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Berlin

Trauer um Egmont Fassbinder

Sein Verlag rosa Winkel war der erste Verlag der Nachkriegszeit im deutschsprachigen Raum, der sich speziell schwulen Themen widmete. Jetzt ist Egmont Fassbinder im Alter von 77 Jahren gestorben.


Egmont Fassbinder in Jochen Hicks Doku "Mein wunderbares West-Berlin" aus dem Jahr 2017 (Bild: Salzgeber)

  • 16. Mai 2023, 14:53h - 3 Min.

Einer der prägenden Köpfe der westdeutschen Schwulenbewegung ist tot. Wie Weggefährt*innen am Dienstag in Berlin bestätigten, ist Egmont Fassbinder im Alter von 77 Jahren gestorben.

Das am 26. Juli 1945 am Rande des Schwarzwalds geborene Gründungsmitglied der Homosexuellen Aktion West-Berlin (HAW) gehörte 1978 zu den 682 Männern, die sich im Magazin "stern" in der Titelgeschichte "Wir sind schwul" als homosexuell outeten. Einen Namen hat er sich jedoch vor allem mit seinem Verlag rosa Winkel gemacht: Im Jahr 1978 trat Fassbinder dem Kollektiv des ersten schwulen Verlags der Nachkriegszeit bei. Ab 1981 bis zur offiziellen Auflösung des stets kriselnden Unternehmens 2005 war er dessen einziger Beschäftigter. Das letzte Buch erschien im Jahr 2001, die "Bibliothek rosa Winkel" wurde vom Männerschwarm Verlag fortgeführt.

Ralf Königs erste Bücher erschienen in Fassbinders Verlag

Fassbinder, ein Cousin des Filmemachers Rainer Werner Fassbinder, veröffentlichte im Verlag rosa Winkel zahlreiche Nachdrucke der wichtigsten Werke der schwulen Geschichte, beispielsweise Schriften von Karl Heinrich Ulrichs, Magnus Hirschfeld oder Heinrich Hössli, aktuelle Forschungsstudien sowie Romane fremdsprachiger und deutschsprachiger Autor*innen. Auch Ralf Königs Anfänge sind mit dem Verlag rosa Winkel verbunden.

Zur Benennung des Verlags nach dem Symbol, das schwule NS-Häftlinge im KZ tragen mussten, erklärte Fassbinder einmal: "Wer den 'Rosa Winkel' trägt, zeigt damit: Ich lasse mich nicht aus der Öffentlichkeit drängen, ich 'oute' mich selbst; ich bin homosexuell / lesbisch / schwul und wehre mich gegen Unterdrückung und Diskriminierung."

Daraus folgte für ihn: "Der Verlag hat sich zur Aufgabe gemacht, Bücher zu produzieren, die dazu beitragen, Leben und Lieben der Homosexuellen früherer Zeiten der Vergessenheit zu entreißen, Dokumente gleichgeschlechtlichen Lebens herauszugeben, Selbstbewusstsein und Selbstwertgefühl der Homosexuellen zu fördern, Mut zu machen, die Suche nach schwuler 'Identität' zu unterstützen."

Zu seiner Motivation sagte Fassbinder: "Mein Ziel war stets die Emanzipation der Schwulen: Ihnen die Angst zu nehmen und identitätsstiftend zu wirken. Heute kann man sagen: Hat doch geklappt. Schwule sieht man überall. Noch immer trage ich meinen 'Rosa Winkel'. Ich habe unverschämtes Glück gehabt: Ich lebe noch!"

Fassbinder erhielt 1998 den Rosa Courage Preis

1998 wurde Egmont Fassbinder in Osnabrück mit dem Rosa Courage Preis ausgezeichnet. Für die Geschichte der Schwulenbewegung in Deutschland sei der Aktivist und Verleger "von zentraler Bedeutung", würdigte ihn damals der Verein Gay in May.

Mut gehöre nicht dazu, schwule Bücher zu verlegen, meinte Wolfram Setz vor 25 Jahren in seiner Laudatio. "Wohl aber Idealismus und Tatkraft und Beharrlichkeit, die sich nicht entmutigen lässt, weil sich die wirtschaftliche Absicherung einfach nicht einstellen will."

Die junge schwule und auch queere Generation hat Egmont Fassbinder viel zu verdanken. (cw)

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