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"Ernste Gesichtsverletzungen"

Irland: Homophober Angriff auf 14-Jährigen erschüttert Premierminister

Irland ist schockiert nach einer brutalen Attacke auf einen Jugendlichen, der offenbar wegen seiner Homosexualität von Mitschülern attackiert worden war.


Screenshot der Attacke: Jugendliche schlagen auf ihr am Boden liegendes Opfer ein (Bild: Twitter)

  • 19. Mai 2023, 16:34h 7 3 Min.

Das Video eines Angriffs auf einen 14-jährigen Schuljungen hat zu scharfen Reaktionen in Irland geführt. Der Vorfall ereignete sich am Montagnachmittag in Navan, einer 60 Kilometer von Dublin entfernten Stadt. In sozialen Netzwerken ging das Video viral. Darauf ist zu sehen, wie mehrere Mitschüler, die an ihrer Schuluniform zu erkennen sind, offenbar ohne Provokation auf einer Wiese auf einen Schüler einschlagen, während andere im Hintergrund grölen.

Laut Medienberichten sei die Attacke nur erfolgt, weil der Schüler offen schwul ist. Die Polizei erklärte, das Opfer sei mit "ernsten Gesichtsverletzungen" ins Krankenhaus eingeliefert worden. Nun werde in dem Fall ermittelt. In Irland liegt die Strafmündigkeit bei zwölf Jahren. Die Schule, auf den die beteiligten Jugendlichen gehen, erklärte gegenüber Euronews, dass "disziplinarische Maßnahmen" eingeleitet worden seien.

Varadkar fordert Konsequenzen

Der offen schwule Premierminister Leo Varadkar hat den Vorfall am Mittwoch bei einem Staatsbesuch in Island kritisiert: "Das war wirklich schrecklich und jeder sollte das verdammen", sagte der konservative Politiker. An das Opfer gerichtet erklärte Varadkar weiter: "Ich will meine Solidarität jener Person versichern, die bei der Attacke verletzt wurde. Ich würde der Person sagen: Es wird besser. Es ist sehr traurig, dass Menschen Gewalt und Mobbing an Schulen erfahren." Der Vorfall sei ein Weckruf für das Land. "Wir haben gehofft, dass die Lage schon besser ist, insbesondere weil junge Menschen heutzutage progressiv sind und wissen, was in der Welt geschieht – aber so etwas gibt es immer noch".


(Bild: Leo Varadkar ist neben dem Luxemburger Xavier Bettel einer von zwei offen schwulen Regierungschefs in der EU EU2017EE Estonian Presidency / flickr)

Am Donnerstag ergänzte der Regierungschef in einem Radiointerview: "Ich bin in den Achtzigern und Neunzigern in Irland aufgewachsen. Ich hatte eine großartige Kindheit, aber war ein brauner Junge mit einem lustigen Namen, bei dem viele vermuteten, er wäre schwul. Ich verstehe also ein bisschen, wie es ist, wenn man an seiner Schule nicht populär ist." Er appellierte an soziale Medien, etwas gegen die Verbreitung des brutalen Videos zu tun. Nutzer*innen, die das Video posteten, müssten gesperrt werden, forderte der Premierminister. Auch die Eltern hatten gebeten, das Video aus Respekt ihrem Sohn gegenüber nicht zu verbreiten.

Laut der LGBTI-Organisation Belong To gab es zuletzt einen Anstieg der Hassgewalt gegen queere Menschen. "Wir wissen, dass Mitglieder unserer Community sich immer unsicherer im öffentlichen Raum fühlen. Die Polizei hat einen Anstieg von Hassverbrechen um 29 Prozent gemessen", erklärte Belong To in einem Statement.

Die Republik Irland gehörte einst zu den queerfeindlichsten Ländern Europas, hat sich aber in den letzten Jahrzehnten mit zunehmendem wirtschaftlichen Erfolg auch gesellschaftlich weiterentwickelt: Bis 1993 war Homosexualität in dem tiefkatholischen Land noch verboten. 2015 öffnete die Republik schließlich die Ehe, also zwei Jahre vor Deutschland. Im Januar diesen Jahres kündigte der offen schwule Gleichstellungsminister einen Gesetzentwurf an, mit dem "Konversionstherapien" verboten werden sollen (queer.de berichtete). (dk)

#1 Abscheu und EkelAnonym
  • 19.05.2023, 16:51h
  • "In sozialen Netzwerken ging das Video viral. "
    Selbstverständlich. Da diese Hetzwerke Hass, Gewalt und Menschenfeindlichkeit belohnen, wird es auch weitere dieser verachtens- und verdammenswerten Taten geben, die genau dadurch erst ermöglicht werden.

    Natürlich gibt es auch so queerfeindliche Gewalt - das stelle ich nicht in Abrede. Und das wäre auch so schon schlimm genug. Aber diese "sozialen" Netzwerke wirken wie Brandbeschleuniger - diese Hasswesen wissen um die Bühne und die Möglichkeit, rasche "Ruhm" zu erhalten und werden dies nutzen.
    Aber Konsequenzen wird es keine geben. Der Mammon ist wichtiger als Sicherheit von Menschen oder, bäh, Menschenrechte und Moral.
    Deshalb ja, unterstütze ich natürlich die Forderung des irischen PMs, "Er appellierte an soziale Medien, etwas gegen die Verbreitung des brutalen Videos zu tun. Nutzer*innen, die das Video posteten, müssten gesperrt werden, forderte der Premierminister."
    Doch die Wirklichkeit dürfte wohl anders aussehen.

    Ich hoffe, dass der Junge zumindest körperlich heilt. Diese widerliche Aktion aber wird seelisch sicherlich nicht so leicht oder gar nicht wirklich zu verarbeiten sein.

    Und auch der Anstieg der Verbrechensrate gegen queere Menschen macht nicht wirklich Hoffnung, dass sich irgendwas bessern wird:
    »"Wir wissen, dass Mitglieder unserer Community sich immer unsicherer im öffentlichen Raum fühlen. Die Polizei hat einen Anstieg von Hassverbrechen um 29 Prozent gemessen", erklärte Belong To [LGBTQIA*-Organisation] in einem Statement.«

    Ich hasse diese Zeit.
    Ich hasse dieses reaktionäre Gedankengift und was es mit den minimalen Fortschritten in Gesellschaften der letzten Jahre und Jahrzehnte macht.
    Ich kann nur noch Wut, Verachtung, Abscheu und Ekel allen gegenüber empfinden, die sich nicht mal an den minimalsten Gesellschaftskonsens halten können. Nein: Nicht halten *wollen*.
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#2 SeraphinaAnonym
  • 20.05.2023, 11:05h
  • Antwort auf #1 von Abscheu und Ekel
  • Ja der Hass in Social Media kennt keine Grenzen und schlachtet dies als Form von "Ruhm" seitens der Täter aus oder es werden eben wieder marginalisierte Sündenböcke siehe z. B. Kellie Jay Keen Minshull, die sich natürlich nicht zu schade ist für alles Trans verantwortlich zu machen und die LGB Alliance Werbetrommel zu klopfen. Von daher bezweifle ich stark, das aus Taten wie diese an einem 14-jährigen schwulen Jungen irgendwelche passenden Konsequenzen gezogen werden, dafür ist das gesellschaftliche Klima bereits zu vergiftet.
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#3 FinalmSposato
  • 20.05.2023, 12:18h
  • Der Junge ist 14.
    Genau zu der Zeit, zwischen 13-16, war auch meine schlimmste Zeit im Leben. Ich hoffte mal es würde besser weil die Gesellschaft toleranter wird. Scheint nicht zu funktionieren.

    Denn immer noch werden wir an jedem einzelnen Schultag gemobbt, geschlagen, bis aufs Blut geärgert und in die Eier getreten nur weil wir schwul sind. Die Zeit war unerträglich.

    Ja, es wird besser weil die Schulzeit irgendwann vorüber sein wird. Doch müssen wir es einfach akzeptieren dass jeder der sich so früh outet da durch muss, ausser er bringt sich vorher um? Hatte ich auch versucht. Zu meiner Zeit gab es wenigstens diese verdammten Handys noch nicht. Diese machen alles nur noch schlimmer.

    Vielleicht sollte man alle LGBTIQ zusammen in eine Klasse packen? Sicher gäbe es auch da mal Streitereien etc. doch niemals in diesem Ausmass und sicher nicht nur weil einer schwul ist.
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