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Filmfestival

Das waren die queeren Highlights in Cannes

Neben "Anatomie eines Falls" und "Monster" stellen wir drei weitere sehenswerte Filme vor, die bei den Filmfestspielen in Cannes Premiere feierten und hoffentlich bald auch in deutschsprachigen Kinos zu sehen sein werden.


Szene aus "Strange Way of Life" von Pedro Almodóvar (Bild: Pathé Films)

Es ist noch gar nicht so lange her, dass man Filme mit queeren Figuren bei den Filmfestspielen in Cannes mit der Lupe suchen musste. Und auch heute noch ist es so, dass die Liste der in Frage kommenden Produktionen für die "Queer Palm" nie annähernd so lang ist wie die für den "Teddy" bei der Berlinale (bei beiden Festivals, genauso wie in Venedig, werden die queeren Preise übrigens von unabhängigen Vereinen, nicht von offizieller Seite vergeben). Doch die eine oder andere erfreuliche LGBTI-Entdeckung gab es im diesjährigen Programm dann doch zu machen, auch jenseits der neuen Arbeiten queerer Kino-Altmeister*innen wie Todd Haynes ("May December") oder Catherine Corsini ("Le retour") oder dem ebenso brutalen wie queeren Samurai-Epos "Kubi" von Takeshi Kitano. Wir waren in den vergangenen zwei Wochen an der Croisette unterwegs und stellen hier schon einmal fünf sehenswerte Filme vor, die dort ihre Premiere feierten und hoffentlich bald auch in deutschsprachigen Kinos zu sehen sein werden.

Monster


Szene aus "Monster" (Bild: Festival de Cannes)

Nur auf traditionelle Familienkonzepte und Wertvorstellungen wollte sich der japanische Regisseur Hirokazu Kore-eda noch nie verlassen, der 2018 für seinen wunderschönen Film "Shoplifters" die "Goldene Palme" gewann. Sein neues Werk "Monster" ist nun erneut etwas sehr Besonderes. Ausgehend von einer alleinerziehenden, verwitweten Mutter und ihrem noch nicht ganz jugendlichen Sohn verhandelt er auch in "Monster" verschiedenste, nicht immer funktionale Familiendynamiken, wobei die Geschichte, die zunächst als eine über Mobbing durch eine Lehrkraft beginnt, mehrfach unerwartete Perspektivwechsel vornimmt. Am Ende geht es auch um Homophobie, die Entdeckung des Andersseins, Lebenslügen und die Kurzsichtigkeit (erwachsener) Autorität, was Kore-eda mit der ihm eigenen Leichtigkeit zu einem sehr berührenden, menschlichen und nicht zuletzt hoffnungsvollen Ganzen verwebt, stimmig untermalt von der Musik des kürzlich verstorbenen Ryuichi Sakamoto. Dafür gab es am Ende nicht nur den Drehbuch-Preis der Wettbewerbsjury, sondern auch die "Queer Palm", über die dieses Mal u.a. John Cameron Mitchell und Isabel Sandoval mitentscheiden durften (queer.de berichtete).

Anatomie eines Falls


Szene aus "Anatomie eines Falls" (Bild: Festival de Cannes)

Die "Goldene Palme", einer der wichtigsten Preise der Filmbranche überhaupt, ging in diesem Jahr an "Anatomie d'une chute" der französischen Regisseurin Justine Triet (queer.de berichtete). Sandra Hüller spielt darin eine bisexuelle Schriftstellerin in einem französischen Bergdorf, deren Mann nach einem Fenstersturz stirbt. Ein Unfall scheint es nicht gewesen zu sein, die Indizien für Selbstmord sind dürftig, und so steht sie schließlich als Hauptverdächtige vor Gericht. Triet macht daraus mit leichten Hitchcock-Anleihen weniger einen Thriller als ein genau beobachtetes und vor allem enorm facettenreiches Gerichts- und Beziehungsdrama. Spannend ist das trotzdem jede Minute, nicht zuletzt, weil die Regisseurin ein komplexes Hin und Her zwischen Wahrheit und Wahrnehmung entspinnt und sich ganz auf das (mehrsprachige!) Können ihrer Hauptdarstellerin verlässt. Die Sexualität der Protagonistin wird dabei allerdings bloß am Rande verhandelt.

How to Have Sex


Szene aus "How to Have Sex" (Bild: Festival de Cannes)

Die Entdeckung des diesjährigen Festivals lief in der Nebenreihe "Un Certain Regard": das Langfilm-Regiedebüt der britischen Kamerafrau Molly Manning Walker. Drei Freundinnen aus England, darunter Enva Lewis als die queere Em, machen nach dem Schulabschluss Party-Urlaub in Griechenland und wollen es in jeder Hinsicht so richtig krachen lassen. Doch zwischen Pool in Penis-Form, Animationsprogramm mit Blowjobs auf der Bühne und viel zu viel Alkohol baut sich nicht zuletzt für die sexuell noch unerfahrene Tara (fantastisch: Mia McKenna-Bruce) schnell ein enormer Druck auf, zumal die Frauen auf eine andere Clique aus Großbritannien treffen. Heten-Sex steht hier im Vordergrund, doch das macht die sehr präzise beobachtete Geschichte Manning Walkers kein bisschen weniger spannend. Die lesbische Filmemacherin zeigt sehr genau, wie kompliziert Freundschaftsdynamiken, Gruppenzwang und die Frage nach Einvernehmen sein können, gerade für eine junge Generation, in der Sex zwar einerseits allgegenwärtig und andererseits trotzdem kein immer offen diskutiertes Thema ist.

Un prince


Szene aus "Un prince" (Bild: Festival de Cannes)

Ein Höhepunkt der Sektion "Quinzaine des Cinéastes" und dort auch als bester französischsprachiger Film ausgezeichnet: das neue Werk des französischen Künstlers und Filmemachers Pierre Creton, der in der Vergangenheit häufig doku-fiktional gearbeitet hat und hier nicht zum ersten Mal von schwulem Leben auf dem Land erzählt. "Un prince" erzählt nun – weniger über eine Story als über ungewöhnliche Bilder – auf komplexe und cineastisch anspruchsvolle, aber durchaus auch charmant-schräge Weise von einem jungen Gärtner in der Normandie und den beiden Männern, mit denen er dort eine sexuelle Beziehung eingeht. Ein eigenwilliger, zarter und dabei dezidiert queerer Spielfilm, ganz weit weg vom Mainstream und gerade deswegen ein eindrückliches Kinoerlebnis, in dem der schwule Creton auch selbst mitspielt.

Strange Way of Life

Direktlink | Offizieller Trailer zu "Strange Way of Life"
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Er ist zwar gerade einmal eine halbe Stunde lang, doch kaum ein Film wurde in Cannes mit mehr Spannung erwartet als der schwule Western von Pedro Almodóvar (queer.de berichtete). Beim ersten Screening des Festivals kam es sogar zu tumultartigen Zuständen, weil Festivalbesucher*innen trotz Tickets kein Einlass mehr gewährt wurde. Die verpassten dann, wie der spanische Ausnahme-Regisseur nur einen seiner beiden Hauptdarsteller (nämlich Ethan Hawke) auf der Bühne begrüßte, aber auch all die sexy Jungs im Schlepptau hatte, die in "Strange Way of Life" kleine Auftritte haben, darunter Manu Ríos aus "Elite".

Die Geschichte zweier Männer, die sich 25 Jahre nach einer leidenschaftlichen Affäre im Wilden Westen wieder begegnen und ihre Gefühle füreinander noch einmal aufleben lassen, obwohl sie eigentlich auf anderen Seiten des Gesetzes stehen, hätte das Zeug zu einem gelungenen Langfilm. So bleibt sie allerdings ähnlich flach wie die zu sehr nach HD-Fernsehoptik aussehenden Bilder, und wer bei Almodóvar auf heißen Sex hofft, liegt auch schon lange falsch. Hawke und Pedro Pascal als Lover sind trotzdem eine sexy Angelegenheit, und die Melancholie, die dem vom Modehaus Saint Laurent mitproduzierten Film innewohnt, ist allemal berührend.

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