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Szymon Marciniak
"Wir stehen auf gegen Juden und Homosexuelle": Star-Schiri in der Kritik
Szymon Marciniak war Redner auf einer Veranstaltung eines rechtsextremen Politikers, der gegen jüdische und queere Menschen Stimmung macht. Der Referee beteuert aber, nichts von der Identität des Organisators gewusst zu haben.

Szymon Marciniak soll trotz des Vorfalls das Champions-League-Finale pfeifen (Bild: IMAGO / Newspix)
- 5. Juni 2023, 10:54h 3 Min.
Der polnische Star-Schiedsrichter Szymon Marciniak pfiff das Finale der Herrenfußball-WM 2022 in Katar und soll am Samstag das Champions-League-Finale Manchester City gegen Inter Mailand in Istanbul leiten. Der 42-Jährige wurde erst im Januar als bester Referee der Welt ausgezeichnet. Doch sein Engagement für den antisemitischen und homophoben Politiker Sławomir Mentzen von der Partei Konfederacja ließen in den letzten Tagen Zweifel an seiner Eignung aufkommen. Der europäische Fußballunion Uefa hält trotzdem an ihm fest.
Dem Unparteiischen wird vorgeworfen, am 29. Mai auf eine Veranstaltung in Kattowitz aufgetreten zu sein, die von Mentzen organisiert worden war. Das Event trug den Namen "Everest" und war als Netzwerktreffen mit anschließendem gemeinsamen Bietrinken beworben worden. Der in sozialen Medien sehr präsente Rechtsextremist prahlte damals auf seiner Instagram-Seite darüber, dass er den Star-Referee gebucht habe: Ich konnte ich in letzter Minute einen Mann zum 'Everest' locken, der zweifellos die Spitze seines Feldes erreicht hat."
Mentzen ist berüchtigt für seine antisemitischen und queerfeindlichen Ausbrüche. Das Wahlprogramm seiner Partei fasste er etwa laut Medienberichten 2019 mit den Worten zusammen: "Wir stehen auf gegen Juden, Homosexuelle, Abtreibung, gegen Steuern und die Europäische Union." Zudem brachte der Bierunternehmer als Reaktion auf "Black Lives Matter" ein Bräu mit dem Namen "White IPA Matters" heraus.
Marciniak distanziert sich von Rassismus und Co.
Nachdem das Engagement des Schiedsrichters in Polen auf Kritik gestoßen war, nahm die Uefa Ermittlungen auf. Der Referee habe ausgeführt, dass er über den Hintergrund der Veranstaltung keine Kenntnis gehabt habe und in die Irre geführt worden sei, teilte die Fußballunion mit. Wäre ihm der rechtsextreme Hintergrund bewusst gewesen, hätte er die Einladung "kategorisch" abgelehnt. Auf Instagram beteuerte Marciniak bereits am Donnerstag: "Ich distanziere mich stets von Anzeichen des Rassismus, Antisemitismus und dem Fehlen von Toleranz." Er habe nie eine politische Partei unterstützt, so der Referee weiter.
Der Uefa reichte diese Entschuldigung aus. Marciniak darf weiterhin das Finale am Samstag leiten.
Die Affäre um Marciniak schlug am Wochenende hohe Wellen, internationale Medien wie CNN berichteten darüber. Marciniak erhielt dabei viel Rückendeckung aus Polen, etwa von Sportminister Kamil Bortniczuk oder dem früheren polnischen Spitzenfußballer Zbigniew Boniek. Der polnische Sportjournalist Tomasz Urban verteidigte Marciniak im "Spiegel" (Bezahlartikel): Der Referee habe bei dem rechten Treffen nur von seiner sportlichen Laufbahn erzählt, so Marciniak. Außerdem sei er der erste Schiedsrichter in Polen gewesen, der 2019 eine Partie wegen rassistischer Zwischenrufe aus dem Publikum unterbrochen habe. (dk)
