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TV-Tipp

Drag Queen Story Hour zur Prime Time im Ersten

Zum IDAHOBIT zeigt die ARD heute um 20.15 Uhr die Krimi-Komödie "Meine Freundin Volker", in der Axel Milberg als Drag-Star Vivian Bernaise vor der Mafia flieht. Die fast alberne Geschichte entpuppt sich als unterhaltsamer und sensibler TV-Film.


In "Meine Freundin Volker" bringt Drag-Star Vivian Bernaise (Axel Milberg) Kindern das Lypsyncen bei (Bild: NDR / Georges Pauly)

Mitte Mai ist ein hervorragender Zeitpunkt, "Meine Freundin Volker" in der ARD zu senden. Ziemlich genau zum Höhepunkt der deutschen Spargelzeit passt eine Komödie mit der Hauptfigur namens Vivian Bernaise perfekt ins Programm. Vordergründig ist der 17. Mai aber natürlich der Internationale Tag gegen Homo-, Bi-, Inter- und Transfeindlichkeit (IDAHOBIT) und damit ein noch besserer Anlass. Das Erste zeigt den Film zur Prime Time um 20.15 Uhr, bereits jetzt kann er in der ARD-Mediathek gestreamt werden.

Besagte Vivian Bernaise fürchtet um ihr Leben. Der alternde Star der Hamburger Drag-Szene flieht vor der Mafia, nachdem er sich mit dem Sohn eines Gangsters eingelassen hat. Vivians verhängnisvoller Lover stirbt auch noch bei einer Prügelei vor dem Kiez-Theater "Donauwelle". Das muss gerächt werden.

Schüler*innen lernen Lipsync

Vivian schminkt sich ab und wird zu Volker – und muss raus aus Hamburg, ab ins schleswig-holsteinische Itzehoe. Dort hat die Lehrerin Katja (Kim Riedle) gerade ein Zimmer frei, weil sie ihren Mann (und gleichzeitig Schulleiter) kurzerhand rausgeschmissen hat. Der hat nämlich eine Affäre mit einer Referendarin. Auf den ersten Blick ein "Vorhof zur Spießerhölle", wie Volker ätzt, auf den zweiten dann doch nicht so betulich.

Volker ist hier zwar sicher, doch ihm ist sterbenslangweilig. Was für ein Glück, dass seine neue Mitbewohnerin Katja die Musical-AG ihrer Schule übernimmt, aber keinen blassen Schimmer von Musik und Tanz hat. Volker unterstützt sie tatkräftig, endlich wieder in seinem Element: Er kann untalentierten Schüler*innen das Lipsyncen beibringen.


"Tatort"-Kommissar Axel Milberg als überzeugende queere Kiez-Königin (Bild: NDR / Georges Pauly)

Natürlich ist die Story von "Meine Freundin Volker" völlig an den Haaren herbeigezogen. Übertrieben, dramatisch, ein Spiel mit den Extremen und dem Schicksal – ein Drag gewordener Fernsehfilm. Das ist aber mehr Anerkennung als Kritik.

"Tatort"-Kommissar wird zur Kiez-Königin

Denn die Krimi-Komödie ist zwar über weite Strecken vorhersehbar, sticht aber nicht nur des Themas wegen im Vergleich zu anderen ARD-Mittwochsfilmen heraus. "Meine Freundin Volker" ist aufwändig produziert, das wird auch an den zwei eigens komponierten Songs "Im Schatten des Zuschauerlichts" und "Ich packe meinen Koffer" von Lenny Mockridge deutlich. Die Maske von Oliver Hildebrandt – lange selbst als Dragqueen in Berlin – ist ein echter Hingucker. Er verwandelt den "Tatort"-Kommissar Axel Milberg in eine überzeugende Kiez-Königin.

Er gibt Vivian und Volker die Tiefe, die im Drehbuch von Julia Penner und Andreas Wrosch bereits angelegt ist. Es handelt sich um eine angenehm komplexe Figur, die in ihren vielen Lebensjahren Licht und Schatten kennengelernt hat. Sie kann lustig sein, gegenüber Katja herzlich und unterstützend, und für deren Sohn Lukas (Bruno Thiel) ein weiser Onkel, ohne altklug zu wirken. Überhaupt ist die Beziehung zwischen Lukas und Volker sensibel und zärtlich.

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Viele echte Drags dabei

"Meine Freundin Volker" verhandelt Themen, die aktueller nicht sein könnten. Dass das Drehbuch zwei Mal abgelehnt wurde, bevor der NDR es schließlich umsetzte, erweist sich so wohl nicht unbedingt als Nachteil. Volker hilft an einer Grundschule mit, und Jungs dürfen die Prinzessin spielen – das stößt auf Kritik, genau wie jüngst eine Drag-Lesung in München. Doch der Film bleibt leichtfüßig und verzichtet auf Moralin.

Unter der Regie von Piotr J. Lewandowski, von dem auch der tolle Film "Jonathan" stammt, werden die Konflikte und vor allem die Drag-Szene trotz Mafia-Albernheiten stets ernst genommen. Dass eine Vielzahl von Drags bei der Produktion dabei ist, spricht für sich.

"Meine Freundin Volker" macht Spaß und berührt – und im ARD-Hauptprogramm umso mehr. Künftig dann auch gerne ohne besonderen Gedenktag, sondern einfach so und selbstverständlich.

Galerie:
Meine Freundin Volker
26 Bilder

#1 RosmullahAnonym
  • 17.05.2023, 13:23h
  • Wir müssen davon ausgehen, dass diese Lesung den sofortigen Untergang des weißen, christlichen, cis-männlichen, hetero Abendlandes bedeuten wird...

    Ach ja, wenn das doch nur die Wahrheit wäre. Ich fürchte jedoch, dass wir uns damit noch sehr viel länger rumschlagen müssen.
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#2 Claus BaerbelAnonym
  • 17.05.2023, 19:55h
  • Na, der Plot hört sich ja verdächtig nach Sister Act an: Mafia, Flucht an Schule, dort Musik und Tanz lehren - lasse mer uns überrasche:-)
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