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Studie aus Österreich

Queeren Menschen geht es gesundheitlich schlechter als der Gesamtbevölkerung

Neun von zehn queeren Menschen haben in Österreich Diskriminierung erfahren. Das wirkt sich auf die Gesundheit aus.


In der queeren Community fühlen sich weniger Menschen gesund als in der Gesamtbevölkerung (Bild: freepik.com)
  • 7. Juni 2023, 14:24h 3 3 Min.

Nur 60 Prozent der queeren Personen bezeichnen ihren Gesundheitszustand als gut oder sehr gut; in der Gesamtbevölkerung sind es 74 Prozent. Das zeigt der erste österreichische LGBTIQ+-Gesundheitsbericht (PDF), den Sozial- und Gesundheitsminister Johannes Rauch (Grüne) und Projektleiterin Sylvia Gaiswinkler vom dem Ministerium unterstellten Forschungsinstitut GÖG am Mittwoch präsentiert haben.

Das Papier wurde mit Hilfe von mehreren LGBTI-Organisationen ausgearbeitet, darunter HOSI Salzburg, TransX und dem Verein Nicht-Binär (Venib). Für den Bericht waren im vergangenen Jahr 1.047 Personen aus der Community online befragt.

"Diskriminierung macht krank. Deshalb müssen wir sicherstellen, dass alle Menschen sich auch trauen, medizinische Versorgung in Anspruch zu nehmen", betonte Rauch. Nach wie vor werden queere Menschen "aufgrund ihrer Geschlechtsidentität oder sexuellen Orientierung benachteiligt", teilte das Gesundheitsministerium mit. "Das hat große Auswirkungen auf die Gesundheit der Betroffenen."

Die detaillierten Zahlen

29 Prozent in der LGBTI-Community bewerteten den eigenen Gesundheitszustand als mittelmäßig, weitere 11 Prozent als schlecht oder sehr schlecht. In der Gesamtbevölkerung liegen die Anteile laut der Österreichischen Gesundheitsbefragung 2019 bei nur 19 bzw. sechs Prozent. 45 Prozent der queeren Personen berichten von einer mindestens sechs Monate dauernden Erkrankung. Besonders häufig leiden LGBTI unter psychischen Erkrankungen: 53 Prozent hatten nach eigenen Angaben in den letzten zwölf Monaten eine Depression. Bei 29 Prozent der Befragten wurde die Depression ärztlich diagnostiziert. In der Gesamtbevölkerung waren es laut Gesundheitsbefragung 2019 lediglich sechs Prozent.


Große Unterschiede von gesundheitlichen Problemen in der queeren Community und der Gesamtbevölkerung

Ein Grund für die erhöhten Zahlen liegt offenbar in der nach wie vor anhaltenden Diskriminierung queerer Menschen: 89 Prozent haben in den vergangenen zwei Jahren entsprechende Erfahrung gemacht. Drei Viertel von ihnen führten das auf ihre sexuelle Orientierung zurück, 61 Prozent auf ihr Geschlecht bzw. ihre Geschlechtsidentität. 54 Prozent berichteten über Diskriminierung im Gesundheitsbereich, etwa durch unangebrachte Kommentare, Beleidigungen oder den Druck, sich einer bestimmten medizinischen oder psychologischen Behandlung zu unterziehen.


Insbesondere geschlechtliche Minderheiten leiden unter psychologischen Problemen

Daraus resultierend gab fast die Hälfte der Befragten an, den Zugang zu Gesundheitsdienstleistungen teilweise zu meiden. Mit der Gesundheitsversorgung insgesamt sind 52 Prozent der befragten queeren Personen eher oder sehr zufrieden, nur 16 Prozent sind eher oder sehr unzufrieden.

Handlungsbedarf gegen Diskriminierung

"Wir haben ein hervorragendes Gesundheitssystem", so Minister Rauch. "Dass so viele Menschen über diskriminierende Erfahrungen berichten, zeigt dennoch Handlungsbedarf. Personen, die Bedarf an medizinischer Versorgung haben, müssen vor abwertenden Äußerungen geschützt sein. Zudem zeigt die Studie deutlichen Bedarf an besseren Informationen für das Gesundheitspersonal." Gerade in der Gesundheitsversorgung habe der Staat die Verantwortung, "alle Menschen bestmöglich zu versorgen – unabhängig von ihrer Geschlechtsidentität oder sexuellen Orientierung."

Gesundheitsministerium kündigt Maßnahmen an

Auf Basis des Berichts werden nun Maßnahmen zur Sensibilisierung des Gesundheitspersonals und ein Gesundheitsförderungsprogramm für Coming-out- und Transitionsprozesse konzipiert. Für die Befragten hat ein auf LGBTI-Themen sensibilisiertes und geschultes Personal eine hohe Bedeutung. Dabei gehe es nicht nur um Kenntnisse über queere Themen, sondern generell um eine respektvolle Haltung gegenüber den Patient*innen.

"Die im Gesundheitsbereich tätigen Menschen wollen sicher das Beste für alle Patient*innen. Vor allem in den Bereichen Inter* und Trans* gelingt das leider nicht immer, wie der vorliegende Bericht aufzeigt", erklärte Conny Felice, die Geschäftsführerin der LGBTI-Organisation HOSI-Salzburg. "Für diese Themen braucht es eine an die Lebensrealitäten der betroffenen Menschen angelehnte Sensibilisierung des Gesundheitspersonals. Die vom Ministerium geplanten Maßnahmen sind ein wichtiger erster Schritt."

Als erste Maßnahmen neu erarbeitet wurden bereits die Broschüren "Coming out" und "Vielfalt willkommen heißen". Sie sollen eine begleitende Unterstützung für queere Personen sein sowie das Gesundheitspersonal im Umgang mit queeren Patient:innen unterstützen. Noch in diesem Jahr soll zusätzlich ein E-Learning-Tool zur Sensibilisierung von Gesundheitspersonal starten. Dabei wird der Fokus auf inklusive Kommunikation, Bewusstseinsbildung und Wissenstransfer gelegt. Zusätzlich wurde die Website www.sozialministerium.at mit weiteren Inhalten zur LGBTIQ+-Gesundheit und Informationen zu Coming-out-Beratungsangeboten ergänzt. (pm/cw)

#1 JaaaaAnonym
  • 07.06.2023, 14:31h
  • Queere Menschen geht es gesundheitlich schlechter als der Gesamtbevölkerung...

    ----

    Wen wundert das? Wenn Menschengruppen in einer Art permanenter Dauerstresschleife aus Angst vor Verfolgung oder gar körperlicher und sozialer Verletzung und Ächtung leben müssen, Tag für Tag, macht das krank!
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#2 Lucas3898Anonym
  • 07.06.2023, 22:27h
  • Wer ist denn auf die Idee gekommen da als Vergleich Werte von 2019 für die Gesamtbevölkerung zu nehmen?
    Das war noch vor Corona, hinterher geht es allen schlechter.

    Also ich finde da liegt ein großer Fehler in der Studie vor, der eigentlich dazu führt, dass diese nicht aussagekräftig ist.

    Auch wenn andere Studien da ähnliche Ergebnisse haben.
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#3 GruthyAnonym
  • 13.06.2023, 23:37h
  • Antwort auf #1 von Jaaaa
  • Jup. Die Pubertät ist eine der vulnerabelsten Zeiten überhaupt und bei LGBTQ+ oft geprägt von entsetzlicher Angst. Selbst wenn die Umgebung akzeptierend ist, bleibt ein Jugendlicher nicht selten der einzige in Klasse. Soziale- und Liebeskontakte zu finden ist ungleich schwieriger. Obendrauf kommt ein wissen über jahrtausendelange Diskriminierung.
    Fast niemand steckt das einfach so weg. Es hinterlässt Spuren.
    Dem Universum sei Dank ist die Medizin heute weitgehend keine Täter-Opfer-Umkehr mehr betreibt. LGBTQ+ sind anfälliger für allerlei Probleme und Krankheiten, WEIL ihr Leben um ein vielfaches schwerer ist - nicht umgekehrt.

    In die Zukunft gerichtete Aufklärungsprojekte finde ich super - aber viel zu wenig und manchmal täuschen sie darüber hinweg das konkrete Sozialarbeit fehlt.
    Was nicht vergessen werden darf, ist konkreter Ausgleich und Hilfe für diejenigen die es schon getroffen hat. Ich finde hier müssen mehr Geld und mehr Möglichkeiten hin, damit sie sich aufbauen können. Wenn ich sehe wie z.B. LGBTQ+ Selbsthilfegruppen zu z.B. Depression überquellen, weiß ich das Bedarf gibt. Ich finde Erfahrungen und Coping-Strategien sollten weiter gegeben werden.
    Manche Angebote sind, glaube ich, zu akademisch und zu politisch.
    Intersektionale Theoretiker, die Leute darauf aufmerksam machen, wie viel Diskriminierung ihnen noch gar nicht aufgefallen ist... Das ist nicht immer hilfreich.
    Ich würde nie von diskriminierten Menschengruppen erwarten, dass sie aufgeklärter und besonnener sind als der Rest. Im Grunde haben sie viel bessere Gründe Ängste zu haben und vorsichtig zu sein.
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