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Roman

Viel mehr als eine erste schwule Sommerliebe

Ein Teenager verliebt sich im Urlaub in Filip. So lernt er nicht nur sich selbst, sondern seine ganze Familie besser kennen. "Damals im Sommer" von Florian Gottschick ist eine reflektierte Sommerlektüre über den Zauber der ersten Berührung.


Symbolbild: Ein junges schwules Paar küsst sich (Bild: cottonbro / pexels)

Mit einem Kaugummi fängt alles an. Der namenlose 15-jährige Ich-Erzähler bietet dem nicht viel älteren Jungen am Strand ebendiesen an, und schon ist das Eis gebrochen. Die beiden verabreden sich für später. Blöd nur, dass dann auch der ältere Bruder Fer dabei ist, der ein wenig Schul-Französisch kann und sich so viel besser mit Filip unterhalten kann.

Es ist wie immer, denkt er: Fer ist ihm einen Schritt voraus, der Ältere übertrumpft ihn – und versteht sich besser mit dem interessanten, hübschen Jungen. Doch diesmal soll es anders sein. Der Franzose übt solch eine Faszination auf den Ich-Erzähler aus, dass dieser über seinen Schatten springt, sich wirklich etwas traut.

Kein gewöhnlicher Liebesroman

Ach, wie oft ist die erste Liebe, ob glücklich oder gescheitert, beschrieben, besungen, verfilmt worden. Was zuerst in der Welt war, die (pop-)kulturelle oder die eigene romantisch-verklärte Aufladung, ist zweitrangig: Die ersten Berührungen, die ersten aufkeimenden und/oder überfordernden Gefühle, sie bleiben vielen in Erinnerung. Doch der Roman "Damals im Sommer" (Amazon-Affiliate-Link ) hebt sich definitiv ab von der Masse der Liebesromane.


"Damals im Sommer" ist Ende April 2023 im Penguin Verlag erschienen

Das beginnt schon bei der Perspektive. Florian Gottschick erzählt die Geschichte im Rückblick, viele Jahre später. Das ermöglicht ihm, Gefühle zu reflektieren, Handlungen zu erklären und Geschehnisse geradezurücken. Immer wieder, aber nicht zu oft, meldet sich der Erzähler aus dem Jetzt und kommentiert.

Die Liebe, die nur Brüder verbinden kann

Doch "Damals im Sommer" ist kein reiner Coming-of-Age- oder Liebesroman. Das Buch seziert das gesamte Familiengefüge, auch wenn es auf den ersten Blick harmlos und intakt daherkommt: Der Vater ist Architekt, die Mutter Journalistin, der Bruder noch in der Schule.

Doch insbesondere dem Verhältnis zum Bruder Ferdinand, den alle nur Fer nennen, widmet sich der Roman. Die Liebe, die nur Brüder miteinander verbinden kann, die gegenseitige Anerkennung, aber auch Konkurrenz, Missgunst und Teenie-Ärgereien verbinden sich zu einer intensiven emotionalen Gemengelage – die noch dazu im Laufe der Geschichte weitere Herausforderungen erfährt.


Autor Florian Gottschick hat sich auch als Filmregisseur ("Nachthelle") einen Namen gemacht (Bild: Robin Kater)

Eine Hommage an die erste Liebe

Für die Unsicherheit des Teenagers, die ersten zaghaften Flirtversuche, schließlich den Zauber der zunächst sachten Berührungen, die dann intimer werden, findet Autor Florian Gottschick genau die richtigen Worte. Emotional, berührend, zum Schwelgen einladend und naturgemäß sehr süß, jedoch ohne kitschig oder abgegriffen zu sein. Man könnte meinen, dass die Urlaubsliebe mit dem letzten Urlaubstag endet. Doch auch wenn vier SMS nach Frankreich sein Guthaben bereits aufbrauchen, bleiben die Heranwachsenden in Kontakt.

"Damals im Sommer" profitiert ungemein, die Geschichte hier nicht aufzugeben, sondern im Gegenteil an Intensität und Spannung sogar noch zuzunehmen. Geschickt ist, dass Florian Gottschick hier nicht alles restlos aufklärt, sondern der eigenen Interpretation überlässt. So wird es noch schwieriger als ohnehin schon, das Buch aus der Hand zu legen. "Damals im Sommer" ist eine wunderbare Sommerlektüre, die einen eigenen Sound findet und so auf Klischees vollends verzichten kann. Eine Hommage an die erste Liebe und eine Verneigung vor der Liebe unter Brüdern.

Infos zum Buch

Florian Gottschick: Damals im Sommer. Roman. 192 Seiten. Penguin Verlag. München 2023. Taschenbuch: 18 € (ISBN 978-3-328-60143-2). E-Book: 4,99 €

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