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"Null Toleranz bei queerfeindlichen Straftaten"

Queer­feindliche Gewalt in Frankfurter Regenbogenviertel geht zurück

Der Kampf gegen queerfeindliche Gewalt geht in der Mainmetropole Frankfurt laut Polizeipräsident, Bürgermeisterin und Dragqueen Electra Pain voran.


Polizeipräsident Stefan Müller, Bürgermeisterin Nargess Eskandari-Grünberg und Dragqueen Electra Pain sehen Frankfurt auf einem guten Weg (Bild: Facebook / Electra Pain)

  • 22. Mai 2023, 14:21h - 3 Min.

Polizei, Stadt und die betroffene Community sehen erste Erfolge im Kampf gegen queer­feindliche Angriffe im Frankfurter Regenbogenviertel. Der Frankfurter Polizeipräsident Stefan Müller, Bürgermeisterin Nargess Eskandari-Grünberg (Grüne) und Dragqueen Electra Pain zogen am Montag eine positive Zwischenbilanz – ein halbes Jahr nach der Gründung eines queeren Koordinierungskreises von Stadt und Polizei. Demnach sind die gewalttätigen Übergriffe zurückgegangen, das Sicherheitsgefühl im Viertel ist gestiegen und das Vertrauen in die Arbeit der Polizei ist gestärkt. Der Koordinierungskreis tagt einmal im Quartal mit der Bürgermeisterin und dem Polizeipräsidenten. Dazwischen wird in den Arbeitsgruppen weitergearbeitet.

Im vergangenen Sommer hatte es eine Reihe von Angriffen auf queere Menschen gegeben, unter anderem auf Electra Pain (queer.de berichtete). Die Angriffe reichten von Beleidigung bis Körperverletzung. In der Szene habe es damals "ganz erhebliche Vorbehalte" gegen die Polizei gegeben, sagte Müller – das habe sich geändert. Die Polizei habe ihre Präsenz im Viertel erhöht, Gespräche geführt und Vertrauen gewonnen.

Anzeigenbereitschaft steigt

Das zeige sich unter anderem im Anzeigeverhalten: Jahrelang habe es trotz vieler Anfeindungen pro Jahr nur rund 15 Anzeigen gegeben, 2022 waren es 38, in diesem Jahr bisher 15. Das Dunkelfeld sei aber weiter sehr groß: Müller schätzt, dass weiterhin nur zehn bis zwanzig Prozent der Fälle angezeigt werden. Die Anzeigen würden als Hasskriminalität gewertet und seien beim Staatsschutz angesiedelt.

Neben erhöhter Polizeipräsenz wurden "Safe Spaces" geschaffen: Lokale, die "sichere Räume" bilden und das mit einem Aufkleber an der Tür anzeigen. Aufkleber mit QR-Codes lenken Betroffene zur Online-Wache der Polizei und zu Opferberatungsstellen. Man sei "sehr zufrieden" mit der Entwicklung, so Müller, "aber noch nicht da, wo wir hinwollen". Wichtig sei, dass alle wüssten: "In Frankfurt gibt es null Toleranz bei queerfeindlichen Straftaten."

"Es hat sich einiges getan", sagte Dragqueen Electra Pain, die zusammen mit dem Polizeipräsidenten und der Bürgermeisterin auf dem Podium saß. "Die Leute fühlen sich sicherer." Letztes Jahr hatten die Dragqueens Ember Remember und Ophidia Scales nach einen Übergriff noch scharfe Kritik an der Polizei geübt. So warf Ember Remember den Beamten vor Ort vor, dass wegen ihrer Passivität Täter entkommen konnten und dass der Polizist, der den Vorfall aufgenommen habe, "wenig Geduld mit uns" gehabt habe (queer.de berichtete).

Electra Pain gab am Montag auch zu bedenken, dass die Anfeindungen nicht weniger geworden seien. Beleidigungen seien für viele in der Community "Alltag". Schon an der – wenige Meter entfernten – Konstabler Wache fühle sie sich in Verkleidung nicht mehr sicher.

Attacken nicht überwiegend aus migrantischen Kreisen

Die Angreifer*innen sind Müller zufolge keiner gesellschaftlichen Gruppe zuzuordnen. Anders als es oft dargestellt werde, stammten die Täter nicht überwiegend aus migrantischen Kreisen. Von den 24 Beschuldigten im Jahr 2022 habe die Hälfte die deutsche Staatsangehörigkeit, ein Fünftel seien Frauen, das Alter sei bunt gemischt.

Der queere Koordinierungskreis hatte einen Fünf-Punkte-Plan erarbeitet, um gegen queerfeindliche Gewalt vorzugehen. Ergebnis war neben dem "Safe Spaces"-Konzept unter anderem zwei Aktionstage Mitte Juni im Regenbogenviertel unter dem Motto "Vielfalt Ohne Gewalt". Diese sind zugleich der Auftakt des erstmalig ins Leben gerufenen "Frankfurter Pride Month". Geplant sind hierzu weitere Veranstaltungen sowie eine Öffentlichkeitskampagne, die Erarbeitung und der Ausbau eines Awareness-Konzepts für den CSD, die Entwicklung eines "Zivilcourage"-Moduls für kritische Beobachter*innen sowie ein Mediationsdialog mit der Gastronomie sowie Club- und Barbesitzer*innen.

"Auf die Aktionstage am 16. und 17. Juni freue ich mich ganz besonders. Sie sollen nicht nur das Regenbogenviertel sichtbarer machen, sondern auch Brücken schlagen und der Startschuss für ein bunteres und toleranteres Frankfurt sein", erklärte Electra Pain. (dpa/cw)