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Event-Blog
Das war der IDAHOBIT 2023
Zum Tag gegen Homo-, Bi-, Inter- und Transfeindlichkeit sammelten wir Bilder, Stimmen und Reaktionen. In Berlin schnitt Rathauschef Wegner einen Kuchen an. Bundeskanzler Scholz erklärte: "Die Welt ist bunt." Und Dresden hat jetzt eine Lili-Elbe-Straße.

Symbolbild: Eine Progress Pride Flag weht im Wind (Bild: IMAGO / Wirestock)
- 17. Mai 2023, 02:31h
An keinem anderen Tag im Jahr erhalten wir so viele E-Mails, Pressemitteilungen, Agenturmeldungen und Social-Media-Nachrichten wie am 17. Mai. Der Internationale Tag gegen Homo-, Bi-, Inter- und Transfeindlichkeit (IDAHOBIT) hat sich weltweit zum wichtigsten queeren Aktionstag entwickelt.
In diesem Live-Blog sammeln wir am Mittwoch vielfältige Stimmen aus Politik, Gesellschaft und Community und veröffentlichen Fotos und Videos von den wichtigsten Aktionen. Alle deutschen Termine zum IDAHOBIT 2023 sind im queer.de-Kalender aufgeführt.
Mehr über den Hintergrund des Aktionstages sowie die Stellungnahmen des Queerbeauftragten der Bundesregierung Sven Lehmann (Grüne) und des Lesben- und Schwulenverbands (LSVD) gibt es im Bericht "IDAHOBIT 2023: Hass auf queere Menschen nimmt zu". (mize)
Live-Ticker (abgeschlossen, )
Aktionstag zum Selbstbestimmungsgesetz am Samstag
Auf den IDAHOT folgen am Wochenende nicht nur mehrere CSDs, sondern auch ein bundesweiter Aktionstag zum Selbstbestimmungsgesetz. Bislang sind drei Termine bestätigt:
Hamburg, Heidi-Kabel-Platz, 15 Uhr
Heidelberg, Bismarckplatz, 15 Uhr
Stuttgart, Schlossplatz, 15 Uhr

Forderung nach Aktionsplan gegen Queerfeindlichkeit in Bayern
In München fand nach der traditionellen IDAHOT-Kundgebung eine Demonstration zum und am Landtag statt – die bayrischen CSDs fordern damit, wie in ihrem diesjährigen gemeinsamen Motto, einen Aktionsplan für Bayern für Gleichstellung und Akzeptanz von LGBTIQ*, wie es ihn inzwischen in unterschiedlichen Formen in sonst allen Ländern gibt. Mehr dazu hier
Twitter / Jennystandhaft2Für ein buntes #Muenchen #IDAHOBIT2023 pic.twitter.com/o5H8uCzfdm
Jennystandhaft 2 (blauer Haken) (@Jennystandhaft2) May 17, 2023
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Veranstaltungen zum IDAHOT* fanden am Mittwoch in rund über 50 deutschen Städten statt, wovon auch entsprechende Hashtags bei Twitter zeugen. Zugleich scheint gerade in diesem sozialen Netzwerk der Hass, und die geradezu mit Freude ausgefüllte Bereitschaft, etwa bei IDAHOT-Postings von offiziellen Stellen oder Parteien hasserfüllte Kommentare und Memes zu hinterlassen, stark zuzunehmen.
Twitter / vielbuntAuf dem heutigen IDAHOBIT* 2023 auf dem Luisenplatz in Darmstadt haben wir gezeigt: Vielfalt & Toleranz sind unsere gemeinsamen Werte und wir lassen uns nicht von Hass & Intoleranz einschüchtern. Danke an alle, die dabei waren! pic.twitter.com/Xv4FSFUWHn
vielbunt e.V. (@vielbunt) May 17, 2023
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Mit dem Regenbogenfächer gegen die AfD
Nicht nur Buhrufe, Pfiffe oder "YMCA" übertönten die geplante und letztlich nicht gehaltende Rede der queerfeindlichen AfD-Abgeordneten Birgit Bessin zur Hissung der Regenbogenflagge am Potsdamer Landtag, sondern auch ein energisch gewedelter Fächer einer Schwester der Perpetuellen Indulgenz. Das zeigt jetzt auch ein rbb-Bericht.
Twitter / rbb24Am Internationalen Tag gegen Homo-, Bi-, Inter- und Transfeindlichkeit wurde Birgit #Bessin von der #AfD im #Landtag in #Potsdam von queeren Menschen fünf Minuten lang ausgepfiffen – so lange, bis Bessins Redezeit rum war.#idahobit #afd #landtagpotsdam #potsdam #brandenburg pic.twitter.com/oHMIIcgvkj
rbb|24 (@rbb24) May 17, 2023
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Mehr dazu im Eintrag von 15:48h und in diesem Artikel.
Dresden hat nun eine Lili-Elbe-Straße
Sachsens Landeshauptstadt Dresden hat eine neue Straße nach Lili Elbe (1882-1931) benannt. Damit werde "die weltweit erste trans Frau und Wegbereiterin für den Kampf um Anerkennung und Gleichstellung der queeren Community" geehrt, sagte Oberbürgermeister Dirk Hilbert (FDP), der das Straßenschild am Mittwoch zum IDAHOBIT enthüllte.
Twitter / stadt_dresdenDresden benennt Straße nach Transfrau Lili Elbe https://t.co/LgznEoSbfc pic.twitter.com/qhEIAssu9q
Stadt Dresden (@stadt_dresden) May 17, 2023
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Die in Dänemark geborene trans Künstlerin gilt als eine der bedeutendsten Malerinnen ihrer Zeit und war einer der ersten Menschen, die sich Anfang der 1930er Jahre geschlechtsangleichenden Operationen unterzogen. Die Behandlungen in Dresden ermöglichten es ihr, rechtlich als Frau anerkannt zu werden, und sie erhielt einen Reisepass mit ihrem Namen. Den Nachnamen Elbe wählte sie nach dem Fluss, der durch Dresden fließt. Ihre letzte Ruhestätte fand sie auf dem Trinitatisfriedhof in Dresden. An Lili Elbe erinnert der Kinofilm "The Danish Girl" (2015) von Tom Hooper.
Von der neuen Straße startete anschließend die diesjährige IDAHIT-Demo – unter dem Motto "Selbstbestimmung jetzt".
Regenbogenflaggen wehen erstmals an Polizeigebäuden in Rheinland-Pfalz

Regenbogenfahne vor dem Polizeipräsidium Mainz (Bild: MdI RP)
An den Gebäuden der Polizei in Rheinland-Pfalz sind am Mittwoch anlässlich des IDAHOBIT erstmals Regenbogenflaggen gehisst worden. Die Fahnen wehten an den Hauptgebäuden der Polizeipräsidien, des Landeskriminalamtes sowie an der Hochschule der Polizei Rheinland-Pfalz, wie das Innenministerium mitteilte.
Auch Innenminister Michael Ebling (SPD) hisste am Mittwoch die Regenbogenflagge am Landespolizeipräsidium Mainz. "Vielfalt zu sehen und zu achten ist ein Gewinn für unsere demokratische Gesellschaft und ein Kerngedanke unseres Grundgesetzes", sagte der SPD-Politiker. Leider spielten die sexuelle Orientierung oder die Geschlechtsidentität heutzutage noch viel zu oft eine Rolle. Die Fahnen am heutigen Tag zu hissen, sei daher ein besonderes Zeichen der Unterstützung.
Diskriminierung und Übergriffe sind laut Ebling keine Seltenheit: "Heutzutage werden leider immer noch viel zu viele Straftaten mit homo-, bi-, inter- und transphobem Hintergrund nicht zur Anzeige gebracht". Die Gründe dafür seien vielseitig. Unterstützung kann laut Ebling die Polizei Rheinland-Pfalz bieten. Wer als Opfer Beratung brauche, könne sich an die dortige Ansprechstelle (AS LSBTI*) wenden. (dpa)
Protest verhinderte AfD-Rede bei Hissung von Pride-Flagge
Bei der traditionellen Hissung der Regenbogenflagge im Hof des Brandenburger Landtags verhinderte ein konstantes Ausbuhen durch rund 100 Personen eine angekündigte Rede der queerfeindlichen AfD-Abgeordneten Birgit Bessin. Mehr dazu in diesem Artikel.
Twitter / linke_ltbbDer Protest gegen die Rede von AfD-Frau Bessin beim Hissen der #Regenbogenflagge im Innenhof des Brandenburger Landtags war notwendig und ein wichtiges Signal der Zivilgesellschaft.
Linksfraktion Brandenburg (@linke_ltbb) May 17, 2023
Es bleibt dabei: #Liebe kennt kein Geschlecht! #IDAHOBIT2023 #IDAHOBIT https://t.co/HGVIbd1Hxp pic.twitter.com/ItRXySRLjR
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Nach weiteren Reden hängt die Flagge inzwischen.
Twitter / Brandenburg_LTIm Innenhof des Landtags #Brandenburg wurde am heutigen Internationalen Tag gegen Homo-, Bi-, Inter- und Transphobie traditionell die Regenbogenflagge gehisst! #idahobit #idahobit2023 https://t.co/c7FWBNODWp pic.twitter.com/NKwxKHVv2z
Landtag Brandenburg (@Brandenburg_LT) May 17, 2023
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Berliner Justizsenatorin hisst Progress Pride Flag
Berlins Justizsenatorin Felor Badenberg (parteilos, von der CDU nominiert) hat gemeinsam mit Gleichstellungssenatorin Cansel Kiziltepe (SPD) erstmals an der Senatsverwaltung für Justiz und Verbraucherschutz die Progress-Regenbogenfahne gehisst. Diese neue Pride-Flagge ist eine Weiterentwicklung der traditionellen queeren Fahne, die mit neuen Farben ein besonderes Augenmerk auf trans Menschen und Personen of Color legt. Badenbergs Behörde veröffentlichte in sozialen Medien ein Video der Hissung.
Twitter / SenASGIVA.@CanselK und Felor Badenberg hissen die Progressive Pride Flag vor der Senatsverwaltung für Justiz. #IDAHOBIT pic.twitter.com/JNA51xA7vf
SenASGIVA (@SenASGIVA) May 17, 2023
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Trans- und inter Menschen "gab es schon immer"
Die Deutsche Gesellschaft für Transidentität und Intersexualität (dgti) weist angesichts des IDAHOBIT darauf hin, dass geschlechtliche Minderheiten keine neue, "woke" Erfindung sind. Außerdem warnt die Organisation vor der neuen Hasswelle, die durch Deutschland rollt. Hier ein Auszug aus der dgti-Stellungnahme:
Wir wurden und werden immer noch unsichtbar gemacht. Manche wollen uns aus der Öffentlichkeit verdrängen. Mancherorts droht man uns mit Verboten sichtbar zu sein, gefolgt von Haft oder gar der Todesstrafe. Auch ein Verbot medizinischer Unterstützung kann für uns tödlich sein. Die rechtlichen und sozialen Freiheiten und die Akzeptanz, die wir uns mühsam erkämpft haben, werden angegriffen und zurückgedrängt. Auch hier bei uns in Deutschland, von Bayern bis Hamburg, überall.
Uns gab es schon immer, wir sind Teil der Communitys, Teil der Gesellschaft, die erst durch ihre Vielfalt und Akzeptanz für alle ein lieben- und lebenswerter Ort ist. Wir wollen selbstbestimmt und anerkannt unsere Geschlechter leben können, unsere Liebe leben können, Eltern unserer Kinder sein. Dafür sind wir heute und an jedem anderen Tag sichtbar und stehen für unsere Menschenrechte ein.
Franziska Giffey mit Regenbogenfahne
Die SPD zeigt am Kurt-Schuhmacher-Haus, der Landesgeschäftsstelle der Partei, die Regenbogen- und die Transgenderfahne. Mit dabei: Bürgermeisterin und Wirtschaftssenatorin Franziska Giffey, die bis Ende April noch Regierungschefin in der Bundeshauptstadt war.
Twitter / spdberlinZum heutigen #IDAHOBIT2023 zeigen wir am Kurt-Schumacher-Haus Flagge!
SPD Berlin (@spdberlin) May 17, 2023
Unsere Landesvorsitzende @FranziskaGiffey dazu: "Berlin ist Regenbogenhauptstadt und unsere Stadt der Vielfalt – am heutigen #IDAHOBIT ebenso wie an allen anderen Tagen im Jahr." pic.twitter.com/4rJjw9wSXi
Jan Böhmermann twittert
Anlässlich des IDAHOBIT erinnert Jan Böhmermann an eine im Dezember 2022 ausgestrahlte Folge seines "ZDF Magazins Royale", in der er sich mit queerem Leben beschäftigte – genauer gesagt damit, was TERFs und "AfD-Faschos" mit Blick auf trans Menschen gemeinsam haben. Das Video ist in voller Länger auf Youtube erhältlich.
Twitter / janboehmAnlässlich des #IDAHOBIT ein kleiner Repost: Wer in Deutschland gegen trans Menschen hetzt | ZDF Magazin Royale https://t.co/2k9G4Gu5aC via @zdfmagazin #turds
Jan Böhmermann (@janboehm) May 17, 2023
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Sorry, aber warme Worte und Symbolik haben wir in den letzten Jahren mehr als genug bekommen. Jetzt muss auch mal gehandelt werden.
Es wird höchste Zeit für volle Gleichstellung. Alles, was nicht 100% Gleichstellung ist, ist per definition Diskriminierung.
Wir lassen uns nicht länger vertrösten. Es geht um unsere Grundrechte, die uns zustehen und die uns immer noch verwehrt werden.