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"Schluss mit diesem zwanghaften Minderheitendiktat"
AfD: "Stolzmonat" statt Pride Month
Die AfD hat online den "Stolzmonat" ausgerufen – dabei geht es der Rechtsaußenpartei allerdings nicht um Patriotismus, sondern darum, queeren Menschen eins auszuwischen.

Die AfD will mit der Deutschlandfahne gegen "Regenbogenmist" vorgehen (Bild: Twitter / AfD Thüringen)
- 2. Juni 2023, 10:45h 2 Min.
AfD-Politiker*innen und ihr Umfeld haben angesichts des weltweit am 1. Juni startenden Pride Months eine Gegenaktion ersonnen: Die Partei und ihre Anhänger fluten seit Donnerstag die sozialen Netzwerke mit Bildern, in denen ein schwarz-rot-goldener "Stolzmonat" propagiert wird. Dabei wird die Deutschlandfahne meist in sieben Farben gezeigt, um die Regenbogenflagge zu imitieren. Die Tweets machen außerdem stets deutlich, dass es sich dabei um eine Kampagne gegen den Pride Month handelt, nicht um eine eigenständige Aktion. Gestartet wurde das wohl im Zusammenspiel mit dem ultrarechten Propagandisten "Shlomo Finkelstein".
"Pride Month in die Tonne"
"Schwarz-Rot-Gold ist bunt genug", schrieb etwa der badische Bundestagsabgeordnete Marc Bernhard in einem Tweet – und forderte gleichzeitig, Bundesgebäude nicht mit Regenbogenfahnen zu beflaggen. Die brandenburgische Landtagsabgeordnete Birgit Bessin forderte ein "#Normalisierungsprinzip". Ihrer Meinung nach bestehe das aus: "Mensch sein, Deutsch sein, nett sein" – dem sie "Künstliches+überhöhtes Zurschaustellen der sog. queeren Community" gegenüberstellte.
Der Bundestagsabgeordnete Martin Reichardt aus Sachsen-Anhalt ergänzte: "Schluss mit dem [G]enerve der Regenbogenlobby!" Gewohnt subtil äußerte sich auch Fraktionsvizechefin Beatrix von Storch: "#PrideMonth in die Tonne! Schluss mit diesem zwanghaften Minderheitendiktat. Runter mit der #Regenbogenfahne", schrieb die Berlinerin auf Twitter. In dem sozialen Netzwerk nahmen viele den Hashtag #Stolzmonat auf, um gegen queere Menschen zu polemisieren.
"Worauf ich stolz bin"
Queerer Twitter-Nutzer*innen zeigten sich schockiert über den Hass. Einige versuchten dabei zu erklären, warum ihnen der Pridemonat wichtiger ist als das Deutschlandfahne-Schwenken: "Worauf ich stolz bin: ein sehr schwieriges Coming-Out. Das Überleben einer Konversionsbehandlung samt Konsequenzen. Auf alle queeren Geschwister, die jeden Tag überleben. Auf über 25 Jahre Aktivismus. Worauf ich nicht stolz bin: meine Nationalität", schrieb etwa ein Aktivist.
Twitter / KlemensKetelhutWorauf ich stolz bin: ein sehr schwieriges Coming-Out. Das Überleben einer Konversionsbehandlung samt Konsequenzen. Auf alle queeren Geschwister, die jeden Tag überleben. Auf über 25 Jahre Aktivismus. Worauf ich nicht stolz bin: meine Nationalität. #niewieder #PrideMonth2023
Klemens Ketelhut (@KlemensKetelhut) June 1, 2023
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Die Idee des "Stolzmonats" haben AfD und Co. übrigens aus dem Ausland geklaut: Bereits vor zwei Jahren startete die rechtsextreme FPÖ in Österreich die Kampagne #Pariotenmonat mit Sprüchen wie "Unser Regenbogen hat nur zwei Farben" oder "Zurück zur Normalität". (dk)

(Bild: Twitter)

Wie irre ist es eigentlich, dass eine Lesbe deren Vorsitzende ist und in einer Regenbogenfamilie lebt.