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Diese neuen Serien sorgen für queere Sichtbarkeit
Von Tyler Lawrence Gray als schwuler Schüler in "Wolf Pack" bis zur umwerfenden Dame Harriet Walter als lesbische Elektrotechnikerin in "Silo" – wir stellen fünf neue Serien und ihre queeren Figuren vor.

Tyler Lawrence Gray als schwuler Schüler Harlan Briggs in "Wolf Pack" (Bild: Paramount+)
3. Juni 2023, 07:24h 5 Min. Von
Neue Serien, soweit das Auge reicht. Jede Woche starten auf irgendeinem Sender, einem Streamingdienst oder in einer Mediathek neue Produktionen, und dass längst niemand mehr Zeit hat, all das zu gucken, versteht sich inzwischen von selbst. Aber selbst den Überblick zu behalten, ist kein Kinderspiel mehr. Um zumindest ein wenig Orientierung zu bieten, stellen wir hier aber immerhin mal wieder fünf einigermaßen neue Serien und nicht zuletzt ihrer queeren Figuren vor (hier unsere Tipps vom April 2023).
Poker Face (Sky & Wow)

Hong Chau als lesbische Truckerin Marge in "Poker Face"(Bild: Sky)
Natasha Lyonne mag zwar selbst nicht queer sein, doch ihre Ehrenmitgliedschaft in der LGBTI-Community hat sie dank Rollen in "Weil ich ein Mädchen bin" oder "Orange Is the New Black" längst sicher. Allein ihretwegen würde sich also, wie schon bei "Matrjoschka", das Einschalten lohnen. Doch als eine Art "Mord ist ihr Hobby" oder "Columbo" fürs 21. Jahrhundert macht die von Rian Johnson ("Knives Out") erdachte Serie "Poker Face" ohnehin enorm viel Spaß.
Protagonistin Charlie Cale, eigentlich Kellnerin in einem Casino, hat die nicht immer wünschenswerte Gabe, stets exakt zu wissen, wann ihr Gegenüber lügt. Gepaart mit dem schwer zu unterdrückenden Unwillen, sich aus heiklen Situationen einfach herauszuhalten, führt das dazu, dass Charlie bald auf der Flucht quer durch die USA ist – und nebenbei allerlei Mordfälle aufklärt. Pro Folge ein Fall, um genau zu sein.
Großartige Gaststars geben sich hier die Klinke in die Hand, angefangen mit Adrien Brody und "OITNB"-Kollegin Dascha Polanko in der ersten Episode. Besonders erwähnenswert sind aber natürlich die immer großartige und dank "The Whale" auch endlich Oscar-nominierte Hong Chau als lesbische Truckerin, Coolness-Ikonen wie Chloë Sevigny oder Ellen Barkin sowie queere Prominenz von Lyonnes enger Freundin Clea DuVall über Cherry Jones bis hin zur ebenfalls frisch Oscar-nominierten Stephanie Hsu. Kurzweiliger (und cooler) war in den vergangenen Wochen kaum eine andere Serie!
Tiny Beautiful Things (Disney+)

Clare Pierce (Kathryn Hahn, li.) und ihre queere Tochter Rae (Tanzyn Crawford) in "Tiny Beautiful Things" (Bild: Disney)
Noch so eine Serie, die sich schon allein der Hauptdarstellerin lohnen würde. Hier dreht sich alles um die fantastische Kathryn Hahn, die bereits seit Jahrzehnten dauerpräsent auf Bildschirm und Leinwand ist (unvergessen: die Rabbi-Rolle in "Transparent"), aber erst seit einigen Jahren mit großen Serien-Auftritten etwa in "I Love Dick" oder "WandaVision" so richtig auftrumpfen darf.
Auch in dieser Miniserie von Liz Tigelaar ("Little Fires Everywhere") spielt Hahn groß auf und ringt als Frau in der Midlife-Krise mit unerfüllten Schriftstellerinnen-Träumen, ihrer Ehe und nicht zuletzt dem noch immer nicht verwundenen frühen Tod der Mutter (Merritt Wever, noch so eine großartige und viel zu unbekannte Schauspielerin). Die arg großzügig portionierte Rührseligkeit der Geschichte macht sie so beinahe komplett wett – und dass Tanzyn Crawford als queere Tochter im Highschool-Alter ihre ganz eigene, recht klischeefreie Storyline bekommt, ist eine zusätzliche Freude.
Silo (AppleTV+)

Sheriff Juliette Nichols (Rebecca Ferguson, li.) und die lesbische Martha Walker (Harriet Walter) in "Silo" (Bild: AppleTV+)
Zugegeben, in "Silo" steht Queerness wahrlich nicht im Fokus. Dass die Serie hier trotzdem aus vollstem Herzen empfohlen wird, hat zwei Gründe. Zum einen ist sie richtig gut und lässt einen dank geschickt aufgebauter Atmosphäre bald vergessen, dass das Grundszenario (nach der Apokalypse haben sich die Überlebenden unterirdisch ein neues Gesellschaftssystem aufgebaut) irgendwie altbekannt wirkt.
Und zum anderen wird die queere Nebenfigur, für die hier Platz ist, von der immer umwerfenden Dame Harriet Walter verkörpert. Die Britin, zuletzt unter anderem in "Patrick Melrose", "Succession", "Killing Eve" und als Mutter von Ben Whishaw in "This Is Going to Hurt" zu sehen, spielt eine Elektrotechnikerin, die seit der Trennung von ihrer Frau die eigenen vier Wände nicht mehr verlässt. Eine unerlässliche Stütze für die gleichsam sehenswerte Rebecca Ferguson als Sheriff wider Willen ist sie trotzdem. Düster, spannend und toll gespielt – um aus der Masse neuer Serien herauszustechen, reicht das allemal.
Wolf Pack (Paramount+)
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Bester Grund, bei "Wolf Pack" einzuschalten, ist natürlich Sarah Michelle Gellar. Die "Buffy"-Ikone meldet sich aus einer fast zehnjährigen Schauspielpause zurück (von Mini-Auftritten abgesehen) – und das dann auch noch mit einer Serie, die Teenage-Sorgen mit Übersinnlichem und Horror-Elementen vereint.
Dieses Mal geht es, der Titel deutet darauf hin, um Werwölfe, die im Zuge eines verheerenden Waldbrands in Kalifornien aufgescheucht werden. Die Highschool-Kids stehen dabei im Fokus, darunter auch Tyler Lawrence Gray als schwuler Schüler, der erfreulicherweise kein Kind von Traurigkeit ist. Dass die Serie, die auf dem gleichnamigen Jugendbuch basiert, vom schwulen TV-Produzenten und -Autor Jeff Davis entwickelt wurde, der auch schon für "Criminal Minds" oder "Teen Wolf" verantwortlich war, ist dabei für die Queerness der Geschichte durchaus förderlich. Aber eine kleine Warnung muss trotzdem sein: Wer hier ein Serien-Vergnügen auf dem Niveau von "Buffy – Im Bann der Dämonen" erwartet, wird dann leider doch enttäuscht.
Beschütze sie – The Last Thing He Told Me (AppleTV+)

Aisha Tyler spielt die lesbische Jules in "Beschütze sie – The Last Thing He Told Me" (Bild: AppleTV+)
Apropos Enttäuschung: Das Serien-Comeback von Jennifer Garner ist leider auch nicht wirklich gelungen. Hier erfährt sie als Holzbildhauerin nach dem Verschwinden ihres Mannes (Nikolaj Coster-Waldau), dass der vermutlich nicht der war, für den sie ihn hielt, weswegen sie sich gemeinsam mit der bockigen Stieftochter (Angourie Rice) auf die Suche nach der Wahrheit macht. Was so tut, als wäre es ein Thriller, ist in Wirklichkeit ein lahmes und pathetisches Familiendrama, dessen Dialoge so banal sind, dass Garner ihnen schauspielerisch vollkommen hilflos gegenübersteht.
Für ein paar dringend nötige Energieschübe sorgt die erfrischende Aisha Tyler als lesbische beste Freundin der Protagonistin, doch allzu viel zu tun bekommen sie und ihre Partnerin in dieser Geschichte leider nicht. Also lieber gar nicht erst anfangen mit dieser Serie, sondern stattdessen nochmal Garner in ihrer früheren Paraderolle in "Alias" angucken. Davon sind nämlich alle fünf Staffeln bei Disney+ verfügbar.

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