
https://queer.de/?45692
Elif Eralp
Linken-Sprecherin: Kai Wegners Gender-Aussagen passen zu rassistischem Wahlkampf
Die migrationspolitische Linken-Sprecherin Elif Eralp wirft dem Regierenden Bürgermeister von Berlin wegen seiner Äußerungen zu geschlechtergerechter Sprache und Zuwander*innen Rassismus vor.

Elif Eralp, Sprecherin für Migration, Partizipation und Antidiskriminierung der Linksfraktion im Berliner Abgeordnetenhaus
- 24. Mai 2023, 11:04h 3 Min.
Elif Eralp, Sprecherin für Migration und Antidiskriminierung der Linken-Fraktion in Berliner Abgeordnetenhaus, hat den Regierenden Bürgermeister Kai Wegner für seine Äußerungen zu geschlechtergerechter Sprache kritisiert.
Die Äußerungen "passen leider zu dem Gebaren der CDU Berlin insgesamt beim Thema Antidiskriminierung und zu ihrem rassistischen Wahlkampf", so Eralp gegenüber queer.de.
Wegner: Behörden sollten es Zuwander*innen "nicht unnötig schwer machen"
Wegner hatte sich am Sonntag gegen geschlechtergerechte Sprache in der Berliner Verwaltung ausgesprochen. "Mir ist wichtig, dass die Sprache der Verwaltung verständlich ist." Er habe auch noch keinen Brief in "Gendersprache" unterschrieben. Zwar könne jeder privat sprechen, "wie er möchte". "Aber ich möchte gern das Deutsch sprechen, das ich in der Schule gelernt habe und das alle verstehen", so Wegner.
Der "Bild am Sonntag" hatte der CDU-Politiker außerdem gesagt, er halte eine "verständliche" Sprache in der Verwaltung auch mit Blick auf Zuwander*innen für wichtig: "Wir erwarten ja auch von Menschen, die nach Deutschland kommen, dass sie Deutsch lernen, und gerade die Behörden sollten es ihnen nicht unnötig schwer machen."
"Menschen werden gegeneinander ausgespielt und gedemütigt"
Der Verweis auf Zuwander*innen in der Debatte um geschlechtergerechte Sprache ist nun der Grund für die Kritik von Linkenpolitikerin Elif Eralp. Wegner wirft sie gegenüber queer.de vor, Menschen gegeneinander auszuspielen und zu demütigen. "Errungenschaften wie gendergerechte Sprache, die von verschiedenen Communities erkämpft wurden, sollen rückabgewickelt werden."
Für diese "reaktionäre Sprachpolitik" würden dann "auch noch Menschen mit Einwanderungsgeschichte vorgeschoben" – jene Menchen, "die er vor Kurzem im Zusammenhang mit der Silvesterdebatte noch kriminalisiet hat." Der Bürgermeister und seine Partei brächten so klar zum Ausdruck, wessen Interessen welcher Menschen ihnen "egal" seien.
Hintergrund: Nach der Silvesternacht 2022/23 hatte die CDU im Berliner Wahlkampf mit den nächtlichen Ausschreitungen junger Männer Stimmung gemacht. In einer Anfrage im Innenausschuss hatte die Partei dabei darum gebeten, dem Ausschuss die Vornamen von 45 tatverdächtigen Deutschen bekannt zu geben.
Eralp kündigte an, mit der seitdem aus der Regierung geschiedenen Linksfraktion im Abgeordnetenhaus für ein progressives Berlin zu kämpfen, das die Rechte Marginalisierter verteidige. Dazu gehörten ihrer Ansicht nach auch die geschlechtergerechte Sprache, "denn Sprache prägt das Bewusstsein und den Umgang miteinander". Sprache müsse Lebensrealitäten berücksichtigen.
Kritik auch von Berliner Grünen- und SPD-Spitze
Auch die vormalige Grünen-Kandidatin für das Amt der Regierenden Bürgermeisterin und gegenwärtige Grünen-Fraktionsvorsitzende Bettina Jarasch hatte Wegner wegen seiner Äußerungen kritisiert (queer.de berichtete). "Während sich viele Menschen in Berlin die Mieten nicht mehr leisten können, spielt der Regierende Bürgermeister Sprachpolizei", sagte Jarasch am Montag. "Im Wahlkampf hat Kai Wegner immer gefordert, Verwaltungsreform einfach mal zu machen, statt nur zu reden. Jetzt ist er zuständig und was macht er? Er redet über Sprache statt die Zukunftsaufgaben anzupacken."
Auch aus Sicht von Wegners SPD-Vorgängerin Franziska Giffey schließen sich eine verständliche und inklusive Sprache nicht aus. "Wir setzen uns für eine einfachere Sprache unserer öffentlichen Einrichtungen ein und stehen gleichzeitig für die Errungenschaft einer geschlechtergerechten Sprache, die unsere moderne Gesellschaft abbildet", twitterte die Berliner SPD-Landesvorsitzende, die in der neuen schwarz-roten Regierung Wirtschaftssenatorin ist, bereits am Sonntag.
Die Äußerungen Wegners waren in der Presse teilweise als Ankündigung aufgefasst worden, wonach er der Berliner Verwaltung das inklusive Gendern mit Sternchen oder Doppelpunkt verbieten wolle. Wegner hatte dann aber klargestellt, dass es ihm nur um seine eigene Kommunikation gehe und er bloß empfehle, auf die umstrittene Schreibweise zu verzichten. (jk)

Man muss weder den Herrn Wegner noch seine Partei mögen. Aber er hat verkündet, dass ER kein ge-schlechtes Deutsch verwendet.
Was gibt's daran zu mäkeln? Linke und Grüne (die beratungs- und erkenntnisresistente Frau Jarasch äußerte sich ähnlich) haben wohl noch nicht verwunden, dass sie auf den Oppositionsbänken sitzen.
Und: Ja, liebe Queer-Redaktion: Auch auf Euren Seiten nervt das möchtegernprogressive Gegendere!