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Schlagerstar

Jürgen Marcus wäre heute 75 Jahre alt geworden

Er war einer der der größten Schlagerstars des letzten Jahrhunderts. Der 2018 verstorbene Jürgen Marcus outete sich erst zum Ende seiner Karriere.


Jürgen Marcus trat 1976 in Den Haag beim Eurovision Song Contest an (Bild: Rob Mieremet / Anefo / wikipedia)
  • 6. Juni 2023, 10:36h 6 2 Min.

Mit Hits wie "Ein Festival der Liebe", "Eine neue Liebe ist wie ein neues Leben" und "Ein Lied zieht hinaus in die Welt" eroberte Jürgen Marcus in den Siebzigerjahren die Herzen der Schlagerfans. Der in Herne geborene Sänger starb bereits 2018 an den Folgen von COPD, einer chronischen Erkrankung der Lunge (queer.de berichtete). Am 6. Juni wäre er 75 Jahre alt geworden.

Der als Jürgen Beumer geborene Star, ein gelernter Maschinenschlosser aus Herne, war Dauergast in der ZDF-Hitparade. Insgesamt 36 Mal trat er in der ursprünglich von Dieter Thomas Heck moderierten Show auf, die in Westdeutschland bis zu 20 Millionen Zuschauer*innen erreichte – ein Wert, den heute höchstens Spiele der deutschen Fußballnationalmannschaft schaffen. 1976 nahm er mit dem französischsprachigen Lied "Chansons pour ceux qui s'aiment" für Luxemburg am Eurovision Song Contest teil und erreichte Platz 14. 1973 und 1975 hatte er sich auch im deutschen Vorentscheid versucht, allerdings ohne Erfolg.

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In den Achtzigerjahren ging es mit der Karriere steil bergab: Sein Heile-Welt-Schlager war mit dem Aufkommen der Neuen Deutschen Welle nicht mehr gefragt. Marcus versuchte vergeblich, mit Chansons oder englischsprachigen Titeln an alte Erfolge anzuknüpfen.

Coming-out 1991

Nachdem es still um ihn wurde, outete sich Marcus 1991 in der "Bild am Sonntag". Dabei handelte es sich aber keineswegs um ein stolzes Coming-out. Der Artikel "Die Beichte des Jürgen Marcus" drehte sich vielmehr über Horrorgeschichten wie Alkoholmissbrauch, Erpressung und Aids-Angst.

Direktlink | In der Filmkomödie "Blau blüht der Enzian" durfte Jürgen Marcus in ein Festnetztelefon singen
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Der Sänger machte auch deutlich, dass er kein schwules Aushängeschild sein wollte, auch weil er seine sexuelle Orientierung nur schwer mit seinem katholischen Glauben in Einklang bringen konnte. Das führte etwa dazu, dass er sich öffentlich gegen die Gleichbehandlung von Schwulen und Lesben im Ehe-Recht aussprach – und gleichgeschlechtliche Paare, die heiraten wollen, in der "Bild"-Zeitung als "lächerlich" bezeichnete. "Nikolaus und ich haben uns mit dem Herzen verpflichtet", so Marcus damals. "Man sollte Respekt haben vor der christlichen Institution der Ehe. Heiraten sollte nur, wer zusammen Kinder haben möchte – und haben kann!", tönte er damals. Seit 1995 war Marcus mit seinem Manager Nikolaus Fischer liiert.

Direktlink | "Eine neue Liebe ist wie ein neues Leben" hielt sich 1972 insgesamt 15 Wochen in den deutschen Top Ten
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Schlager-Kollege Michael Holm gab erst vor wenigen Tagen in der "Bild am Sonntag" zu verstehen, warum es im Schlagergeschäft einst schwer war, offen homosexuell zu sein: "Es herrschte im Showgeschäft [...] ein viel rauerer Ton. Machotum mit offenem Sexismus, verbale Gewalt und Homophobie waren so allgegenwärtig wie der Qualm der Zigaretten, die sich jeder ständig und überall ansteckte." (dk)

#1 _Patrick_Ehemaliges Profil
  • 06.06.2023, 12:23h
  • Der heterosexuelle Bernd Clüver singt in den 70ern den ersten deutschen Schlager mit schwulem Inhalt: Mike und sein Freund. Stellt sich damit wissentlich ins Zentrum eines karrierevernichtenden Sturms aus Hass, Ausladung, Ächtung und Zensur.

    Der schwule Jürgen Marcus, lebt ein Leben in Lüge, richet als Christ seine Religion gegen sich selbst und als Waffe gegen andere Menschen, befeuert Anfang der 90er die AIDS-Angst und würdigt in der krassen Öffentlichkeit Homosexuelle herab, die den Wunsch nach rechtlicher Gleichstellung formulieren.

    Ich muss nicht lange überlegen, wem mein Respekt gilt.
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#2 StaffelbergblickAnonym
  • 06.06.2023, 13:26h
  • Antwort auf #1 von _Patrick_
  • Ich empfinde Deinen Beitrag als irritierend und arrogant.
    1977 singt Bernd Clüver das gecoverte "Under the roof" von ´"The Rubbetts". "Bernd und sein Freund" durften damals in der "ZDF-Hitparade" und in "Disco" nicht gespielt werden. Die "ZDF-Hitparade" hatte damals Reichweiten von ca 20 Millionen Zuschauern und war damit exponiert für den deutschen Schlager, denn mittlerweile hatte sich ein Großteil der Jugendlichen eher dem Rock zugewandt. Elmar Kraushaar beschreibt in "Rote Lippen", dass damals Bernd Clüver überall bestätigen musste "nicht so zu sein" usw. Das wäre damals Jürgen Marcus ebenso passiert. Die Frage ist auch, ob Jürgen Marcus das Stück überhaupt angeboten wurde. Vielleicht wurde ihm das Stück gar nicht angeboten, weil das Management wußte, was das bedeuten könnte.
    Wie er sein Leben gelebt hat .. ist seine Sache. Insbesondere 1977.
    Ich empfinde es immer wieder sehr fragwürdig, wenn mit unseren aktuellen Auffassungen, Maßstäben Menschen beurteilt werden, die inzwischen tot sind und auch unter anderen Bedingungen leben mußten.
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#3 RigolettoAnonym
  • 06.06.2023, 16:35h
  • Antwort auf #1 von _Patrick_
  • Was für ein despektierlicher Kommentar!

    Hast Du in den 70/80/90ger Jahren gelebt, dass du beurteilen kannst, wie die Lebensituation für LGBTIQ*-Menschen war, besonders für solche, die in der Öffentlichkeit standen?

    In einer Zeit, als der § 175 noch Gültigkeit hatte, wenn auch in abgeschwächter Form. In der man Angst haben mußte, wenn man aus einer Schwulenkneipe kam, an der nächsten Ecke von Halbstarken verprügelt zu werden. Wo man sich Gespräche von Kollegen anhören mußte, dass sie Ihre Söhne auf die Straße setzen würden, sollten die sich als schwul outen, u.s.w. ...

    Und ja, die Aids-Angst war 1991 durchaus berechtigt, bedeutete diese Diagnose den sicheren Tod. Da steckte die Therapie gerade mal in den Anfängen, ein Erfog absolut unsicher. Sicher waren nur unsägliche Nebenwirkungen, die du deinem ärgsten Feind nicht wünschst.

    Ein coming out des Jürgen Markus hätte für Ihn vermutlich den Untergang bedeutet, denn als gefallener, schwuler Star hätte der auch als Maschinenschlosser kein Bein mehr auf den Boden bekommen.

    Die Situation, wie sie damals im Showgeschäft herrschte, ist ja im letzten Absatz den Artikels durch ein Zitat von Michael Holm beschrieben worden. Aber das hast du geflissentlich übersehen.

    Jürgen Markus Aussagen zur Ehe für Alle teile ich nicht, aber wir leben in einem Land, in dem Meinungsfreiheit herrscht (die du ja auch für dich in Anspruch nimmst) und da ist auch diese Meinung erlaubt. Wenn jemand von Kind an durch die katholische Kirche indoktriniert wurde, wie das damals der Fall war, kommt da nicht jeder so leicht wieder raus.

    Ein bischen mehr Respekt gegenüber den Menschen, die in den für uns so schwierigen Zeiten gelebt haben, wäre angebracht.
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