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Studie aus Großbritannien
Für LGBTI-Journalist*innen sind Beleidigungen trauriger Alltag
Die allermeisten queeren Journalist*innen in Großbritannien wurden bereits online belästigt oder beschimpft und vermissen Unterstützung von leitenden Kolleg*innen. Das ergab eine wissenschaftliche Studie der Birmingham City University.

Symbolbild: Protestschild "Pressefreiheit ist Grundrecht" auf ein Demo in Berlin (Bild: IMAGO / IPON)
- 14. Mai 2023, 14:02h - 3 Min.
Queere Journalist*innen in Großbritannien sehen sich mit einem feindseligen Umfeld konfrontiert. Die meisten von ihnen werden online belästigt und beschimpft. Das ergibt eine Studie, die vom Sir Lenny Henry Centre for Media Diversity (LHC) an der Birmingham City University in Auftrag gegeben wurde. Demnach sehen viele Pressevertreter*innen ihre Rolle als gefährlich an und wünschen sich mehr Unterstützung von leitenden Kolleg*innen.
Die Studie konstatiert vor allem Diskriminierungen von trans Personen. Queere Journaliste*innen sagen, dass ihre Beteiligung an der Medienberichterstattung über trans Themen oft zu einem hohen Maß an Belästigungen führt. Die Studienautor*innen Finbarr Toesland und Poppy haben ihre Umfrage unter 40 im Vereinigten Königreich tätigen LGBTI-Journalist*innen sowie in Einzelgesprächen mit sechs Medienschaffenden durchgeführt. Fazit: Queere Journalist*innen werden zeitweise und auch durchgängig belästigt. 82 Prozent sagen, mit Trollen konfrontiert worden zu sein, 56 Prozent mit queerfeindlicher Belästigung.
88 Prozent wurden bereits auf Twitter beschimpft
Beschimpfungen auf Twitter nennen 88 Prozent, und 33 Prozent sind bereits auf Facebook und 24 Prozent auf Instagram beschimpft worden. Vier von fünf Befragten geben an, Stress erlebt zu haben, wobei fast drei von vier über Angstzustände berichten, so die Forscher. Toesland erklärt zudem: "Beunruhigende 76 Prozent der befragten Journalist*innen stimmten entweder nicht (62 Prozent) oder überhaupt nicht (14 Prozent) zu, dass Medienorganisationen in Großbritannien die LGBTI-Journalisten angemessen vor Belästigung und Missbrauch schützen."
Toesland fügt hinzu: "Wenn Hassreden und Beschimpfungen gegen LGBTI-Journalist*innen unkontrolliert bleiben, haben sie das Potenzial, einen abschreckenden Effekt zu erzeugen, bei dem sich Journalist*innen entweder unwohl fühlen oder Angst haben, über wichtige Themen zu berichten, die für LGBTI-Personen wichtig sind." Viele Fachleute, die an der Studie teilnahmen, fordern laut Toesland, den Umgang mit Online-Bedrohungen in die Journalist*innen-Ausbildung aufzunehmen. Auch sollten Führungskräfte der Medien über Folgen von Diskriminierung von Journalist*innen geschult werden und bessere Ratschläge zu deren Bekämpfung, insbesondere im digitalen Raum, erhalten.
Bedrohungslage für Journalist*innen nimmt weltweit zu
Die Studie wird zwei Jahre nach einer groß angelegten Erhebung unter Leitung der UNESCO veröffentlicht, die ein düsteres Bild zur Bedrohungslage von Journalist*innen in aller Welt zeichnet. Der UN-Bericht beschreibt ein beispielloses Ausmaß an Angriffen, die darauf abzielen, Reporter*innen herabzuwürdigen und zu diskreditieren sowie das Vertrauen der Öffentlichkeit in kritischen Journalismus und Fakten im Allgemeinen zu untergraben. Dem Report nach wurden fast drei Viertel der Reporterinnen online angefeindet, während ein Viertel mit sexueller Gewalt oder dem Tod bedroht wurde. Die Studie besagt auch, dass die Wahrscheinlichkeit eines Angriffs stark zunimmt, wenn die Frauen einer Minderheit angehören. (cw/pte)

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