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Filmfestival

Queerer Krimi gewinnt "Goldene Palme" in Cannes

Für ihren Film "Anatomie eines Falls" über eine bisexuelle Frau, die verdächtigt wird, ihren Ehemann ermordet zu haben, hat die französische Regisseurin Justine Triet die "Goldene Palme" des Filmfestivals in Cannes gewonnen.


Szene aus "Anatomie eines Falls" (Bild: Festival de Cannes)
  • 28. Mai 2023, 05:44h 3 4 Min.

Die französische Filmemacherin Justine Triet hat als dritte Frau überhaupt für ihren Film "Anatomie eines Falls" die "Goldene Palme" des Filmfestivals in Cannes gewonnen. Darin spielt die deutsche Schauspielerin Sandra Hüller eine bisexuelle deutsche Schriftstellerin, die mit Mann und Kind in den französischen Alpen lebt. Als ihr Mann tot im Schnee aufgefunden wird, wird sie zur Hauptverdächtigen.

Es handle sich um "eine Frau, die zu ihrer Freiheit, zu ihrer Sexualität und zu ihren Entscheidungen steht", so beschreibt Triet ihre Hauptfigur. "Sie wirkt stark, und genau das macht sie verdächtig", erklärte sie. An Hüller schätze sie ihre Authentizität. "Sie hat eine Arbeitsweise, weil sie vom Theater kommt", so Triet. "Es ist eine Schauspielerin, die sich sehr mit ihrer Rolle auseinandersetzt."

Direktlink | Filmclip aus "Anatomie eines Falls"
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Justine Triet sagte, dass sie ihren Film eigens auf Hüller zugeschnitten habe. "Sandra hat eine sehr direkte Art, sie sagt immer, was sie denkt", erläuterte die 44-jährige Filmemacherin. Wenn der Schauspielerin ein Dialog zu künstlich vorkomme, dann lehne sie ihn einfach ab. Mit Hüller hatte Triet bereits in dem Film "Sybil" zusammengearbeitet. Es ist der vierte Film der Französin, die sich auf Porträts starker Frauen spezialisiert hat.

Kritik an der französischen Regierung

Triet prangerte in ihrer Dankesrede den "Ausverkauf der Kultur" und die "Unterdrückung" der Rentenproteste durch die französische Regierung an. Sie widmete den Preis allen jungen Filmemacher*innen. US-Schauspielerin Jane Fonda, die den Preis überreichte, wies darauf hin, dass dieses Jahr so viele Filmemacherinnen wie nie zuvor im Wettbewerb gewesen seien, nämlich sieben von 21. Sie fügte spöttisch hinzu: "Irgendwann hören wir hoffentlich auf, zu zählen."

Der Film "The Zone of Interest" von Jonathan Glazer, in dem Sandra Hüller ebenfalls die Hauptrolle spielt, war zuvor als Kandidat für die "Goldene Palme" gehandelt worden – aber möglicherweise war der Jury das Thema zu heikel. Hüller spielt darin die Ehefrau des Lagerkommandanten von Auschwitz Rudolf Höß, die sich am Rand des Vernichtungslagesr ihrer häuslichen Idylle erfreut. Der Film erregte Aufsehen durch seine Art, in der Person der Nazigattin auf perfide Weise die Banalität des Bösen zu zeigen.

Der Preis für die beste weibliche Darstellerin – den manche Kritiker*innen Hüller gegönnt hätten – erhielt die türkische Schauspielerin Merve Dizdar, die in dem Film "About Dry Grasses" von Nuri Bilge Ceylan mitspielt.

Der deutsche Filmemacher Wim Wenders, der vergebens auf eine zweite "Goldene Palme" nach "Paris, Texas" aus dem Jahr 1984 gehofft hatte, konnte sich im Glanz seines Hauptdarstellers Koji Yakusho sonnen. Dieser bekam für seine Rolle im Film "Perfect Days" den Preis als bester männlicher Darsteller. Yajusho spielt darin einen feinsinnigen Toilettenreiniger, der seine Alltagsroutine und seine Rock-Kassetten liebt. Wenders hatte sich in Tokio von besonders ästhetischen Toilettenhäuschen inspirieren lassen.

"Monster" auch für bestes Drehbuch ausgezeichnet

Der finnische Filmemacher Aki Kaurismäki, der ebenfalls zu den Favoriten zählte, bekam für seinen melancholischen Film "Fallen Leaves" den Preis der Jury. Er erzählt die Geschichte zweier einsamer Mittdreißiger, die zueinander finden. Der für seinen schrägen Humor bekannte Finne ließ eine Dankesbotschaft verlesen, die mit den Worten endete "Twist and shout".

Der japanische Filmemacher Hirokazu Kore-eda bekam den Preis für das beste Drehbuch für seinen Film "Monster". Der Film, der mit einem Mobbing-Drama an einer Schule beginnt, war zuvor bereits mit der "Queer Palm" ausgezeichnet worden (queer.de berichtete).


Szene aus "Monster": Der Film des japanischen Regisseurs Hirokazu Kore-eda wurde mit der "Queer Palm" und für das beste Drehbuch ausgezeichnet (Bild: Festival de Cannes)

Cannes war in diesem Jahr von zahlreichen Hollywood-Stars geprägt, vielen hochbetagten Recken, aber auch ungewohnt vielen jungen Regisseurinnen. Drei von ihnen räumten die Preise in den Nebenreihen "Un certain regard" und für den besten Dokumentarfilm ab. Die 28 Jahre alte Britin Molly Manning Walker bekam die Goldene Kamera für ihren Film "How to Have Sex" über exzessiven Alkoholkonsum junger Briten an der Mittelmeerküste.

Spagat zwischen Autorenkino und Blockbustern

Einmal mehr hatte Cannes den Spagat zwischen Autorenkino und Blockbustern geübt, etwa mit der jüngsten Folge der "Indiana Jones"-Saga, die außer Wettbewerb gezeigt wurde. Dem 80-jährigen US-Schauspieler Harrison Ford wurde nach der Premiere eine Ehrenpalme verliehen, ebenso wie seinem 78-jährigen Kollegen Michael Douglas. Der 86 Jahre alte Ken Loach, dem viele eine Chance auf eine dritte Goldene Palme einräumten, ging mit seinem Film "The Old Oak" am Ende leer aus.

Insgesamt konkurrierten 21 Filme bei den 76. Festspielen an der Côte d'Azur um den Hauptpreis. Den Vorsitz der Jury hatte der schwedische Regisseur Ruben Östlund, der selber bereits zwei Mal die Goldene Palme gewonnen hat. Es war zudem die erste Ausgabe des Festivals unter der Präsidentschaft der deutschen Iris Knobloch, die als ehemalige Managerin des Warner-Konzerns gute Kontakte nach Hollywood hat. (cw/AFP)

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#1 56James35Anonym
  • 28.05.2023, 09:03h
  • Sandra Hüller mag ich sehr.
    Und Swann Arnaud ist einer der besten französischen Schauspieler der jungen Generation (Jahrgang 1981)
    Aber ich bin es leid, Englisch und immer Englisch zu hören.
    Ich bin kein Nationalist, aber Französisch und Deutsch sind doch europäische Sprachen oder etwa nicht?
    Wird der Imperialismus der englischen Sprache zur Verarmung des europäischen Films führen?
    Das befürchte ich.
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#2 LothiAnonym
#3 56James35Anonym

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