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Dirk Hilbert
Dresden: Peinliche Rede des Oberbürgermeisters zum CSD-Auftakt
Beim CSD-Empfang in Dresden forderte Oberbürgermeister Dirk Hilbert "Respekt" für seinen eigenen "Lebensentwurf": Der FDP-Politiker hat sich vor einer Woche von seiner langjährigen Ehefrau getrennt, weil er eine neue Freundin hat.

Der FDP-Politiker Dirk Hilbert ist seit 2015 Oberbürgermeister von Dresden (Bild: IMAGO / xcitepress)
- 4. Juni 2023, 07:21h 3 Min.
Zum ersten Mal nahm Dresdens Oberbürgermeister Dirk Hilbert (FDP) am Samstag an einer CSD-Veranstaltung teil, doch sein Grußwort beim Empfang zum 30. CSD im Parkhotel sorgte im Publikum vor allem für beschämende Blicke und Kopfschütteln. Denn statt über LGBTI-Rechte sprach Hilbert vor allem über sich selbst und sein Liebesleben.
Am vergangenen Wochenende hatte Hilberts langjährige Ehefrau, die Opernsängerin Su Yeon, die Trennung von ihrem Mann in sozialen Medien öffentlich gemacht. Grund ist eine andere Frau. Hilbert bestätigte, sich neu verliebt zu haben. Später wurde bekannt, dass der Oberbürgermeister im April zusammen mit seiner neuen Geliebten nach Australien gereist war und dort auch dienstliche Termine absolvierte. Im Stadtrat wurde ihm daraufhin vorgeworfen, dienstliche und private Interessen zu vermischen.
Hibert fordert "Respekt" für seine neue Liebe
Gleich zu Beginn seiner Rede beim CSD-Empfang wies Hilbert darauf hin, dass es beim Christopher Street Day ja um Liebe gehe. "Als hätte ich es geplant", lächelte der Oberbürgermeister und sprach von nun an fast ausschließlich über seine neue Beziehung, für die er von den Anwesenden "Respekt" verlangte. "Ich wünsche mir, dass alle respektieren, dass im Leben auch mal Änderungen passieren können, dass man sich auf neue Wege aufmacht, sich neu verlieben kann", wird der OB von der "Sächsischen Zeitung" zitiert.
Hilbert konnte sich zudem die Bemerkung nicht verkneifen, dass er auch Dresdens CSD-Chef Ronald Zenker mal "unter anderen Umständen" kennengelernt habe – der Vereinsvorsitzende war früher mit einer Frau und ist heute mit einem Mann verheiratet. "Und das passiert auch im Leben eines Oberbürgermeisters", erklärte der FDP-Politiker. "Es wäre schön, wenn die Stadtgesellschaft das auch mit großer Aufgeschlossenheit aufnehmen würde und nicht immer wieder versucht, Skandalisierungen hineinzubringen."
Zu dem Vorwurf, Dienstliches und Privates vermischt zu haben, meinte Hilbert: "Für wie bescheuert halten Sie mich, an dieser Stelle banale Fehler zu machen und nicht darauf zu achten, dass alles ganz sauber und ordnungsgemäß gelaufen ist? Was Dienstreisen anbetrifft, da können Sie sicher sein, dass der Oberbürgermeister schon mit einer gewissen Lebenserfahrung ausgestattet ist, um so etwas entsprechend nicht zu machen." Er wünsche sich eine "offene, tolerante Stadtgesellschaft, die alle Lebensentwürfe respektiert".
"Affront für queere Menschen"
Gegenüber der "Sächsischen Zeitung" nannte ein*e Teilnehmer*in des CSD-Empfangs das OB-Grußwort einen "Affront für queere Menschen". Auch CSD-Organisator Zenker zeigte sich irritiert. "Ich habe während der Rede dem Techniker gesagt, dass ich vielleicht ein Mikro brauche, um einzugreifen", meinte er gegenüber dem Regionalblatt. Den "Dresdner Neuesten Nachrichten" sagte Zenker etwas diplomatischer: "Die Verbindung zum CSD war für uns nicht ganz nachvollziehbar, aber wir verstehen seine emotionale Situation und halten das für menschlich verständlich."
Der CSD Dresden findet in diesem Jahr zum 30. Mal statt und steht unter dem Motto "100% Mensch. Ohne Wenn und Aber!". Höhepunkt ist die Demonstration am Samstag, den 10. Juni 2023, die um 12 Uhr am Terrassenufer beginnt. (mize)

>> for pride month this year can straight people focus less on "love is love " and more on "queer and trans people are in danger" <