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- 04. April 2006 3 Min.
Wie wirken eigentlich Rush & Co.? Zur Premiere des Poppers-Handbuchs ein paar biologische und medizinische Fakten.
Von Dennis Klein
Jeder dritte Schwule in Deutschland schnüffelt Poppers zumindest gelegentlich, fand die letzte Bochow-Studie heraus. Daran ist nichts Verwerfliches: Ein halbwegs gesunder, nüchterner Mensch hat von Poppers nichts zu befürchten außer den gelegentlichen Kopfschmerzen, die sich sowohl bei Überdosierung als auch beim Schnüffeln aus alten Flaschen einstellen können. Gefährlich wird die Sex-Droge jedoch, wenn das Herz geschädigt, der Kreislauf gestört oder man andere verschreibungspflichtige Medikamente oder Drogen intus hat. In diesem Fall kann der Popperskonsum im Krankenhaus enden.
Wie wirkt die "Sex-Droge" genau? Bekannt ist: Die Blutgefäße erweitern sich wie bei allen Nitriten, die weiche Muskulatur wird entspannt. Diese sanfte Muskulatur umschließt die Blutgefäße im Körper. Wenn sie sich entspannt, erweitern sich die Gefäße und müssen mit mehr Blut gefüllt werden. Der Blutdruck fällt dadurch extrem schnell ab: Bei gesunden Menschen sinkt er - abhängig von der Tagesform - in weniger als einer Minute von 120 zu 80 auf 100 zu 60. Wissenschaftlichen Untersuchungen zufolge fällt der Blutdruck bereits zehn Sekunden nach dem Schnüffeln ab und erreicht nach 30 Sekunden sein Tief. Danach erholt er sich wieder und kehrt nach wenigen Minuten zu seiner Ausgangslage zurück. Die Senkung des Blutdrucks führt sofort dazu, dass das Herz schneller schlägt, um den Verlust an Druck auszugleichen.
Das schneller fließende Blut gibt dann den meisten Poppers-Schnüfflern ein wohliges Gefühl, man wird ein bisschen schwindlig und bekommt ein erhöhtes Berührungs- und Geschmacksgefühl. Bei sexuellen Aktivitäten gibt es einen echten "rush", das Gefühl der Geilheit potenziert sich, man ist "nur noch Schwanz oder Arsch", wie ein User beschreibt. Dieser Effekt dauert allerdings nur einige Minuten an, wodurch viele bei einem Fick öfter inhalieren, um so die Lust und Aktivität zu steigern.
Ein Vorteil von Poppers: Auch der Analsex wird dadurch einfacher, da sich der Schließmuskel ebenfalls erschlafft und dadurch der Schwanz des Partners leichter eindringen kann. Daher können Rush & Co. vor allem für Anfänger, die panische Angst vor Analsex haben, sehr entspannend sein. Da es den Muskel nicht nur betäubt wie so manches Analspray, kann es auch nicht so leicht zu einer später schmerzhaften Überspannung des Muskels kommen.
Grund für diese Reaktion: Man atmet durch Poppers Stickstoffmonoxid (NO) ein, das sich in Verbindung mit Hämoglobin, dem roten Blutfärbemittel, zu Methämoglobin verwandelt. Dadurch senkt sich der Kalziumspiegel innerhalb der Muskelzelle, was die Muskulatur erschlaffen lässt. Denn Kalzium ist wichtig, um die Muskelspannung aufrecht zu erhalten.
Poppers kommt damit einem echten Aphrodisiakum recht nah. Allerdings nicht in dem Sinne, dass es Lust auf Sex macht. Die Geilheit muss bereits vorhanden sein. Das Schnüffeln von Rush & Co. kann sie nur steigern.
Dieser Text ist ein Auszug aus dem neuen Buch "Poppers. Das Handbuch zur schwulen Sexdroge", das vom queer.de-Team geschrieben wurde und Ende März im Himmelstürmer Verlag erschienen ist.
Eine öffentliche Buchpremiere "mit Quiz und 'Verkostung'" findet am Dienstag, den 4. April in Kölns schwuler Cruising-Bar "Midnight Sun" (Richard-Wagner-Str. 25) statt. Beginn ist um 19 Uhr, der Eintritt ist frei.
4. April 2006
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Mehr zum Thema:
» Interview mit Ralf König: Die Männer gehen, das Poppers bleibt
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Dass ihr da für eine durchaus nicht ungefährliche, potentiell gehirnschädigende und womöglich krebsfördernde Chemikalie werbt, die aus gutem Grund in Deutschland nicht legal verkauft werben darf, lasst ihr lieber unter den Tisch fallen.
Man weiß also, was von diesem Buch zu halten ist: Eine oberflächlich zusammenkopierte Werbebroschüre (vielleicht noch mit Link zu einem Sponsor?) anstatt eines objektiv-kritischen Sachbuchs. Die Ausgabe werde ich mir getrost sparen.