährt schließlich Toms Vater, dass sein Sohn auf Männer steht, und schmeißt ihn kurzerhand raus. Tom nimmt das locker, alles egal, dann meldet er sich eben bei dem Fotografen. Es ist okay, dass er nicht verzweifelt ist, sondern das Beste aus seiner Situation machen will – doch sein Rauswurf löst bei ihm genau wie beim Publikum nur Gleichgültigkeit aus.
Es ist gar nicht so leicht, die Handlung von "Like Me" zu beschreiben, weil der Film sich erstaunlich schwer tut mit einer halbwegs geradlinigen Erzählung. Stattdessen werden einzelne Episoden lose miteinander verbunden, was aber eher nicht das Konzept des Films sein dürfte.
Eine blasse Figur in hübschem Gewand
Der Film von Regisseur Eyal Kantor kommt unausgegoren daher. Viele Handlungsstränge sind unmotiviert oder entstehen aus dem Nichts. Der große Hauptkonflikt gipfelt viel zu spät und ist davor so wenig angelegt, dass er völlig überrascht und unrealistisch wirkt. Andere Konflikte werden fast nebenbei gelöst, was unfreiwillig komisch daherkommt.
Es will auch keine so rechte Stimmung aufkommen. Tom ist eine blasse Figur im hübschen Gewand, die weder unterhält noch Mitgefühl auslöst. "Like Me" reiht unaufhörlich Plot-Klischees aneinander, dass es fast schon als Satire durchgehen würde – wenn es denn selbstironisch wäre.
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Like Me. Drama. Israel 2022. Regie: Eyal Kantor. Cast: Yoav Keren, Mendi Barsheshet, Gal Amitai, Danny Geva, Roni Nadler, Amor Hadria, Atalya Zahavi, Itamar Malul, Esti Zakheim, Oded Menaster. Sprache: hebräische Originalfassung. Untertitel: Deutsch (optional). FSK 16. GMfilms

Links zum Thema:
» "Like Me" auf DVD bei amazon.de
Mehr queere Kultur:
» auf sissymag.de
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