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Polizeibericht
Berlin: Reizgas-Angriff auf queere Bar
In Prenzlauer Berg beleidigten zwei Männer Gäste der Bar und versprühten später Reizgas im Innenraum. Zwei Personen wurden verletzt.
- 4. Juni 2023, 12:08h 3 Min.
- Zu Update springen: Stellungnahme der angegriffenen Bar Tipsy Bear (5.6.)
Erneut meldet die Berliner Polizei gegenüber der Öffentlichkeit einen Fall queerfeindlicher Gewalt, bei dem in der Nacht zum Sonntag zwei Männer Gäste laut Polizeibericht homophob beschimpften und zwei Personen durch den Einsatz von Reizgas verletzten.
Gegen 2.20 Uhr wollten der Meldung zufolge zwei unbekannte Männer eine Bar in der Eberswalder Straße betreten. Ein Mitarbeiter habe die Männer im Eingangsbereich darauf hingewiesen, dass es sich um eine Bar für queere Menschen handele, woraufhin sich ein lautstarker Streit entwickelt habe, in dessen Verlauf sich die Männer abfällig gegenüber den Gästen geäußert hätten.
Später hätten die Männer die Lokalität schlussendlich verlassen, seien aber kurze Zeit später wieder zurückgekehrt. Dann versprühten sie laut Polizei unvermittelt Reizgas im Innenraum und beleidigten die Gäste homophob. Anschließend flüchteten die Angreifer in Richtung des U-Bahnhofs Eberswalder Straße.
Zwei Personen verletzt
Ein 25 Jahre alter Angestellter der Bar sowie ein 34-jähriger Gast wurden durch das Reizgas verletzt und mussten von der Besatzung eines Rettungswagens versorgt werden, so die Polizei. Eine weitergehende Behandlung im Krankenhaus sei nicht erforderlich gewesen.
Der Polizeiliche Staatsschutz beim Landeskriminalamt hat die weiteren Ermittlungen übernommen. Dieser Vorgang ist bei vermuteter Hasskriminalität in der Bundeshauptstadt üblich. Weitere Angaben zu den beteiligten Personen machte die Polizei, wie auch sonst in Erstmeldungen, nicht.
Sowohl Polizei als auch Staatsanwaltschaft in der Hauptstadt verfügen über eigene Ansprechpartner*innen für LGBTI. Die Behörden machen mögliche Hassverbrechen aufgrund der sexuellen Orientierung oder Geschlechtsidentität gezielt in ihren Berichten publik und melden diese daher vergleichsweise häufig der Öffentlichkeit. (pm/cw)
Update 5.6., 11h: Stellungnahme der angegriffenen Bar Tipsy Bear
Die Bar Tipsy Bear hat am Sonntagabend auf ihrer Facebook- und Instagram-Seite eine englischsprachige Stellungnahme zu dem "homophoben Hassverbrechen" veröffentlicht. Dass keine Person bleibende körperliche Schäden davongetragen habe, mache die Situation nicht weniger ernst. Man wende sich an die Öffentlichkeit, um das Bewusstsein zu schärfen, dass queere Räume in den vorherrschenden cishetero, patriarchalischen und rassistischen Strukturen nicht so sicher sind, wie sie sein sollten. "Wir müssen wachsam bleiben, gut aufeinander aufpassen und Wandel fordern."
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Posted by Tipsy Bear on Sunday, June 4, 2023
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Laut der Stellungnahme habe das Personal zwei Personen vor Ladenschluss den Einlass aufgrund des Eindrucks verwehrt, "dass sie sich dem Raum nicht respektvoll näherten". Diese hätten einen Streit angefangen und wären kurze Zeit später mit zwei Freunden erneut in das Lokal gegangen. Von hinter der Bar aus habe das Personel versucht, "zu deeskalieren und sie zum Verlassen zu bewegen. Dann wurde das Personal mit homophoben Slurs beschimpft. Eine Person griff das Personal illegal mit Pfefferspray über die Theke an." Danach seien die Angreifer geflüchtet. "Wir sind dankbar, dass die Polizei und ein Krankenwagen schnell reagierten und Unterstützung leisteten. Und wir sind besonders für unsere Gäste dankbar, die uns die ganze Nacht über geholfen haben."
Es sei eine "grausame Ironie", aber auch "keine Überraschung", dass die Attacke zum Start des Pride-Monats erfolge, so die Bar weiter. Faschisten würden hier und auf der ganzen Welt stärker. "Konservative Politiker dämonisieren Drag-Räumlichkeiten und bombardieren unsere Trans-Geschwister mit entmenschlichenden Maßnahmen", so die Bar mit vielen Drag-Darbietungen. "Mit Pride haben wir uns sichtbar gemacht und stehen ein für unsere Vielfalt, Schönheit, Freude und Wut. Jetzt gibt es die, die wünschen, wir wären wieder unsichtbar. Aber wir werden weiterexistieren und Räume schaffen für unsere Sicherheit, unsere Selbstbestimmung, unsere Solidarität." (cw)
