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Sport
Britischer Radverband schließt trans Frauen von Frauenwettbewerben aus
Trans Frauen müssen künftig in der Kategorie "offen" antreten, die die bisherige "Männer"-Kategorie ersetzt.

Die 22-jährige Waliserin Emily Bridges ist künftig von den Wettbewerben ihres Geschlechts ausgeschlossen (Bild: Pride Sports)
- 26. Mai 2023, 14:25h 3 Min.
Der britische Radsportverband verbietet künftig trans Frauen die Teilnahme an reinen Frauenwettbewerben. Wie der Verband am Freitag mitteilte, sollen Rennen künftig in zwei Kategorien aufgeteilt werden – außer "weiblich" noch in "offen". Für diese Kategorie könnten sich trans Frauen, trans Männer und nichtbinäre Personen anmelden sowie jene, denen bei ihrer Geburt ein männliches Geschlecht zugeschrieben wurde, hieß es in der Mitteilung von British Cycling weiter.
Die bisherigen "Männer"-Wettbewerbe gehen ebenfalls in der neuen Kategorie auf. Dort könnten auf eigenen Wunsch auch diejenigen antreten, deren Geschlecht bei der Geburt als weiblich festgelegt wurde. Die neue "weibliche" Kategorie steht hingegen nur noch denjenigen offen, denen bei der Geburt ein weibliches Geschlecht zugeschrieben wurde sowie trans Männern, die noch keine Hormonbehandlung begonnen haben.
Mit der Änderung reagiert British Cycling unter anderem auf eine Debatte um die trans Sportlerin Emily Bridges, die bei Frauenrennen antreten wollte und einst die Juniorenmeisterschaften im Radfahren der Männer gewonnen hatte. Bei den letztjährigen Omniummeisterschaften hatte British Cycling noch eine Teilnahme vom Bridges, die sich 2020 als trans outete, unterstützt. Diese wurde aber vom Weltverband UCI untersagt, da Bridges noch als Mann registiert gewesen sei (queer.de berichtete).
Bisher entschied der Testosteronwert
Nach den vorherigen britischen Richtlinien war es trans Personen erlaubt, bei Frauenrennen anzutreten, wenn sie in den zwölf Monaten vor einem Rennen einen bestimmten Testosteronwert nicht überschritten. Der Weltverband kennt eine entsprechende Regelung mit einer Frist von zwei Jahren, will diese bis August aber überprüfen.
Studien hätten ergeben, dass Menschen, die die Pubertät als Mann erleben, einen klaren Leistungsvorteil hätten, der mit einer Testosteronunterdrückung nicht vollständig abgeschwächt werden könne, betonte British Cycling zu den neuen Richtlinien. Zugleich betone der Verband, dass er hinter seiner Null-Toleranz-Politik gegenüber Diskriminierung stehe und gegen Belästigungen und Diskriminierung vorgehen werde.
Zudem würden die Richtlinien, die sportliche Fairness garantieren sollten, nur für Wettkämpfe gelten. Man werde "weiterhin dafür sorgen, dass unsere nicht- wettbewerbsorientierten Aktivitäten ein positives und einladendes Umfeld bieten, in dem sich jeder zu unserer Gemeinschaft zugehörig und respektiert fühlen kann, und Maßnahmen ergreifen, um Diskriminierung aus dem Sport zu beseitigen".
Scharfe Kritik von Bridges
Bridges sprach in einer Reaktion in sozialen Netzwerken von einem "Akt der Gewalt" durch einen in vielen Bereichen "gescheiterten Verband". Differenzierte Diskussionen über Richtlinien und Forschung müsse es geben, aber die Debatte werde von Akteuren mit bösen Absichten geführt und mit Hass in manchen Medien geschürt, während Wissenschaft ignoriert werde. Niemand könne sich vorstellen, was es bedeute, seine Existenz andauernd abgesprochen zu bekommen, den Hass gegen sich und Freund*innen.
Ähnliche Neuaufteilungen der Katgeorien hatten zuletzt unter anderem Schwimm- und Rugbyverbände beschlossen (queer.de berichtete). Manche Studien, wie eine aus dem Jahr 2021, hatten zugleich ergeben, dass sich die sportliche Leistung von trans Frauen nach zwei Jahren an cis Frauen angleicht (queer.de berichtete). (dpa/cw)
