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Polizeibericht
Übergriff am Rande des CSD Hannover: Polizei sucht Zeug*innen
Offensichtlich queerfeindliche Jugendliche haben vor dem Hauptbahnhof in der niedersächsischen Landeshauptstadt eine nichtbinäre Person und einen trans Mann attackiert. Jetzt bittet die Polizei um Mithilfe.
- 1. Juni 2023, 15:44h 3 Min.
- Zu Update springen: Kundgebung am Tatort angemeldet (14.19h)
Die Polizei von Hannover hat am Donnerstagnachmittag einen offensichtlich queerfeindlich motivierten Übergriff vom letzten Wochenende gemeldet, als der CSD in der Landeshauptstadt stattfand: Am Samstag sind demnach eine 18-jährige nichtbinäre Person sowie ein 17-jähriger trans Mann durch zwei bislang unbekannte Täter in der Nähe des Hauptbahnhofs in Hannover-Mitte beleidigt, verletzt und bestohlen worden. Die Polizei sucht Zeug*innen des Vorfalls.
Nach bisherigen Erkenntnissen waren die beiden Teilnehmenden gegen 19.30 Uhr in einer Vierergruppe gemeinsam auf dem Rückweg vom CSD und liefen in Richtung des hannoverschen Hauptbahnhofes. In Höhe des Ernst-August-Denkmals kam es durch zwei bislang unbekannte männliche Personen zu queerfeindlichen Äußerungen. Die 18-jährige Person aus Berlin wurde anschließend geschlagen.
Als der 17-Jährige, der ebenfalls aus der Bundeshauptstadt stammt, zu schlichten versuchte, wurde auch er geschlagen und danach zu Boden geschubst. Hierbei traten ihm die beiden Tatverdächtigen noch mehrmals gegen den Kopf. Dabei fiel ihm das Handy aus der Hosentasche. Die beiden Männer nahmen das Telefon an sich und flüchteten danach zu Fuß in unbekannte Richtung. Der 17-Jährige wurde zur weiteren Behandlung in ein Krankenhaus transportiert.
Täterbeschreibung
Der erste Tatverdächtige ist zirka 18 Jahre alt und schlank. Zum Tatzeitpunkt war er mit einem weißen Kapuzenpullover mit großem Aufdruck, einer dunklen Jeans und weiß-schwarzen Sneakern bekleidet. Sein Komplize ist zirka 16 bis 18 Jahre alt und trug einen schwarzen Kapuzenpullover, eine Jeans mit schwarzem Gürtel und weiße Turnschuhe. Weitere Informationen zur Identität der Verdächtigen teilte die Polizei bislang nicht mit.
Die beiden Angegriffenen waren Teilnehmende des CSD, so dass die Ermittlungen im Kontext queerfeindlicher Hasskriminalität durch den polizeilichen Staatsschutz des Zentralen Kriminaldienstes Hannover geführt werden. Es wurden unter anderem Verfahren wegen gefährlicher Körperverletzung, einfacher Körperverletzung, Diebstahls und Beleidigung eingeleitet.
"Die Polizei Niedersachsen stellt sich entschieden gegen queerfeindliche Hasskriminalität und bietet den Menschen unsere Unterstützung an", versicherte Leon Dietrich, Landeskoordinator für LSBTIQ-Ansprechpersonen bei der Polizei Niedersachsen, anlässlich des Übergriffs. "Als Ansprechpersonen für die Community möchten wir zum öffentlichen Bewusstsein beitragen und Betroffene dazu ermutigen, Vorfälle zu melden und zur Anzeige zu bringen."
Zeug*innen, die Hinweise zur Tat oder den Tätern geben können, werden gebeten, sich beim Kriminaldauerdienst Hannover unter der Telefonnummer (0511) 109-5555 zu melden. (pm/cw)
Update 2.6., 14.19 Uhr: Demo am Sonntag
LGBTI-Aktivist*innen haben für Sonntagabend anlässlich der Tat eine Kundgebung gegen queerfeindliche Gewalt angemeldet. Sie findet um 19 Uhr am Tatort, dem Ernst-August-Platz, statt. "Bringt Fahnen und Demoplakate mit – wir möchten allen Betroffenen zeigen, dass wir zusammenstehen und weiter gegen Gewalt und Diskriminierung kämpfen", so die Aufforderung.
Letzen Samstag wurden zwei junge Menschen auf dem Rückweg vom CSD Hannover von Unbekannten queerfeindlich beleidigt,...
Posted by Andersraum on Friday, June 2, 2023
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Der Landeskoordinator für LSBTIQ-Ansprechpersonen bei der Polizei Niedersachsen, Leon Dietrich, steht bei Bedarf beratend und begleitend unter der Telefonnummer (0511) 109-1076 oder unter der E-Mail Adresse lsbtiq@pd-h.polizei.niedersachsen.de zur Verfügung.

Das sieht immer auf den ersten Blick wie Zufall o.ä. aus. Tatsächlich ist das die sehr typische Form von trans Mann-bezogener Gewalt, über die häufig geschwiegen wird, weil man sich als selbst-schuld betrachtet und oft schämt.
Liebe trans Jungs, sobald ihr männliches Passing habt, befindet ihr euch in einer anderen gesellschaftlichen Klasse des Patriarchats.
Ja, es ist schwer, zu lernen, dass man nicht mehr so schlichten kann und darf wie früher, mit der Wahrnehmung als Mädchen/Frau. Aber es ist eben verboten.
Genau wie die Sache mit dem In-Die-Augen-Sehen auf der Straße. Oder das Auf-Die-Pelle-Rücken bei cis-Frauen, die sich durch euch plötzlich bedroht und bedrängt fühlen.
Wenn ihr männliches Passing bekommt, seid ihr nicht mehr das unsichtbare Nichts, das ihr vor der Transition wart. Ihr werdet ein vollwertiger Mensch und als GEGNER wahrgenommen.
Ich weiß, das dauert, bis man es lernt.
Nein, nicht ihr seid schuld daran, das Patriarchat ist schuld daran. Und über diese Regeln des Patriarchats wird selten gesprochen, weil das Patriarchat uns besonders heute gern erzählen würde, Frauen und Mädchen wären gar nicht "nichts".
In solchen Situation sind sie das aber. Deswegen können Frauen und Mädchen de-eskalieren. Weil sie nicht zählen.
Während es bei übertrieben geschminkten trans Frauen und Mädchen total normal ist, resultierende Gewalt als transfeindlich einzustufen, obwohl auch das oft bloß eine Anpassungsstörung bzgl. patriarchaler Verhaltensnormen ist, ist auch das eine direkte Folge des Transseins, bzw. trans-bedingte Sanktion. Weil gegen Regeln des gesellschaftlich zugeordneten Geschlechts verstoßen wird.
Es sollte mehr Wissen dazu verbreitet werden. Solche Kommunikationsmissverständnisse wären vermeidbar. Bloß beibringen tut es den Leuten niemensch.
Denn was nicht sein dürfte,
darüber darf man nicht reden.
Sehr schade.