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Todesstrafe für "schwere Homosexualität"

Ugandas Anti-LGBT-Gesetz: Deutschland "prüft", Niederlande handeln

Als Reaktion auf das drakonische Anti-LGBT-Gesetz in Uganda streichen die Niederlande 25 Millionen Euro Fördermittel. Die Bundesregierung will zunächst "Stimmen der ugandischen Zivilgesellschaft" hören. Aktivist*innen fordern humanitäre Visa.


Protestschild bei einer Kundgebung am 15. April 2023 in München: "Sofort Asyl für alle geflüchteten LGBT*IQ aus Uganda" (Bild: IMAGO / aal.photo)
  • 30. Mai 2023, 05:02h 6 5 Min.

Die Unterzeichnung des drakonischen Anti-LGBT-Gesetzes durch Ugandas Präsident Yoweri Museveni am Montag hat weltweit für Entsetzen gesorgt. Künftig kann in dem ostafrikanischen Land bei "schwerer Homosexualität" die Todesstrafe verhängt werden – dazu zählen unter anderem wiederholte Verurteilungen, Geschlechtsverkehr mit Menschen unter 18 oder über 75 Jahren sowie Missbrauch. Allein die "Bewerbung" von Homosexualität wird mit zehn Jahren Haft geahndet (queer.de berichtete).

Als Reaktion auf das Inkrafttreten des Gesetzes schränken die Niederlande ihre Unterstützung für Uganda ein. Zuwendungen für ein Programm zur Förderung der Rechtsstaatlichkeit in Höhe von 25 Millionen Euro werden ausgesetzt, wie die Nachrichtenagentur ANP am Montag berichtete. Das habe die für Entwicklungszusammenarbeit zuständige Ministerin Liesje Schreinemacher von der konservativ-liberalen Volkspartei für Freiheit und Demokratie entschieden. "Es ist erschreckend, dass Uganda sich definitiv für eine extreme Anti-Homosexuellen-Gesetzgebung entscheidet", erklärte sie. Die Niederlande würden sich weiter aktiv für den Schutz queerer Menschen in Uganda einsetzen.

USA erwägen Sanktionen und Einreisebeschränkungen

US-Präsident Joe Biden forderte die "sofortige Aufhebung des Gesetzes". Niemand solle ständiger Angst um sein Leben oder Gewalt und Diskriminierung ausgesetzt sein. Einige Ugander*innen seien bereits aus ihren Häusern vertrieben oder von ihrer Arbeit entlassen worden. Nun drohten lange Gefängnisstrafen, Gewalt und Missbrauch, so Biden.

Der US-Sicherheitsrat werde die Auswirkungen des Gesetzes auf alle Aspekte des US-Engagements in Uganda neu bewerten, einschließlich des Notfallplans des US-Präsidenten zur Aids-Hilfe sowie des Agoa-Handelsabkommens, das Uganda zollfreien Zugang für Tausende Waren in den US-Markt garantiert. Zusätzlich erwäge er Sanktionen und Einreisebeschränkungen in die USA gegen alle, die an schweren Menschenrechtsverletzungen oder Korruption beteiligt seien, sagte Biden. Die US-Regierung investiert nach eigenen Angaben jährlich knapp eine Milliarde Dollar (umgerechnet etwa 933 Millionen Euro) in Uganda. Ugandas Fortschritte bei der HIV-Bekämpfung seien nun ernsthaft gefährdet, erklärte das UN-Programm für die Bekämpfung der Immunschwächekrankheit Aids (UNAIDS).

Kritik von UN und EU

Das UN-Hochkommissariat für Menschenrechte kritisierte nach der Unterzeichnung durch Museveni, mit dem Vorgehen würden "systematische Verstöße gegen die LGBTQ-Rechte und die Rechte der gesamten Bevölkerung" ermöglicht.

Die EU bedauere die Unterzeichnung des Gesetzes, teilte eine Sprecherin des EU-Außenbeauftragten Josep Borrell mit. Die ugandische Regierung habe die Pflicht, alle ihre Bürger zu schützen und ihre Grundrechte zu wahren. Die EU werde weiterhin mit den ugandischen Behörden und der Zivilgesellschaft zusammenarbeiten, "um sicherzustellen, dass alle Menschen, unabhängig von ihrer sexuellen Orientierung und Geschlechtsidentität, gleich, mit Würde und Respekt behandelt werden".

Die Menschenrechtsorganisation Amnesty International erklärte, die Unterzeichnung dieses "zutiefst repressiven Gesetzes" sei ein "schwerer Angriff auf die Menschenrechte". Auch die Menschenrechtsorganisation Human Rights Watch sprach von einem Verstoß gegen die Rechte "aller Menschen in Uganda".

Kein Wort vom deutschen Bundeskanzler

Auch in der deutschen Bundesregierung stieß die Unterzeichnung des Gesetzes durch Präsident Museveni auf Kritik. Das Auswärtige Amt von Annalena Baerbock (Grüne) verurteilte das Gesetz im Onlinedienst Twitter als "eklatante Verletzung von Menschenrechten". Es verstoße gegen internationale Verpflichtungen und müsse zurückgenommen werden.

Twitter / AuswaertigesAmt
Datenschutz-Einstellungen | Info / Hilfe

Bundeskanzler Olaf Scholz (SPD) äußerte sich bislang nicht zu den Entwicklungen in Uganda. In einer Pressemitteilung verurteilte Entwicklungsministerin Svenja Schulze (SPD) die Unterzeichnung durch Museveni. "Das Anti-Homosexuellen-Gesetz in Uganda verletzt grundlegende Menschenrechte, zu denen sich Uganda verpflichtet hat und die in der Charta der Afrikanischen Union verankert sind", erklärte die SPD-Politikerin am Montag. "Gleichgeschlechtliche Liebe ist kein Verbrechen."

Die Bundesregierung habe in ihren Gesprächen mit der ugandischen Regierung ihre Ablehnung der Gesetzgebung deutlich gemacht und auf den Schaden für den gesellschaftlichen Zusammenhalt und die internationale Reputation Ugandas hingewiesen, so Schulze. Umso bedauerlicher sei, dass der ugandische Präsident das Gesetz nun unterzeichnet habe. "Neben der eklatanten Verachtung der Menschenwürde hat das Gesetz auch Auswirkungen auf die Arbeit internationaler Partner vor Ort, die wir nun gemeinsam prüfen müssen. Dabei ist es mir wichtig, auf Stimmen der ugandischen Zivilgesellschaft zu hören. Wir werden den Austausch mit Betroffenen fortsetzen und uns über unsere Zusammenarbeit weiter für Menschenrechte und eine inklusive Entwicklung einsetzen."

Aktivist*innen fordern humanitäre Visa und Schutzräume

Der Menschenrechtsaktivist und Gründer der queeren Organisation "Let's Walk Uganda" Edward Mutebi forderte die deutsche Bundesregierung zu "harten Konsequenzen" in der Zusammenarbeit mit der ugandischen Regierung auf. Gleichzeitig seien queere Gruppen in Uganda auf Solidarität angewiesen. "Schnelle, unbürokratische Unterstützung von LGBTQI+-Organisationen vor Ort und humanitäre Visa für Menschen in großer Gefahr müssen auf die Tagesordnung", so Mutebi.

Bereits am 12. Mai hatten 80 prominente Stimmen in einem Offenen Brief an die Bundesregierung "200 humanitäre Visa für LGBTQI+ und Menschenrechtsverteidiger*innen sowie Personen unter großem Risiko" gefordert (queer.de berichtete). "Wenn 'feministische Außenpolitik' nicht nur leere Worte bleiben sollen, muss die Bundesregierung das Leben von LGBTQI+ schützen und das Gesetz öffentlich und gemeinsam mit internationalen Partnern verurteilen!", erklärte Mitinitiator Wieland Speck am Montag.

Die Organisation AllOut startete eine Spendenkampagne, um die Kosten für die dringende Umsiedlung mehrerer LGBTI-Gruppen zu decken. Finanziert werden sollen Unterkünfte, Lebensmittel, Medikamente und psychologische Unterstützung. (mize/AFP/dpa)

#1 _Patrick_Ehemaliges Profil
  • 30.05.2023, 10:20h
  • Das Bundesministerium für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung lässt sich wie folgt zitieren:

    >Deutschland zählt zu den wichtigsten Gebern Ugandas. ... Sie fördert eine gute Regierungsführung und die Wahrung der Menschenrechte. Ein besonderes Schwergewicht der Zusammenarbeit liegt auf dem Bereich Flüchtlinge versorgen und integrieren.<

    Da wir bekanntlich mit dem Großteil Europas Entwicklungshilfe leisten und am Ende dieser Hilfe nun die Verfolgung und Vernichtung von queeren Menschen steht, sollten wir uns zuallererst fragen, welchen Schuldanteil wir als Deutschland und Europa tragen und ob wir weiterhin die Ermordung afrikanischer Bürger:innen entwickeln wollen.

    Der letzte Punkt des BMZ erklärt wohl die Beißhemmung und Zurückhaltung. Das Abhalten nichtweisser, nicht christlich geprägter Flüchtlinge übertrumpft traditionell jene Menschenrechte, die wir zuhause lobpreisen. Das lässt sich seit nunmehr 8 Jahren exemplarisch an Libyen und der Türkei beobachten.
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#2 leiseseinAnonym
  • 30.05.2023, 10:21h
  • Macht mich ein bisschen aggressiv, wie die USA sich als beschützerin queerer Menschen aufspielen, als gäbe es in den USA nicht massenhaff übelste anti lgbtqia+ gesetze, tendenz schlimmer werdend... und die Todesstrafe gibts dort auch noch, wenn das so weitergeht haben sicher bald irgendwelche grandiosen politiker*innen die idee, das zusammenzuführen...

    ansonsten erwarte ich von Deutschland eine unmittelbare und direkte, auch finanzielle, Unterstützung ugandischer LGBTQIA+. und die Möglichkeit, auf sicherem flucgtweg(!!!!!) in deutschland asyl zu bekommen. Wird aber natürlich nicht geschehen. wer versuchen sollte, jetzt nach europa zu kommen, wird vermutlich viel eher in der sahara oder im mittelmeer ums leben kommen...
    so eine scheiß welt, von vorne bis hinten.
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#3 goddamn liberalAnonym
  • 30.05.2023, 11:51h
  • Antwort auf #2 von leisesein
  • Zu den USA, dem Hauptbefreier vom deutschen Faschismus: Unterstützung ist immer gut (Der Demokrat Biden kämpft ja auch für unsere Rechte im eigenen Land gegen die reaktionären Republikaner).

    Zu Ungada: Da müssen Fluchtwege geebnet werden.

    Und die deutsche (Außen-)Poilitik muss ihre romantisch-kulturalistischen Rücksichtnahmen abstreifen. Die klerikale Reaktion. für die sich Uganda heute freiwillig entscheidet, ist ein kolonialer Import aus Europa.

    Wir leben im Jahr 2023. Politische (Fehl-)Entscheidungen haben überall Folgen.
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