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Neue Zahlen

Umfrage: Unterstützung für queere Rechte geht zurück

Die Taktik von AfD und Co. scheint aufzugehen: Eine Umfrage zeigt, dass die Akzeptanz von queeren Menschen nachlässt. Es gibt aber immer noch eine deutliche Mehrheit für gleiche Rechte.


Die neue Umfrage zeigt, wie wichtig CSDs nach wie vor sind (Bild: Tobias Möritz / flickr)

  • 1. Juni 2023, 13:29h 23 5 Min.

Eine klare Mehrheit der Deutschen befürwortet die rechtliche Gleichstellung von gleichgeschlechtlichen Paaren. Das geht aus einer internationalen Umfrage hervor, die das Markt- und Meinungsforschungsinstitut Ipsos am Donnerstag – dem Start des Pride-Monats, vorgestellt hat. "Seit 2021 ist die Akzeptanz für die Ehe für alle und Regenbogenfamilien in Deutschland jedoch stark gesunken", erklärte das Hamburger Institut.

Auch in anderen westlichen Ländern wie den USA habe die Unterstützung für LGBTI-Rechte zuletzt merklich nachgelassen. Grund dafür ist offenbar die von den Republikanern angestoßene Kampagne, die sich insbesondere gegen trans Menschen richtet (queer.de berichtete).

62 Prozent der Befragten in Deutschland sind der Meinung, dass gleichgeschlechtliche Paare in Deutschland legal heiraten dürfen sollten – sechs Prozentpunkte weniger als bei der letzten Erhebung vor zwei Jahren. Weitere zwölf Prozent vertreten die Ansicht, dass gleichgeschlechtliche Paare zwar eine Art von rechtlicher Anerkennung erhalten, aber nicht heiraten dürfen sollten. Etwa ebenso viele (13 Prozent) sprechen sich gegen jede Form der Anerkennung aus. In Italien, Großbritannien, Kanada und den USA ist die Akzeptanz von gleichgeschlechtlichen Ehen ebenfalls stark rückläufig. Am niedrigsten ist die Zustimmung unter allen befragten Ländern in der Türkei, wo sich nur ein Fünftel für die Ehe für alle ausspricht.


Am höchsten ist die Unterstützung für die Ehe für alle in den Niederlanden, Portugal und Spanien (Bild: Ipsos)

Immerhin: Über zwei Drittel der deutschen Bevölkerung (68 Prozent) glauben, dass gleichgeschlechtliche Paare mit der gleichen Wahrscheinlichkeit wie andere Eltern erfolgreich Kinder großziehen können. 67 Prozent finden daher auch, dass Homosexuelle bei der Adoption von Kindern die gleichen Rechte haben sollten wie heterosexuelle Paare. 2021 wurde diese Auffassung allerdings von 69 Prozent der Befragten geteilt, vor genau einem Jahrzehnt lag der Wert sogar noch höher (2013: 71 Prozent). Am größten ist die Akzeptanz von Regenbogenfamilien derzeit in Spanien (80 Prozent), am niedrigsten in Polen (33 Prozent) und der Türkei (35 Prozent).

Neben großen geografischen Unterschieden fallen auch Differenzen im Antwortverhalten zwischen Männern und Frauen bzw. jungen und älteren Befragten auf. Während sich Frauen und jüngere Personen vergleichsweise häufig für LGBTI-Rechte aussprechen, wird die Gleichstellung von queeren Menschen von Männern und älteren Befragten deutlich seltener befürwortet.

Zwei Drittel für Schutz von trans Personen vor Diskriminierung

Erstmalig vom Ipsos abgefragt wurden in der Studie die Einstellungen der Menschen gegenüber trans Personen. Die Meinung, dass trans Menschen im eigenen Land noch immer stark diskriminiert werden, findet bei den Deutschen mit 47 Prozent Zustimmung keine Mehrheit. Im Durchschnitt der 30 untersuchten Länder wird diese Ansicht dagegen von 67 Prozent der Befragten geteilt. Zwei Drittel (68 Prozent) sprechen sich in Deutschland grundsätzlich dafür aus, dass trans Personen in Bereichen wie Arbeit und Wohnen sowie beim Zugang zu Restaurants oder Geschäften vor Diskriminierung geschützt werden sollten. Auch hier liegt Deutschland deutlich unter dem globalen Durchschnitt von 76 Prozent – lediglich in Ungarn, Rumänien, Polen und der Türkei ist die Zustimmung noch etwas geringer als hierzulande.

Bei anderen Antidiskriminierungsmaßnahmen gehen die Meinungen noch weiter auseinander. 57 Prozent der Deutschen halten es für richtig, dass trans Menschen die Nutzung von nach Geschlechtern getrennten Einrichtungen wie öffentlichen Toiletten gestattet sein sollte, wenn sie dem Geschlecht entsprechen, mit dem sie sich identifizieren. 28 Prozent stimmen dem nicht zu. Bemerkenswert: Unter allen 30 befragten Ländern bilden die USA und Großbritannien (je 40 Prozent) das Schlusslicht, wo die Rechte und der Schutz von trans Personen in letzter Zeit zu polarisierenden politischen Themen geworden sind.

Ähnlich verhält es sich bei der Frage, ob trans Teenager*innen mit der Zustimmung der Eltern geschlechts-bejahende Behandlungen wie beispielsweise Beratung und Hormonersatztherapie erhalten sollten. Weniger als die Hälfte der amerikanischen (45 Prozent) und britischen (47 Prozent) Bevölkerung würde dies befürworten, lediglich in Ungarn fällt die Zustimmung noch geringer aus. In Deutschland stimmen 56 Prozent dieser Maßnahme zu.

Dass die Kosten für Geschlechtsangleichungen genau wie die Kosten für andere medizinische Verfahren von der Krankenversicherung übernommen werden sollten, finden 50 Prozent der Deutschen richtig, 35 Prozent sind dagegen. Ebenfalls rund die Hälfte (53 Prozent) spricht sich dafür aus, dass von der Regierung ausgestellte Dokumente wie Reisepässe für Personen, die sich nicht als "weiblich" oder "männlich" identifizieren, eine weitere Option erhalten sollten.

Elf Prozent der Deutschen identifizieren sich als queer

Mehr als jeder zehnte Deutsche (11 Prozent) definiert sich selbst als Teil der LGBTI-Community. Davon fühlen sich drei Prozent zum selben Geschlecht hingezogen, weitere vier Prozent sind laut eigener Aussage bisexuell. Jeweils ein Prozent der Bevölkerung beschreibt sich selbst als pansexuell/omnisexuell oder asexuell. Vier Prozent der Bundesbürger*innen geben an, sich nicht als männlich oder weiblich, sondern als transgender, nicht-binär, nicht geschlechtskonform oder genderfluid zu identifizieren.

Der größte Anteil von LGBT+ an der Gesamtbevölkerung findet sich in Brasilien (15 Prozent), Spanien (14 Prozent) und der Schweiz (13 Prozent). In Polen (sechs Prozent), Japan (fünf Prozent) und Peru (vier Prozent) ordnen sich die wenigsten Menschen der LGBTI-Community zu.

Sexuelle und geschlechtliche Vielfalt bei Gen Z am größten

Unter jungen Erwachsenen ist die sexuelle und geschlechtliche Vielfalt dabei deutlich größer als bei älteren Befragten. In Deutschland identifizieren sich 22 Prozent der Gen Z (Jahrgang 1997 und später) als LGBTI. Unter Millennials (1981-1996) und Vertreter*innen der Gen X (1965-1980) liegt dieser Wert bei jeweils zehn Prozent, bei der Generation der Baby Boomer (1946-1964) nur bei fünf Prozent.


(Bild: Ipsos)

Die Ergebnisse stammen aus der Ipsos Global Advisor-Studie "LGBT+ Pride 2023". Bei der Online-Umfrage wurden zwischen dem 17. Februar und dem 3. März 2023 insgesamt 22.514 Personen aus 30 Ländern über das Ipsos-Online-Panel-System interviewt. (pm/cw)

#1 JulianFixAnonym
  • 01.06.2023, 15:08h
  • Zeigt nur eins, dass wir möglicherweise bald vor der Situation stehen, erstmals Debatten zu erleben, die dahin gehen bereits sicher geglaubte Rechte wieder abzuschaffen. Wenn 11 Prozent sich selbst als Queer einschätzen, muss man die von den 62 Prozent abziehen.

    Der Wind dreht sich und er tut es nicht mehr still. Es zieht ein Sturm auf und das Schlimme weltweit.
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#2 Julian_ZAnonym
  • 01.06.2023, 15:25h
  • Antwort auf #1 von JulianFix
  • "möglicherweise bald vor der Situation stehen, erstmals Debatten zu erleben, die dahin gehen bereits sicher geglaubte Rechte wieder abzuschaffen"

    Möglicherweise? Erstmals?
  • Direktlink »
#3 SeraphinaAnonym
  • 01.06.2023, 15:38h
  • Antwort auf #1 von JulianFix
  • Bald? Die Situation ist schon längst da und greift zunächst jegliche gesetzlichen Rechte für Trans an und dann die Rechte für LGB wenn der Rest vom LGBTIQA+ Akronym erfolgreich unsichtbar gemacht wurde. Ich erinnere auch nochmal daran, dass CDU&AFD immer williger sind miteinander zu aliieren und in aktuellen Umfragen eine gemeinsame Mehrheit im Bund hätten.
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