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Queere Opern-Hommage in Spielfilmform

Mit "Orphea in Love" hat Axel Ranisch einen erkennbar aufwändigen und wertigen Film geschaffen, der zum innovativsten gehört, was das deutsche Kino in letzter Zeit hervorgebracht hat.


Szene aus "Orphea in Love": Heiko Pinkowski als Opernmanager Höllbach (Bild: missingFILMs)

Kein Wunder, dass Nele (Mirjam Mesak) sich immer wieder wegträumt: Die junge Estin arbeitet in einem Münchner Callcenter, und als wäre das noch nicht schlimm genug, wird sie auch noch von ihrer Chefin drangsaliert. Doch ihre Fantasie entführt sie in ein phänomenales Opern-Duett mit ihrem Arbeitskolleg*innen, Lichtwechsel inklusive.

Auf dem Weg zur Oper, wo sie in der Garderobe arbeitet, kommt es zur verhängnisvollen Begegnung mit Kolya (Guido Badalamenti). Nicht nur klaut der Kleinkriminelle ihr Portemonnaie, er stiehlt ihr in einer ganz wunderbaren Tanz-Plansequenz (Kamera: Dennis Pauls) auch das Herz. Sie muss ihn wiedersehen, und ihm geht es genauso.

Ein Film ohne Schubladen

Zumindest die Story von "Orphea in Love" lässt sich so verkürzt, aber einigermaßen treffend beschreiben. Schwieriger wird es mit der Form des Films, denn die entzieht sich gängigen Schubladen und bewegt sich zwischen Liebes-, Musik-, und Opernfilm. Als "Spielfilm mit sehr viel Opernmusik in der Dramaturgie eines Musicals, aber alles in Free Jazz" sei er beschrieben worden, erzählt Regisseur Axel Ranisch in einem Interview mit der "Süddeutschen", und das gefalle ihm ganz gut.

Die Musical-Dramaturgie führt dazu, dass einzelne Szenen wichtiger sind als das große Ganze: "Orphea in Love" besteht aus teilweise fast unabhängig voneinander stehenden Mikrostorys, die sich auch stilistisch stark voneinander unterscheiden, revueartig folgen Tanzeinlagen auf Spielszenen.

Pragmatischer Geschlechterwechsel


Poster zum Film: "Orphea in Love" startet am 1. Juni 2023 bundesweiut im Kino

Dennoch wird die Story vorangetrieben: Nele macht den schön überzeichneten Musik-Manager Höllbach auf ihr Gesangstalent aufmerksam. Doch ein Schicksalsschlag lässt sie vor die Wahl stellen: Soll sie ihre Stimme opfern, um ihren Kolya zu retten?

Der griechische Orpheus-Mythos erhält hier einen Geschlechterwechsel, den Regisseur Axel Ranisch jedoch viel weniger feministisch als pragmatisch verstanden haben will: Er wollte einfach gerne mit Mirjam Mesak zusammenarbeiten. Zurecht, denn die estnische Sopranistin ist nicht nur eine begnadete Sängerin, sondern auch eine überzeugende Darstellerin. Ranisch gibt ihr – und den anderen Sänger*­innen – seine Lieblingsarien, etwa von Puccini, Verdi, Berlioz, Monteverdi oder Catalani, gespielt vom Bayerischen Staatsorchester.

Ein "sehr besonderer Herzensfilm"

Aus Orpheus wird also Orphea, ihr Medium ist der Gesang. Im Tänzer Kolya findet sie einen Seelenverwandten, auch wenn der seine tänzerische Ausdrucksform bislang zu kriminellen Zwecken nutzt. Es ist eine Liebesgeschichte zwischen Traum und Wirklichkeit, garniert mit Kitsch und Witz. Denn "Orphea in Love" funktioniert vor allem deshalb so gut, weil der Film seine Umwelt im genau richtigen Maße und dabei stets liebevoll persifliert.

Axel Ranisch, der Rosa von Praunheim zu seinen Mentoren zählt, hat einen erkennbar aufwändigen und wertigen Film geschaffen, der zum innovativsten gehört, was das deutsche Kino in letzter Zeit hervorgebracht hat. Damit setzt der schwule Regisseur fort, was er mit "Dicke Mädchen" 2011 und "Ich fühl mich Disco" 2013 bereits begann. Ranisch zeigt mit seinem laut Abspann "sehr besonderen Herzensfilm", wie wunderbar sich Oper und Film integrieren und mischen lassen. Es entsteht mehr als die Summe seiner Teile – eine kreative und unterhaltsame Melange, die die übertriebene Sinnlichkeit der Oper mit der kreativen Bildgewalt des Kinos kombiniert. Und damit ein Film, der sowohl Opern- wie Filmfans gefallen wird.

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Infos zum Film

Orphea in Love. Drama. Deutschland 2022. Regie: Axel Ranisch. Cast: Mirjam Mesak, Guido Badalamenti, Ursula Werner, Galeano Salas, Heiko Pinkowski, Ursina Lardi, Christina Große, Serge Dorny, Tim Oliver Schultz, Christian Steiffen. Laufzeit: 107 Minuten. Sprache: deutsche Originalfassung. FSK 12. Verleih: missingFILMs. Kinostart am 1. Juni 2023
Galerie:
Orphea in Love
13 Bilder

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